Zahlreiche Pflanzen des Riesen-Bärenklaus, auch Herkulesstaude oder Bärdenkralle genannt, stehen in einem Waldstück.
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Invasiver Neophyt - Eindringling aus dem Kaukasus Riesenbärenklau bereitet Riesenprobleme

Der Riesenbärenklau wächst "flächendeckend" in Thüringen. Die teilweise großen Bestände bereiten Botanikern und Naturschützern große Probleme. Sie zu beseitigen ist mit immensem Aufwand und Kosten verbunden. Die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Pflanze gehört zu den invasiven Arten, verdrängt heimische Pflanzen und ist gefährlich. Der Pflanzensaft führt in Kombination mit Sonnenlicht zu schweren Verätzungen auf der Haut.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Sa 06.06.2020 08:30Uhr 01:49 min

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Er ist durchaus attraktiv. "Das war ja auch der Grund, warum ihn englische Gärtner zirka Mitte des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze in Europa eingeführt haben", sagt Tristan Lemke. Er ist seit Dezember 2019 im Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz zuständig für den botanischen Artenschutz und führt mich zum Moossee.

Der versandete See liegt bei Isseroda im Weimarer Land. Hier ist erst im letzten Jahr ein neues großes Vorkommen von Riesenbärenklau entdeckt worden. Durch meterhohes Gras bahnen wir uns den Weg. Der Fachmann bleibt immer wieder stehen und staunt. "Die Wiese hier ist relativ artenreich.

Hier ...", zeigt er mir und drückt das hohe Gras leicht zur Seite "... stehen Wiesen-Primeln, Wicken, Glockenblumen, Margeriten." Doch vom Moossee her drängt sich der Riesenbärenklau immer wieder in die Wiese hinein. Heimische Pflanzen haben unter den übergroßen Bärenklaublättern keine Chance, auch nur noch einen kleinen Sonnenstrahl zu erhaschen.

Tristan Lemke, Thüringer Landesamt für Umwelt steht in einem Park
Tristan Lemke arbeitet beim Thüringer Landesamt für Umwelt. Die Behörden beobachten den "Einwanderer" mit Sorge. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Behörde bittet um Mithilfe

Ein solches Riesenbärenklau-Vorkommen ist, sagt der Fachmann, in Deutschland nicht meldepflichtig. Dennoch bitten die Naturschutzbehörden darum, Bestände den für Naturschutz zuständigen Behörden zu melden. Sie werden im Landesamt in einer Datenbank erfasst und gespeichert, beobachtet und gegebenenfalls beseitigt.

Immer dann, wenn sie andere Arten bedrohen, muss gehandelt werden. Das aber ist mit Aufwand und Kosten verbunden. Oft geschieht das im Rahmen von Pflegearbeiten in Schutzgebieten oder wird von lokalen Naturschutzinitiativen oder Gruppen mit freiwilligen Helfern übernommen. Die müssen sich gut vor einer Berührung mit der Pflanze schützen und werden zuvor entsprechend eingewiesen.

Riesenbärenklau
Der Riesenbärenklau wurde als Zierpflanze in europäischen Gärten eingeführt. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Entfernte Pflanzen nicht einfach entsorgen

Auch mir hat Lemke empfohlen, meine Jeans doch besser fest in die Wanderstiefel zu stecken. Vorsichtig tasten wir uns an den Riesenbärenklau-Bestand heran. Blütenstände sind nicht zu sehen. "Vermutlich wurde hier im letzten Jahr auch mal gemäht." So braucht die zweijährige Pflanze wieder etwas Zeit, um neue Blüten zu bilden. Häufige Mahd (6 bis 8 mal ab Anfang April bis Oktober), pflügen und fräsen ist eine der Abwehrmöglichkeiten. Auch das Abschneiden der Dolde vor der Samenbildung ist eine erfolgversprechende Möglichkeit die Pflanze loszuwerden.

