Notversorgung Nicht nur Streiks an Kliniken für Verschieben von OPs verantwortlich
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08. Dezember 2023, 05:00 Uhr
Durch die aktuellen Streiks an Kliniken im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes wird in vielen Krankenhäusern nur eine Notversorgung angeboten. Deswegen müssen auch Operationen verschoben werden. Aber nicht nur die Streiks sind dafür verantwortlich.
- Das Verschieben von Operationen ist an Kliniken Alltag geworden.
- Für die betroffenen Patienten bedeutet das eine erhebliche Belastung.
- Gründe für das Verschieben sind Personalmangel, Bürokratie sowie schlechte Arbeitsbedingungen und Entlohnung.
Ein schlimmes Beispiel: Bei einem Patienten wird eine Herzkatheteruntersuchung immer wieder verschoben, solange, bis er als Notfall mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht werden muss.
Dass Operationen immer wieder verlegt würden, liege nicht nur an kurzfristigen Streiks, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz. Laut ihm gibt es keine Maßstäbe oder objektiven Kriterien, nach welchen Operationen verschoben werden. In der Praxis könne das dann alle möglichen Behandlungen der Operationen betreffen: "Das kann eine Herzoperation sein, das kann eine Krebsoperation sein, eine beginnende Chemotherapie. All das erleben Patientinnen und Patienten und das hat nix mit Streik zu tun, sondern das ist Alltag."
Ähnlich äußert sich auch Johanna Bemberg. Sie arbeitet als Pflegerin im Uniklinikum Leipzig und kennt das Thema Notversorgung. Das sei keine Versorgung, die sie sich wünsche, aber die Notdienstversorgung sei häufig Alltag der Pflegerin: "Die ist angelehnt an eine Sonn- und Feiertagsbesetzung und wir wollen damit auch zum Ausdruck bringen, dass es im Endeffekt unser Alltag ist. Wir sind der Meinung, dass wenn es keine Verbesserung gibt, dann wird es so zum Standard und noch schlimmer."
Belastung für Patientinnen und Patienten
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft sieht erhebliche Belastungen für Betroffene: zum einen körperlich, aber auch psychisch – etwa, weil Patientinnen und Patienten eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes befürchten.
Vorstand Gerald Gaß glaubt, dass es wichtig sei, einen engen Kontakt zum einweisenden Arzt zu halten: "Wenn der Termin dann verschoben werden muss, empfehlen wir, dem Krankenhaus zu verdeutlichen, ob sich möglicherweise die Dringlichkeit erhöht hat, weil Schmerzen stärker geworden sind."
Pfleger wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen
Für die Krankenhausgesellschaft fehlt es unter anderem an einer fairen Vergütung für die Kliniken. Zudem herrsche – wie in vielen Branchen – Personalmangel.
Vorstand Gaß fordert unter anderem, dass die Abläufe entbürokratisiert werden müssten: "Es gibt aktuelle Untersuchungen, die sagen, dass sowohl die Ärzteschaft, als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege im Schnitt etwa drei Stunden am Tag mit Bürokratie, mit Dokumentation, mit Kontrollaufgaben beschäftigt sind."
Außerdem gibt es laut Gaß strikte Personalvorgaben, die es den Krankenhäusern oftmals nicht ermöglichen Personal flexibel einzusetzen: "Da bräuchten wir mehr Handlungsspielraum für die Krankenhäuser, um dann auch tatsächlich Prioritäten setzen zu können."
Pflegerin Johanna aus Leipzig wünscht sich mehr Personal und kürzere Arbeitszeiten in den Krankenhäusern. Sie betont, dass es im laufenden Tarifkonflikt zwar auch um mehr Geld gehe, dass viele Kolleginnen und Kollegen aber lieber über bessere Arbeitsbedingungen sprechen würden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Dezember 2023 | 06:55 Uhr