Eine Pflegerin schiebt einen Patienten im Rollstuhl
Die Zahl Pflegebedürftiger ist seit 2017 bundesweit um 57 Prozent gestiegen. Besonders viele pflegebedürftige Menschen leben unter anderm in Brandenburg. Bildrechte: picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski / SVEN SIMON

AOK-Pflegereport Pflegebedürftigkeit in Ostdeutschland besonders hoch

13. Dezember 2024, 14:34 Uhr

Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt seit Jahren deulich stärker zu als es demografische Daten vermuten lassen. Dem aktuellen Pflegereport der AOK zufolge leben besonders viele pflegebedürftige Menschen in Ostdeutschland. In Brandenburg etwa galt 2023 jede sechste Person als pflegebedürftig. In Thüringen hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen in sechs Jahren um mehr als 60 Prozent erhöht.

Die Zahl pflegebedürftiger Menschen hat bundesweit zwischen 2017 und 2023 deutlich zugenommen. Wie aus einer Untersuchung der Krankenkasse AOK hervorgeht, ist der Anstieg um 57 Prozent deutlich höher ausgefallen als demografische Daten erwarten ließen. Besonders viele Pflegebedürftige Menschen leben demnach in Kreisen in Ostdeutschland, Nordrhein-Westfalen, Hessen und im Saarland. Dort seien zwischen 9,1 und 17,1 Prozent der Versicherten pflegebedürftig, im bundesweiten Schnitt sind es sieben Prozent.

Die meisten Pflegebedürftigen leben in Brandenburg

Insgesamt stieg die Zahl der gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen seit der Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs 2017 von damals 3,3 Millionen auf 5,2 Millionen im Jahr 2023. Den höchsten Anteil Pflegebedürftiger an den gesetzlich Versicherten gab es laut Studie in den brandenburgischen Kreisen Barnim, Prignitz und Ostprignitz-Ruppin – dort war 2023 etwa jede sechste Person pflegebedürftig (15,7 bis 17,1 Prozent). Den kleinsten Anteil hatten demnach München, Freising und Rosenheim mit 3,4 bis 3,7 Prozent.

In Thüringen zeigt sich dem AOK-Report zufolge in dem Zeitraum ein Anstieg von über 60 Prozent bei den pflegebedürftigen Personen. Thüringenweit die meisten Pflegebedürftigen gab es demnach vergangenes Jahr im Unstrut-Hainich-Kreis mit 10,5 Prozent. Die wenigsten wurden mit 5,3 Prozent in Jena registriert.

Den Angaben zufolge ist die Entwicklung nicht allein mit der Alterung der Gesellschaft zu erklären. So wäre bei einem reinen Fortschreiben der Alterung von 2017 bis 2023 eine Zunahme der Pflegebedürftigen von bundesweit 21 Prozent zu erwarten gewesen – sie lag aber bei 57 Prozent.

Ursachen steigender Pflegebedürftigkeit unklar

Die Gründe für die anhaltende Diskrepanz sind dem AOK-Pflegereport zufolge größtenteils noch nicht genauer geklärt. Experten diskutieren demnach über ein ganzes Bündel möglicher Faktoren von der Zunahme von Demenzerkrankungen bis zu ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Demnach könnten etwa sinkende Einkommen und eine wachsende Zahl von Single-Haushalten dazu beitragen, dass mehr Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung beziehen. Auch könnte das Pflegeangebot zunehmend besser ausgebaut sein.

Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt den Angaben zufolge bereits seit etwa zehn Jahren deutlich stärker zu, als dies demografisch erwartbar wäre. Ein deutlicher Zuwachs der Pflegebedürftigkeit insgesamt lässt sich demnach vor allem ab 2017 beobachten. Seither gilt in der gesetzlichen Pflegeversicherung ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff. Auch fünf Jahre später allerdings steige "die Pflegeprävalenz deutlich über dem demografisch erwartbaren Niveau".

Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, spricht auf einer Diskussionsrunde bei der Kassenärztlichen Vereinigung.
Erwartet im laufenden Jahr eine sechsstellige Zahl zusätzlicher Pflegefälle: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Bildrechte: picture alliance/dpa

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte im Oktober, die Zahl der Pflegebedürftigen habe sich im vergangenen Jahr um 360.000 erhöht. Für das laufende Jahr sei mit einem Zuwachs von 400.000 Personen zu rechnen.

dpa/afp/MDR(lik)

Dieses Thema im Programm: MDR Thüringen – Das Radio | 10. Dezember 2024 | 16:00 Uhr

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