Artenreicher Garten Statt Kirschlorbeer: Pflanz diese heimischen Gehölze
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08. Mai 2024, 08:43 Uhr
Der immergrüne Kirschlorbeer ist in den Gärten weit verbreitet. Bei uns ist er sehr umstritten und in der Schweiz wird er sogar verboten. Wenige Pflanzen in vielfältigen Gärten sollten kein Problem sein - doch wenn Grundstücke zu Kirschlorbeer-Monokulturen verkommen, bieten sie der heimischen Tierwelt nur noch sehr wenig. Deshalb empfiehlt MDR Gartenexpertin Brigitte Goss heimische Alternativen zum Kirschlorbeer.
Wird Kirschlorbeer zum Problem?
Noch vor einigen Jahren setzten dem Kirschlorbeer frostige Winter zu. Doch heute kommen die meisten Kirschlorbeerpflanzen gut über den Winter. Sie blühen und bilden Früchte, die Vögel in der Natur verbreiten können. Das Bundesamt für Naturschutz hat den Kirschlorbeer in der Beobachtungs- und der Handlungsliste zu potentiell invasiven Arten eingestuft. Das bedeutet, dass Kirschlorbeer erstmal bei uns nicht verboten ist, aber bei den Behörden unter Beobachtung steht und sie darauf achten, dass sich die Pflanze in der Natur nicht weiter ausbreitet.
Was ist eigentlich Kirschlorbeer? Die Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) stammt aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist ursprünglich in Kleinasien beheimatet. Mit Lorbeerbäumen hat sie jedoch rein gar nichts zu tun. Der Kirschlorbeer stammt, wie Kirschen, Pflaumen, Aprikosen und anderes Steinobst, aus der großen Prunus-Gattung. Lorbeerkirsche oder Kirschlorbeer ist also in erster Linie ein Handelsname. Alle Teile des immergrünen Gewächses sind giftig, 2013 wurde es deshalb in Deutschland zur Giftpflanze des Jahres erklärt.
Heimische immergrüne Alternativen zum Kirschlorbeer
Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium)
Die Europäische Stechpalme war vor der industriellen Forstwirtschaft noch häufiger in unseren Wäldern anzutreffen. Bis heute hat Ilex als Schmuckreisig zu Weihnachten eine Bedeutung. Stechpalmen wachsen im Halbschatten bis Schatten und brauchen einen humosen, kalkarmen Boden. Im Jugendstadium ist der Rand der Blätter mit wehrhaften Dornen besetzt. Von Mai bis Juni zeigen sich die weißen, unscheinbaren Einzelblüten. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Ab Oktober bilden sich die attraktiven roten Beeren nur an weiblichen Pflanzen. Die Beeren sind schwach giftig.
In den Gärten hat sich bereits die robustere Züchtung Ilex x meserveae aus der heimischen Stechpalme und einer sibirischen Art (Ilex rugosa) bewährt. Die Sorten 'Heckenstar', 'Heckenpracht' und 'Heckenfee' tragen es schon im Namen: Sie eignen sich als Heckenpflanzen, aber auch in Einzelstellung. Sorten mit "männlichen Namen" bilden keine Früchte. Sorten mit weiblichen Namen, wie 'Blue Angel', bilden Früchte, wenn männliche Pflanzen im nahen Umkreis gepflanzt werden.
Der Echte Wacholder (Juniperus communis)
Der Echte Wacholder wächst an sonnigen Standorten auf nährstoffarmen und durchlässigen Böden. Die stechenden Nadeln sind graugrün. Die Beeren benötigen zwei Jahre, um zu reifen und können als Gewürz verwendet werden. Diese heimische Wacholder-Art ist sehr frosthart, so dass sie auch im Kübel sogar strenge Winter draußen überstehen kann. Im Sommer verträgt der Wacholder Hitze und Trockenheit.
Die sehr langsam wachsenden Sträucher werden auch als Säulenform angeboten, so dass sie sich auch als Sichtschutz für den Garten eignen.
Die flach wachsenden Sorten 'Repanda' und 'Hornibrookii' werden höchstens einen halben Meter hoch. An sonnig, warmen Stellen im Garten, die wenig gepflegt werden können, unterdrücken sie Wildwuchs. Wichtig: Dieser Wacholder ist kein Überträger des Birnengitterrostes.
Europäische Eibe (Taxus baccata)
Die Europäische Eibe hatte in früheren Zeiten als Nutzholz eine große Bedeutung, so dass die Wälder fast komplett abgeholzt wurden. Deshalb steht die Eibe heute in Deutschland unter Naturschutz. Viele Mythen ranken sich um die Pflanze, vermutlich weil sie in fast allen Teilen giftig ist. Dennoch wird die Eibe in der Gartengestaltung seit Jahrhunderten als Formgehölz und Heckenpflanze verwendet.
Die Vorteile von Eiben sind ihre Robustheit und ihre Schnittverträglichkeit. Sie kommen mit fast jedem Standort, ob Sonne oder Schatten, zurecht. Verschiedene Wuchsformen bieten auch unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten. Eiben können sehr groß werden, vertragen aber auch einen starken Radikalschnitt.
Kreuzungen der heimischen Eibe, wie Taxus media 'Hillii' oder Taxus media 'Hicksii', wachsen langsamer, eignen sich als Hecken und müssen nur einmal geschnitten werden. 'Hillii' trägt keine Früchte. 'Westerstede' ist eine weitere Heckensorte, die sich seit den 1960er-Jahren bewährt hat. Die Eibensorte 'Repandens' wächst überhängend und wird ungeschnitten 80 Zentimeter hoch.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 07. Mai 2024 | 20:15 Uhr