Finanzielle Sicherung Tierschützer warnen vor der Zukunft für Heime
Hauptinhalt
02. Januar 2025, 20:24 Uhr
Futter, Strom und Personal: Tierheime geben viel Geld für die Betreuung und Verpflegung von ihren Tieren aus. Dabei sind sie unter anderem auf die Unterstützung von Kommunen angewiesen. Doch dem Tierschutzbund zufolge fällt diese immer geringer aus. Auch die geplante Hilfe der ehemaligen Ampelkoalition entfällt und private Spenden gehen aufgrund von Inflation zurück. Deshalb sieht der Verband die Heime in Gefahr.
Der Deutsche Tierschutzbund warnt vor möglichen Schließungen von Tierheimen mangels finanzieller Sicherung sowie fehlender Unterstützung von Bund und Kommunen. Wie der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder, sagte, ist die Lage "heute so dramatisch wie noch nie".
Ihm zufolge sehen sich viele Tierheime mit einer Überfüllung durch Fundtiere konfrontiert. Für deren Betreuungskosten sind laut Schröder die Kommunen zuständig – doch diese würden sich der Verantwortung entziehen. "Wir fühlen uns von den Kommunen im Stich gelassen", beklagt er und spricht von "emotionaler Erpressung." Die Kommunen wüssten, dass die Heime es nicht übers Herz brächten, die Tiere nicht aufzunehmen.
Spendenbereitschaft geht zurück
Oft müssten Einrichtungen mühsam über Fundtierverträge verhandeln. "Manche Kommunen zahlen minimale Pauschalbeträge, andere übernehmen die Kosten nur für wenige Wochen", kritisiert Schröder. Eine einheitliche Regelung gebe es nicht. Besonders die Ausgaben für die Resozialisierung schwer vermittelbarer Hunde seien in vielen Fällen nicht gedeckt.
Zudem gehe die Spendenbereitschaft zurück. Fehlendes Geld müssten Heime aus eigenen Mitteln aufbringen. Doch viele Menschen seien zurückhaltender geworden, was vor allem an der Inflation und der unsicheren wirtschaftlichen Lage liege. Tierheime seien daher so sehr wie noch nie auf die Unterstützung tierlieber Menschen angewiesen. Schröder zufolge kann aber auch anderweitig unterstützt werden: "Wer kein Geld hat, kann Zeit geben."
Das Geld, was Tierheime einnähmen oder über die Kommunen erhielten, reiche gerade um die Tiere wirklich akut zu versorgen und zu betreuen, sagte Lea Schmitz vom Tierschutzbund MDR AKTUELL. Man könne aber nie finanzielle Rücklagen bilden.
Tierheime in Mitteldeutschland unterfinanziert
Auch Tierheime in Mitteldeutschland stehen finanziell unter Druck. Die Tierheime in Sachsen befinden sich laut dem Landestierschutzverband in der schwersten Krise seit der Wiedervereinigung. Der Geschäftsführer Michael Sperlich sagte dem MDR, viele Einrichtungen seien unterfinanziert.
Seit der Pandemie hätten sie kaum noch Möglichkeiten, neue Tiere aufzunehmen. Auch die Vermittlung der Tiere in ein neues Zuhause laufe schleppend. Besonders Hunde würden zum Teil Jahre warten.
Keine finanzielle Unterstützung vom Bund zu erwarten
Tierschutzbund-Präsident Schröder bemängelt zudem die fehlende Unterstützung der Ampelkoalition. Diese habe im Koalitionsvertrag Hilfe zugesichert. Darin hieß es, dass Tierheime durch eine Verbrauchsstiftung unterstützen werden sollen. Eine solche Stiftung hätte Tierheime langfristig unterstützen können, indem der Bund einen festen Betrag investiert und über Jahre in Raten hätte auszahlen können, erklärte er.
Schröder zufolge fehlt es unter anderem an Mitteln für grundlegende Infrastruktur wie Krankenstationen oder energetische Sanierungen.
Wir brauchen keine goldenen Wasserhähne, sondern Maßnahmen, die uns handlungsfähig machen.
Der Investitionsstau beläuft sich seinen Schätzungen zufolge auf rund 160 Millionen Euro – allein bei den 550 Heimen, die dem Verband in Deutschland angeschlossen sind. Es habe bis zuletzt keine Verhandlungen mit Berlin gegeben. Mit dem Aus der Ampel sei nun endgültig klar, dass keine Hilfe vom Bund zu erwarten sei. "Wenn die Tierheime nicht bald schnelle Hilfe bekommen, wird der praktische Tierschutz nicht mehr existieren", warnt Schröder.
MDR/dpa (lmb)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 02. Januar 2025 | 19:30 Uhr