Medizinische Versorgung Hausärzte machen immer weniger Hausbesuche
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17. Mai 2023, 05:00 Uhr
In Deutschland gibt es immer weniger Hausbesuche durch Hausärztinnen und -ärzte. Das ist vor allem für ältere Menschen auf dem Land ein zunehmendes Problem. Hausbesuche können aber auch von Versorgungsassistenzen im ländlichen Raum übernommen werden.
- Laut der Deutschen Stiftung Patientenschutz gibt es einen Rückgang von mehr als 25 Prozent bei den Hausbesuchen in zehn Jahren.
- Gründe für den Rückgang sind fehlende Hausärzte und niedrige Abrechnungen.
- Neben den Hausärzten übernehmen auch medizinische Fachangestellte Hausbesuche auf dem ländlichen Raum.
Es trifft vor allem Menschen über 75, die oft nicht mehr die Kraft haben, zur Hausärztin oder zum Hausarzt zu fahren.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz teilte MDR AKTUELL deshalb schriftlich mit: "Ein Rückgang von mehr als 25 Prozent der Hausbesuche in nur zehn Jahren ist alarmierend. Bisher unternimmt der Bundesgesundheitsminister in dieser Sache nichts. Es geht aber darum, die verpflichtenden Präsenzzeiten der Ärzte überprüfen zu lassen. Das muss sich dringend ändern."
Die offenbar fehlenden Hausbesuche sieht auch Hanna Lena Hohmann kritisch. Sie ist wissenschaftliche Geschäftsführerin der Landesseniorenvertretung in Sachsen-Anhalt. Dort bekomme man öfter Nachrichten von älteren oder vorerkrankten Menschen, bei denen nicht die Möglichkeit vorhanden sei, schnellstmöglich eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen: "Weil der öffentliche Nahverkehr nicht fährt und weil die Hausbesuche nicht möglich sind. Dann ist es eine Herausforderung und dann scheut man sich vielleicht auch, den Arztbesuch generell anzunehmen, was natürlich zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führen kann", sagt Hohmann.
Grundsätzlich sind Hausärztinnen und -ärzte zu Hausbesuchen verpflichtet, wenn ein Aufsuchen der Praxis wegen Krankheit nicht möglich oder zumutbar ist.
Hausbesuche von anderen Fachangestellten
Woran liegt es dann, dass Hausbesuche zurückgehen? Schon seit Langem ein Thema seien fehlende Hausärztinnen und -ärzte und die Abrechnung, sagt der Vorsitzende des Thüringer Hausärzteverbandes, Ulf Zitterbart. Er bekomme für einen Hausbesuch 27 Euro. Selbst Schlüsseldienste bekämen mehr Geld.
Zitterbart kann die Kritik aber generell nicht verstehen: "Wir haben ein paar Sachen, die sich geändert haben in den letzten zehn Jahren. Wir haben zum Beispiel vor zehn Jahren noch die Situation gehabt, dass der Arzt immer zu dem Hausbesuch fahren musste. Das heißt, der Mensch hat eine Sorge gehabt, eine Blutzuckermessung war fällig, es musste ein Medikament angepasst werden oder es musste Blut entnommen werden."
Heute machten das medizinische Fachangestellte, die in der Regel weiterqualifiziert seien und auch Hausbesuche machten. Diese Zahlen müsse man mit einbeziehen, sagt Zitterbart.
Aktuell habe er aber gar nicht das Gefühl, dass Hausbesuche nicht stattfinden könnten. Wer in seiner Praxis nachfrage, bekomme sie auch.
Ausbau von Telemedizin
Simone Lang ist gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Auch sie ist für mehr sogenannte VERAHs im ländlichen Raum, also Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis, die Hausbesuche mit übernehmen können.
Laut Lang ist es aber wichtig, dass VERAHs nicht ewig auf einen Ausbildungsplatz warten müssen und dass die Ärztinnen und Ärzte die Ausbildungskosten auch adäquat zurückerstattet bekommen. Denn: "So eine Ausbildung ist auch nicht ganz ohne. Die kostet auch Geld und wird nicht vollumfänglich übernommen."
Eine Lösung ist für Simone Lang aber auch der Ausbau von Telemedizin. So könnten Patientinnen und Patienten zum Beispiel ihre Hauterkrankung der Ärztin oder dem Arzt per Videotelefonie zeigen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. Mai 2023 | 06:00 Uhr
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