Garten und Klimawandel Gemüseanbau bei Trockenheit
Hauptinhalt
12. Juli 2019, 09:45 Uhr
Der trockene und heiße Juni hat vielen Gemüsegärtnern Sorgen gemacht. Welche Gemüsearten kommen gut mit Hitze und Trockenheit zurecht und wie können sich die Gärtner auf die veränderten Anbaubedingungen einstellen? Wir haben nachgefragt beim Gemüse-Experten Martin Krumbein vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum.
Zunehmend heiße und trockene Sommer werden zukünftig wohl auch in Mitteldeutschland zur Regel werden. Während Gartenfreunde im Zierpflanzenbereich eine große Auswahl an trockenheitsverträglichen Arten haben, ist die Situation beim Gemüse komplizierter. Martin Krumbein ist Fachbereichsleiter für Gemüseanbau des Thüringer Landesamts für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) in Erfurt. Er beschäftigt sich beruflich unter anderem mit genau diesen Fragen.
Jedes Gemüse braucht Wasser.
Trockenheit geht nie spurlos am Gemüse vorbei
Fest steht, auch robustere Gemüsearten brauchen Wasser. Entscheidend ist laut Krumbein, in welcher Wachstumsphase die Trockenheit einsetzt: Kurz nach der Aussaat oder Auspflanzung ins Beet verträgt sie kaum ein Gemüse. Bohnen zum Beispiel reagieren in der Blühphase empfindlich auf Wassermangel und werfen dann unter Umständen sogar ihre Blüten ab (Blütenrieseln).
Wenige Zeit vor der Ernte ertragen viele Gemüsearten eine vorübergehende Trockenheit besser. "Das gilt vor allem für Gemüse mit relativ langer Vegetationszeit wie Kürbis oder Paprika. Im Unterschied zu ihnen stirbt kurzlebiges Gemüse wie Salat, Radieschen oder Kohlrabi ohne ausreichende Wasserzufuhr schnell ab und wächst dann auch nicht nach", erklärt Krumbein. Aber auch die resistenteren Gemüsearten tragen durch Trockenperioden Schäden davon. So bekommen Möhren als "Trockenringe" bekannte Einschnürungen. Generell bleiben die Fruchtkörper sowie die Erträge insgesamt klein.
Gemüsearten mit relativ hoher Trockenheitstoleranz
- Fruchtgemüse wie Kürbis, Zucchini, Paprika oder Auberginen
- Wurzelgemüse wie Möhren, Rüben oder Rettich
- Kartoffeln
- Zwiebeln
- Kohlarten wie Weiß- oder Rotkohl
Gemüsearten, die kaum Trockenheit vertragen
- Blattgemüse wie Salat, Rucola oder Spinat
- Radieschen
- Kohlrabi
- Gurken
Martin Krumbein rät Gemüsegärtnern, sich intensiv mit Bewässerungssystemen zu beschäftigen. So sollten Regentonnen beziehungsweise Regentanks aufgestellt werden, um Wasser für trockene Perioden zu speichern. Wer großen Bewässerungsbedarf hat, kann auch über eine in den Boden eingegrabene Zisterne nachdenken. Eine Tropfwasserleitung ist zwar sehr aufwendig, sorgt aber für niedrigen Wasserverbrauch bei einer kontinuierlichen Bewässerung der Pflanzen. "Es gibt verschiedene Bewässerungssysteme für unterschiedliche Bedürfnisse", so der Gemüsefachmann. Welches das jeweils richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab: Wasserbedarf, Bodenbeschaffenheit, Klima oder auch der für die Pflege des Gartens zur Verfügung stehenden Zeit.
"Bei der großen Vielfalt an Gemüsearten ist es schwer, generelle Tipps zur Wasserversorgung zu geben, die schließlich auch nur ein Faktor unter anderen für den Anbauerfolg ist", bemerkt Martin Krumbein abschließend.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 23. Juni 2019 | 08:30 Uhr