Kassenbereich mit Impulswaren in einem Supermarkt
Kassenbereich mit Impulswaren in einem Supermarkt. Bildrechte: IMAGO / Lobeca

Supermarkt Alkohol, Süßes und Tabak an der Kasse – gesundheitsschädlich und trotzdem erlaubt

02. April 2024, 14:12 Uhr

Wenn MDR-AKTUELL-Hörer Peter Stary aus Rehmen bei Pößneck beim Einkaufen in der Warteschlange vor den Kassen steht, sieht er seinen Worten zufolge links und rechts nur Sachen, die sehr ungesund sind. So etwa Alkohol, Süßigkeiten oder Tabakwaren. Ihn interessiert, warum es von Verbraucherschutzverbänden und auch aus der Politik hierzu keinerlei Einwände gibt?

Der einzelne Schokoriegel, das Schnapsfläschchen oder die Schachtel Kippen im Hosentaschenformat – solche kleinen Artikel werden oft im Kassenbereich verkauft. Und das machen die Supermärkte auch aus Gründen der Flächenproduktivität, erklärt Erik Maier, Professor für Marketing und Handel an der Handelshochschule Leipzig: "Das heißt sie nutzen Flächen, die sehr klein sind an der Kasse und verkaufen damit relativ viel. Man spricht hier von circa einem Prozent der Ladenfläche, das circa fünf Prozent oder mehr der Umsätze eines Supermarktes erzeugt."

Besonders viel Absatz bei Tabakwaren

Mehl oder Milch könnte auf diesen oft winzigen Flächen gar nicht verkauft werden. Trotzdem nützt es den Supermärkten natürlich, dass diese ungesunden Sachen "Impulswaren" sind, die schnell mal die Kauflust aktivieren. Besonders viel Absatz bringen dabei Tabakwaren – etwa 63 Prozent, danach kommen Süßigkeiten mit 24 Prozent. Alkohol macht nur etwa drei Prozent aus. Sollte man diese Artikel verbieten?

Nachgefragt vor einem großen Supermarkt im Leipziger Süden kommen Antworten wie: "Für Leute mit Kindern wäre das auf jeden Fall sehr sinnvoll." "Ich glaube, wer wirklich süchtig ist nach Alkohol oder Zigaretten, der kauft sich das ja sowieso. Da ist das jetzt nicht ein ausschlaggebender Grund, dass das an der Kasse steht." "Also Süßigkeiten könnten ruhig an der Kasse bleiben. Aber ich finde halt – Thema Jugendschutz – dass auch Alkohol weggeschlossen gehört." "Fände ich an sich gut. Wenn man jetzt gerade Zigaretten und so sich überlegt, ist ja schon was, was sehr beeinflusst."

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Ab wann wird das "Gläschen Wein" zur Sucht? Wie wichtig ist es, Alkoholabhängigkeit als Krankheit anzuerkennen? Gibt es genetische oder andere Risikofaktoren für Alkoholsucht? Antworten im Audio.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 12.03.2024 12:00Uhr 34:01 min

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Mehrheit gegen Impulswaren an Kassen

In einer repräsentativen Studie im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums im vergangenen Herbst hat sich die große Mehrheit der Befragten gegen Impulswaren im Kassenbereich ausgesprochen. Die Studienmacher dort und auch Experten der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten fordern schon lange, dass die Politik aktiv wird. 

Bisher liefen allerdings alle Initiativen – auch aus der Politik – ins Leere. Handelsexperte Maier nennt als möglichen Grund die extrem geringen Gewinnmargen im Lebensmitteleinzelhandel: "Wenn ich da jetzt noch weiter reinschneide, indem ich solche relativ profitablen Artikel verbiete oder den Standort dort, kann es natürlich sein, dass es durchaus auch zu Preissteigerungen in anderen Bereichen des Sortiments kommt."

Außerdem müssten die Märkte umorganisieren. Die Waren würden ja weiterhin verkauft, nur woanders. Und Zigaretten beispielsweise seien verschlossen im Kassenbereich besser aufbewahrt. In den Tiefen der Gänge würden sie nämlich öfter geklaut.

Man kann also nicht generell sagen, dass das Thema nicht diskutiert wird. Dass sich etwas ändert, ist allerdings nicht absehbar. Das Bundesministerium für Ernährung weist auf Nachfrage von MDR AKTUELL darauf hin, dass bereits strenge Jugendschutzregeln zur Abgabe von Alkohol und Tabakwaren gelten. Die Umfrage im Herbst habe man zur Kenntnis genommen, kommentiere sie aber nicht weiter.

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. April 2024 | 06:22 Uhr

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