Döner Kebap
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Traditionelle Spezialität Deutschland und die Türkei streiten um den Döner

25. Juli 2024, 11:34 Uhr

Eine Vereinigung aus der Türkei will den Döner Kebab als "garantiert traditionelle Spezilität" in der EU anerkennen lassen. Beim Bundesernährungsministerium in Berlin stößt der Antrag jedoch auf Verwunderung. Sollte die Türkei damit Erfolg haben, könnte das massive Auswirkungen auf den deutschen Markt haben.

Die "International Doner Federation", eine Vereinigung aus der Türkei, hat für den Döner Kebab einen Schutzantrag bei der Europäischen Union gestellt. Das in Deutschland beliebte Gericht soll damit als "garantiert traditionelle Spezialität" eingetragen werden.

Der türkische Antrag beinhaltet genaue Vorgaben, wie der traditionelle Döner hergestellt werden muss. So wird darin unter anderem die Verwendung von Kalb- und Jungrindfleisch sowie Putenfleisch ausgeschlossen, sagte ein Sprecher des Bundesernährungsministeriums. In Deutschland sei dies jedoch üblich und so auch in den Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse des Deutschen Lebensmittelbuches für die Produktbezeichnung "Döner Kebab" beschrieben. Um Zutaten wie Brote, Soße, Kraut und Salat geht es in dem Antrag nicht.

Was bedeutet "garantiert traditionelle Spezialität"? Das Siegel steht für eine festgelegte traditionelle Zusammensetzung und Herstellung eines Lebensmittels. Es gilt beispielsweise für den Serrano-Schinken aus Spanien, den italienischen Mozzarella-Käse oder dem Gueuze-Bier aus Belgien. In der EU gilt die Bezeichnung für rund 90 Lebensmittel.

EU-Antrag könnte enorme wirtschaftliche Auswirkungen haben

Das Bundesernährungsministerium habe den Antrag deshalb "mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen". Die türkischen Vorgaben entsprächen nicht den Standards der deutschen Gastronomie. "Bei Annahme des unveränderten Antrags aus der Türkei wäre ein Eingriff in den deutschen Markt mit spürbaren wirtschaftlichen Auswirkungen zu erwarten", erklärte das Ministerium. Döner, wie er in Deutschland hergestellt und verkauft wird, sei "nicht nur eine sehr beliebte Speise, sondern für viele Bürgerinnen und Bürger unseres Landes auch eine einträgliche Einnahmequelle".

Ein Dönerspieß
Die Vorgaben aus dem türkischen Antrag beziehen sich auf die Zubereitung des "Döner-Fleischs". Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

rde der Antrag durchgehen, müssten sich Döner-Verkäufer an genauere Vorgaben halten, denn das Gericht dürfte dann nur noch unter den von der EU abgesegneten Kriterien über die Theke gehen. Das könnte entweder die Preise in die Höhe treiben oder zu alternativen Namen für den Döner Kebab führen.

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung legte Einspruch ein

Im Einklang mit dem EU-Verfahren habe die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) deshalb Einspruch bei der EU-Kommission eingelegt. Die Brüsseler Behörde prüfe dies nun und leite gegebenenfalls ein "Konsultationsverfahren" ein. In diesem Rahmen müssten sich Deutschland und die Türkei dann einigen.

In der EU können auch Drittstaaten einen Antrag auf Schutz und Eintragung von Produktbezeichnungen stellen. Dies hat die Türkei für die Bezeichnung "Döner" getan.

Der deutsche Döner hatte bereits im April zu diplomatischen Verstimmungen geführt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war mit einem Dönerspieß aus Berlin zum Staatsbesuch in die Türkei gereist. Die Geste war als Würdigung der Lebensleistung türkischer Migranten in Deutschland gedacht, kam in der Türkei jedoch nicht bei allen gut an.

AFP, MDR (smk)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. Juli 2024 | 20:00 Uhr

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