Kälte im April Warum später Frost Bienen, Hummeln und Wespen schaden kann
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11. Juni 2024, 19:07 Uhr
Ende April gab es Frostnächte in Sachsen. Obst- und Weinbauern beklagten Ernteausfälle von bis zu 80 Prozent, weil zahlreiche Blüten erfroren. Um das Thema dreht sich auch die Frage von MDR-AKTUELL-Hörer Armin Reith aus Dresden: "Seit dem Frost Ende April mit den vielen Obstschäden, sehe ich nicht eine Wespe, selten einmal Bienen und Hummeln. Wo sind die alle hin? Was ist mit denen passiert?" Stephan Kloss ist der Frage nachgegangen.
- Nach den Nachtfrösten im April sind Bienen, Wespen und Hummeln vielerorts seltener geworden.
- Die Bestände können sich eventuell dennoch in den kommenden Wochen und Monaten wieder regulieren.
- Die bundesweite Mitmachaktion zur Insektenzählung des Naturschutzbunds endete kürzlich.
Wer kennt das nicht: Die Wespe die sich gern auf die Sonntagstorte im Garten setzt oder die Hummel, die behäbig durch den Klee fliegt oder die Wildbiene, die von Blüte zu Blüte schwebt. Dass solche Szenen dieses Jahr weniger zu beobachten sein könnten aufgrund der Nachtfröste Ende April, ist durchaus möglich, vermutet Sabrina Rötsch vom Naturschutzbund Sachsen. Sie ist zugleich Sachverständige für Hautflüglerarten, also Insekten: "Grundsätzlich sind Spätfröste für die staatenbildenden Insekten ungünstig", sagt Rötsch.
Kurze Erklärung: sogenannte staatenbildenden Insekten sind Arten, die ihre Nester meistens nur für ein Jahr bauen. "Das heißt die erwachen in den ersten warmen Tagen. Normalerweise im März, manchmal auch schon Ende Februar. Das sind zum Beispiel Wespenarten wie die Hornisse oder bei den Wildbienen sind das die Hummeln." Wenn diese etwa im März erwachten und anfingen, sich selbst zu versorgen und Nester zu bauen, könnten späte Fröste für sie gefährlich sein. "Da gibt es dann die Möglichkeit, dass die Tiere einfach erfrieren", erklärt Rötsch weiter.
Wespenbestand kann sich wieder erholen
In Sachsen gibt es zwölf verschiedene Wespenarten. Auch wenn der Aprilfrost der Grund sein sollte, dass im Moment weniger Hummeln, Bienen und Wespen herumschwirren: Es gibt dennoch Grund zur Hoffnung. Nicht zwingend sei daran ableitbar, wie das Wespenjahr jetzt werde, so Sabrina Rötsch vom Naturschutzbund Sachsen. "Es kann auch sein, dass es sich ganz normal wieder reguliert." Ganz im Gegensatz zu Wildbienen müsse man sich bei Frost um Bienen, die im Bienenstock leben, keine Sorgen machen, so Michael Hardt, Landesvorsitzender des sächsischen Imkerverbandes. "Honigbienen sind weniger gefährdet, da sie Vorräte anlegen und einen Kälteeinbruch überbrücken können." Der Leipziger Tierarzt ist selbst Imker.
Insektenzählung im Juni beendet
Bis zum 9. Juni lief übrigens bundesweit der Insektensommer. Jeder konnte mitmachen und für eine Stunde Insekten daheim oder im Garten oder im Park beobachten und zählen. Die eigenen Ergebnisse können bis zum 16. Juni nachgemeldet werden unter insektensommer.de. Sabrina Rötsch vom Naturschutzbund Sachsen glaubt allerdings nicht, dass die Zählung aufdecken kann, ob und wie viele Insekten aufgrund der Aprilfröste fehlen oder gestorben sind.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Juni 2024 | 08:25 Uhr