Eine Hand mit Gummihandschuhen hält den inneren Teil einer Riesen-Bärenklau Pflanze.
Beim Bearbeiten vom Riesen-Bärenklau sind Handschuhe unverzichtbar. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Schmidt

Riesenbärenklau im eigenen Garten bekämpfen

Wer den Riesenbärenklau in seinem Garten entdeckt, sollte ihn am besten in Schutzkleidung abstechen und das tief genug. Die Pflanze hat eine Pfahlwurzel, die bis zu 60 Zentimeter in die Tiefe ragt. Ist die Pflanze draußen, dann sollte alles in schwarze Folie gewickelt und lange liegengelassen werden.

Die Pflanze verrottet und muss dann entsorgt werden - nicht in der Biotonne und auch nicht im heimischen Lagerfeuer. Also: ab auf den kommunalen Wertstoffhof - eingepackt in Plastiktüten. Hier kann garantiert werden, dass die Pflanze keinen Schaden mehr anrichten kann.

Riesenbärenklau
Der Riesenbärenklau wird auch Herkulesstaude genannt. Diese Pflanzen sind noch klein, sie können aber über drei Meter hoch werden. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Invasive Art - ursprünglich aus dem Kaukasus

Der Riesenbärenklau ist in Thüringen erstmals 1912 nachgewiesen worden. Er stammt ursprünglich aus dem Kaukasus. Riesenbärenklau gehört zu den invasiven Arten. "Davon haben wir in Thüringen derzeit 17", listet Lemke auf. Zu den sogenannten Neophyten - gebietsfremden Arten - zählen beispielsweise der Japanische Staudenknöterich, die Orientalische Zackenschote, die Kanadische Goldrute. Sie alle können aus Thüringen nicht mehr verbannt werden, zu weit verbreitet sind die Vorkommen. Sie sind, erklärt Lemke, Managementarten, werden also nur dort bekämpft, wo es aus ökologischen oder gesundheitlichen Gründen dringend geboten ist.

Invasive Neophyten Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet, die sich (durch menschliche Einflussnahme) in Gebieten ansiedeln, in denen sie ursprünglich nicht heimisch sind. Sie können in Ökosystemen erheblichen Schaden anrichten, indem sie sich beispielsweise extrem verbreiten und heimische Arten verdrängen. Sie verhalten sich demnach "invasiv".

Beim Verschiedenblättrigen Tausendblatt ist das anders. Die Wasserpflanze komme derzeit an nur wenigen Stellen in Thüringen vor, so dass es eine Chance gibt, sie in den Griff zu bekommen und sie so zu bekämpfen, dass sie aus Thüringen auch wieder verschwindet. Dieser Neophyt stammt ursprünglich aus dem östlichen Nordamerika und kommt dort in nährstoffreichen Gewässern vor.

In Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt ist das Verschiedenblättrige Tausendblatt als Neophyt verwildert. 66 verschiedene Arten von Neophyten stehen in Europa auf der sogenannten "Unionsliste". Seit 2014 ist es in der gesamten EU verboten, invasive gebietsfremde Arten in der freien Natur auszubringen. Das, was die Gärtner in England vor über 150 Jahren mit dem Riesenbärenklau getan haben, ist heute untersagt.

Riesen-Bärenklau
Imposante Blüten, die viele Samen bilden. Alle Pflanzenteile, aber besonders der Saft des Bärenklaus, enthalten phototoxisch wirkende Inhaltsstoffe (Furanocumarine). Berührungen können zu schweren Hautentzündungen und Schwellungen führen. Bildrechte: Colourbox.de

Riesenbärenklau breitet sich rasant aus

Der Riesenbärenklau ist ziemlich potent, um das salopp zu sagen. Eine Pflanze bildet im Jahr zwischen 20.000 und 40.000 Samen. Seine XXL-Dolden ähneln den Dolden des heimischen Wiesen-Kerbel, sind nur ein Vielfaches größer. Vom Wind können sie bis zu 100 Meter weit verbreitet werden, von Tieren und Flüssen aber kilometerweit. Und so geht der Riesenbärenklau auch in Thüringen immer wieder auf Reise, siedelt sich an Ufern an und nimmt heimischen Pflanzen den Lebensraum.

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 26. August 2023 | 08:30 Uhr