Eine Operation an einem Patienten.
Wonach wird entschieden, welche OP zuerst gemacht wird? Bildrechte: picture alliance/dpa/MAXPPP | Eddy Lemaistre

Operationen OP-Termine: Warum es für bestimmte Eingriffe monatelange Wartezeiten gibt

14. November 2023, 05:00 Uhr

Frank Oder aus der Nähe von Senftenberg ist Vater eines Sohnes, der Probleme mit dem Gehör hat. Dadurch hat er auch ein Sprachdefizit und wurde deshalb bei der Einschulung zurückgestuft. Nächstes Jahr soll der Sohn aber in die Schule kommen. Davor steht eine Sprachtherapie an, aber für die braucht er eine kleinere OP am Ohr: Ein sogenanntes Paukenröhrchen muss eingesetzt werden. Seit mehreren Wochen versucht Familie Oder, an einen Termin dafür zu kommen – vergeblich. Woran liegt das?

Familie Oder wartet schon seit mehreren Wochen auf einen OP-Termin für ihren Sohn. "Allerdings dauert das Ganze sehr lange", schreibt uns Frank Oder. "Die Krankenhäuser bieten uns Termine in circa vier Monaten an, aber das kann auch länger dauern. Und ich wollte wissen, ob es in Krankenhäusern so etwas wie eine Schiedsstelle gibt, die entscheidet, wann und wie Operationen durchgeführt werden?"

Die kurze Antwort auf die Frage unseres Nutzers lautet: leider nein. Eine Schiedsstelle für Fälle wie seinen gibt es in Krankenhäusern nicht. Das teilt eine Sprecherin der Sächsischen Krankenhausgesellschaft auf Nachfrage mit. Denn auch wenn der Leidensdruck hoch sei, um einen Notfall handle es sich bei dem Eingriff nicht. Familien wie die unseres Nutzers könnten es beim Beschwerdemanagement versuchen – die Chancen auf Erfolg seien allerdings gering. Denn zurzeit warteten sehr viele Kinder auf einen HNO-Eingriff.

Streit zwischen Ärzten und Kassenärztlichen Vereinigungen

Grund ist ein Streit zwischen Ärztinnen und Ärzten und den Kassenärztlichen Vereinigungen. Jan Löhler, Präsident des HNO-Berufsverbandes, beschreibt die Lage so: "Man sieht ganz deutlich, dass – ich nehme mir jetzt mal das Beispiel aus Hamburg – die Anzahl der Operateure in den letzten drei Jahren von 50 auf 20 zurückgegangen ist und die Anzahl der Operationen auch ungefähr um die Hälfte. Das liegt schlicht und allein daran, dass die Vergütung für diesen Eingriff so schlecht ist, dass das niemand mehr macht."

Auf Seiten der Kassen gibt es wenig Verständnis für dieses Argument. Insgesamt sei die Vergütung für ambulante Operationen gar nicht gesunken, sondern leicht gestiegen, sagt Helge Dickau, Sprecher beim GKV-Spitzenverband. Für kleinere Operationen gebe es seit Anfang des Jahres weniger Geld, für komplexere dafür mehr. "Hinzu kommt, dass wir uns mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erst vor wenigen Wochen auf eine Vergütung für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte geeinigt haben. Die bekommen künftig insgesamt 1,6 Milliarden Euro mehr. Und ja, vor diesem Hintergrund wird jetzt – aus unserer Sicht – die Forderung nach noch mehr Geld auf dem Rücken von Kindern ausgetragen."

Tipps für Betroffene

Was können Betroffene also tun? Helge Dickau verweist auf die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen, zu erreichen unter der Nummer 116 117. Johannes Schenkel weiß aber: Das hilft oft auch nicht weiter. Er ist ärztlicher Leiter bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland. "Wir können dann oft leider nur raten, dass man sozusagen möglichst viele Arztpraxen abklappern und da persönlich vorstellig werden muss, um dann da an die entsprechende Versorgung ranzukommen."

Letztendlich stehen Krankenkassen und Kliniken vor demselben Problem: Sie könnten die Ärztinnen und Ärzte nicht zwingen, zu operieren, sagt Jan Löhler vom HNO-Verband. Er beobachte einen "absurden Operationstourismus quer durch die ganze Republik". Und er berichtet, dass sich einige Patientinnen und Patienten in ihrer Not als Privatversicherte tarnten und die Operation selbst bezahlten. Die Kosten dafür lägen im niedrigen vierstelligen Bereich. Aber auch hier seien die Kapazitäten begrenzt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. November 2023 | 06:21 Uhr

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