Drohende Insolvenzen Krankenhausgesellschaft: Brauchen dringend Rettungsschirm
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04. Januar 2023, 14:06 Uhr
Die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt hat erneut einen Rettungsschirm für Kliniken in Not gefordert. Die Unterstützung des Bundes reiche dafür bei Weitem nicht aus. Die Krankenhäuser waren im abgelaufenen Jahr im Dauer-Krisenmodus. Viele von ihnen hoffen, dass die geplante Krankenhausreform die Zustände in den Kliniken verbessern kann.
- Die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt fordert einen Rettungsschirm für Kliniken. Viele Krankenhäuser seien seit Jahren unterfinanziert.
- 2022 befanden sich die Kliniken im Dauer-Krisenmodus.
- Viele von ihnen setzen deshalb auf die geplante Krankenhausreform.
Die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt hat erneut einen Rettungsschirm für angeschlagene Kliniken ins Gespräch gebracht. Geschäftsführer Gösta Heelemann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, nur mit weiteren Hilfen der Landesregierung könnten Insolvenzen vermieden werden.
Die Krankenhäuser seien seit Jahren unterfinanziert. Nach der Dauerkrise in 2022 sei es für etliche Kliniken im Land ein kaufmännischer Überlebenskampf. Die Unterstützung des Bundes mit acht Milliarden Euro reiche bei Weitem nicht aus, so Heelemann. Der Landtag von Sachsen-Anhalt hatte einem Rettungsschirm im November 2022 nicht zugestimmt und den Antrag der Linken zur weiteren Beratung in die Ausschüsse verwiesen.
Krankenhäuser im Dauer-Krisenmodus
Dass das Jahr 2022 für die Krankenhäuser besonders intensiv war, zeigt eine Umfrage von MDR SACHSEN-ANHALT in mehreren Kliniken. "Es ist ein extrem anstrengendes Jahr gewesen", sagte etwa Jürgen Richter, Geschäftsführer der Salus Altmark Holding mit Kliniken unter anderem in Gardelegen und Salzwedel. Der Dauer-Krisenmodus mit Corona, Grippe, Energiekosten und dem hohen Krankenstand beim Personal habe alle erschöpft.
Corona-Todesfälle in Sachsen-Anhalt 2022
In Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr mehr als 1.800 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts hervor. Umgerechnet auf 100.000 Einwohner ist Sachsen-Anhalt demnach vergleichsweise schlecht durch die Pandemie gekommen. Nur in Thüringen gab es relativ betrachtet mehr Todesopfer. Dort starben 106 von 100.000 Menschen an oder mit Covid, in Sachsen-Anhalt waren es 86. (Stand: 1. Januar 2023)
Diese Probleme seien fast ausschließlich auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen worden, sagte der Geschäftsführer der AMEOS-Kliniken Region Ost, Freddy Eppacher. Die AMEOS-Gruppe betreibt sechs Kliniken in Sachsen-Anhalt, unter anderem in Aschersleben und Bernburg. Für 2023 sei es wichtig, neue Fachkräfte zu gewinnen, so Eppacher. Dafür brauche es auch das Engagement der Bundesregierung.
Der Krankenhaus-Direktor der Johanniter in Stendal, Michael Schmidt, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, auch die wirtschaftlichen Zwänge, vor allem durch stark gestiegene Preise, seien im vergangenen Jahr eine Belastung gewesen. Dennoch hätten die Johanniter 2022 gut wirtschaften können.
Kliniken hoffen auf geplante Krankenhausreform
Schmidt hofft auf "echte" Reformen, die die Krankenhaus-Strukturen verändern und nicht nur wahllos Geld ins System pumpen.
Die Asklepios-Klinik in Weißenfels fordert dagegen einen Inflationsausgleich von der Bundesregierung. Für die Beschäftigten habe es aber bereits in diesem Jahr mehr Gehalt und Einmalzahlungen gegeben.
Im Städtischen Klinikum in Dessau-Roßlau arbeite das Personal weiter am Limit, teilte ein Sprecher mit. Der Notbetrieb sei gerade erneut verlängert worden. Das Krankenhaus hat eigenen Angaben zufolge seine Lehren aus der Pandemie und den damit verbundenen Versorgungsengpässen gezogen. So lagere man wieder größere Bestände von Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln.
Eine Sprecherin der Universitätsmedizin Magdeburg rechnet damit, dass neben Liefer-Engpässen bei Medikamenten auch drohende Cyberangriffe auf Gesundheitseinrichtungen künftig eine Herausforderung für die Kliniken sein werden. Man setze auf die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Krankenhausreform und hoffe auf deutlich weniger Bürokratie.
Auch das Bergmannstrost-Klinikum in Halle setzt auf die geplante Reform. Aus dem vergangenen Jahr kann die Klinik dennoch eine positive Bilanz ziehen. Trotz der Krisen sei es gelungen, Qualität abzuliefern.
Korrektur: In einer ersten Version des Artikels wurde formuliert, dass der Antrag der Linken im November abgelehnt wurde. Das ist nicht richtig. Er wurde zur weiteren Beratung in die Ausschüsse verwiesen.
MDR (Kathrin Köcher, Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Januar 2023 | 05:00 Uhr
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