Mit wenig zufrieden Heide- und Gartenpflanze: Der Gemeine Wacholder
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Juniperus communis
05. Dezember 2022, 14:57 Uhr
Der Birnengitterrost hat den Wacholder zu Unrecht in Verruf gebracht, denn das heimische Gewächs ist kein Überträger des gefürchteten Pilzes. Stattdessen können Früchte und Holz des genügsamen Gehölzes vielfältig verwendet werden.
- Die Wacholder-Heide ist ein sehr artenreicher Lebensraum in Mitteleuropa.
- Der Gemeine Wacholder eignet sich auch als unkomplizierte Gartenpflanze.
- Der Gemeine Wacholder ist kein Überträger des Birnengitterrostes.
- Holz und Früchte des Wacholders lassen sich vielseitig verwenden.
Sagenumwobener Wacholder
Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) - auch Kranewitt, Weckholder, Machandel, Knirk oder Reckholder genannt - gilt als Baum des Lebens. Die Römer nannten das Gehölz nach der Göttermutter Juno. Als immergrüner Baum steht er für Fruchtbarkeit, Gesundheit und das ewige Leben. Sagen, Märchen und Geschichten ranken sich um den Wacholder. So sollen unter ihm Schätze und der Eingang zur Wohnung von Riesen, Zwergen und der Unterwelt verborgen liegen. Der Wortsinn des Wach-holders beziehungsweise Weck-holders weißt auf den Volksglauben hin, dass Wacholder Sterbende am Leben erhalten kann.
Im Volksmund kennt man außerdem das Sprichwort "Vor dem Wacholder soll man die Knie beugen und vor dem Holunder den Hut ziehen." Es drückt Ehrfurcht vor den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten beider Pflanzen aus.
Heimat | Mitteleuropa |
Pflanzenfamilie | Zypressengewächse (Cupressaceae) |
Wuchs | ein bis sechs Meter hoch |
Blüte | April bis Mai |
Früchte | Beerenzapfen, benötigen zwei Jahre zum Reifen, nur reife Beeren verwenden |
Standort | offene sonnige Lagen, verträgt Hitze |
Boden | durchlässig, mager, kalkhaltig, salzverträglich |
Winterhart | ja, sehr frosthart |
Mehrjährig | ja |
Besonderheiten | als winterharte Kübelbepflanze geeignet, stadtklimafest, Rückschnitt möglich |
Wacholder: Botschafter einer Kulturlandschaft
Nach dem Wacholder ist sogar ein Biotoptyp benannt - die Wacholderheide. Sie ist eine alte Kulturlandschaft und ein sehr artenreiches Ökosystem. Durch Schafbeweidung entstanden große baumlose Flächen mit Gräsern, Flechten, Kräutern und Moosen auf mageren Standorten. Da die Schafe den stacheligen Wacholder verschmähen, ist er das einzige Gehölz, das auf diesen Flächen überdauern kann. Bekannte Wacholderheiden finden sich in Deutschland in der Lüneburger Heide und auf der Schwäbischen Alb.
Nach der Artenschutzverordnung darf man Zweige und Zapfen des Wacholders ernten, so lange der Strauch als Ganzes nicht beeinträchtigt wird. Das gilt allerdings nicht für Naturschutzgebiete, dort darf man weder den Wacholder noch andere Pflanzen entnehmen.
Wacholder im Garten pflanzen
Der Gemeine Wacholder findet sich selten im Garten, kann dort aber problemlos kultiviert werden. Er ist ein anspruchsloses Gewächs, das gut auf mageren Böden gedeiht und unbedingt einen sonnigen Standort braucht. Auch als Kübelpflanze eignet er sich gut. Zudem ist das Gehölz sehr frosthart, kommt mit Trockenheit zurecht und verträgt auch das Stadtklima sehr gut. Es gibt verschiedene empfehlenswerte Zuchtformen des Wacholders.
'Hornibrookii' | flacher Heidewacholder, 0,5 bis 0,8 Meter hoch, bis drei Meter breit |
'Repanda' | flacher Heidewacholder, 0,3 bis 0,5 Meter hoch, zwei Meter breit |
'Hibernica' | irischer Säulenwacholder, drei bis vier Meter hoch, ein Meter breit |
'Meyer' | buschig, kompakt aufstrebende Säulen- bis Kegelform, drei bis fünf Meter hoch, anderthalb Meter breit |
'Suecica' | schwedischer Wacholder, Säulenform, drei bis vier Meter hoch, ein Meter breit |
'Vemboö' | straff aufrechte Säulenform, drei bis fünf Meter hoch, 0,5 Meter breit |
Kein Überträger des Birnengitterrostes
Der Wacholder gerät immer wieder in Verruf als Überträger des Birnengitterrostes auf Birnbäume. Am heimischen Gemeinen Wacholder findet man diesen Pilz jedoch nicht. Hingegen sind der Chinesische Wacholder (Juniperus chinensis), der Sadebaum (Juniperus sabinae) und der Virginische Wacholder (Juniperus virginiana) Wirte des Wacholderblasenrostes, der im Sommer auf die Birne übergeht.
Verwendung von Holz und Früchten des Wacholders
Die Beerenzapfen benötigen zwei Jahre zum Reifen. Grundsätzlich sollten Sie nur reife Beeren verwenden. Die Früchte sind voller Bitterstoffe, die die Verdauung anregen. Sie kommen in Soßen für Wild- und Fischgerichte und als Zugabe im Sauerkraut und Rotkraut zum Einsatz. Die Beeren verleihen Gin den typischen Geschmack.
In der Heilkunde werden vor allen die Beeren verwendet, da sie einen hohen Anteil an ätherischen Ölen enthalten. Sie werden bei Harnwegsinfektionen sowie Magen- und Darmbeschwerden eingesetzt. In der Zeit der großen Grippeepidemie um 1913 galt das Kauen von Wacholderbeeren als Schutz vor Ansteckung.
Wacholder wächst sehr langsam, deshalb ist das Holz zäh und haltbar. Es besitzt enge Jahresringe und schwindet beim Trocknen kaum. Das Holz wird für Drechselarbeiten, Spazierstöcke und Luxusmöbel verwendet.
Auch zum Räuchern werden Blätter und Zweige des Wacholders verwendet. Ausgrabungen bestätigen, dass sie schon im Altertum als Rauchopfer verwendet wurden. Auch heutzutage ist in manchen Gegenden das Räuchern in den Raunächten zwischen Weihnachten und Dreikönig noch üblich. In der Landküche veredelt Wacholder-Rauch Schinken und Würste zu einer Delikatesse.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 04. Dezember 2022 | 08:30 Uhr