Invasiver Neophyt Japanischer Staudenknöterich: Von einer Garten- zur Problempflanze
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bot. Fallopia japonica, Reynoutria japonica
28. Oktober 2024, 12:01 Uhr
Der Japanische Staudenknöterich kam einst als exotische Gartenpflanze nach Europa, doch mittlerweile gilt die konkurrenzstarke Staude als invasiver Neophyt. Wer ihn im Garten loswerden will, braucht viel Ausdauer und Einsatz.
Warum ist der Japanische Staudenknöterich ein Problem?
Japanischer Staudenknöterich bildet große und dichte Bestände, welche die ursprüngliche Vegetation eines Gebietes überwuchern und unterdrücken. Besonders gern siedelt sich der Neophyt an Flussläufen an, weil er einen hohen Grundwasserstand schätzt, aber auch mitten im Wald kann man den Japanischen Knöterich antreffen. Hat sich die Pflanze einmal etabliert, ist sie nur sehr schwer zu bekämpfen. Die Wurzeln sind so stark, dass sie sogar Mauern durchdringen und so Schäden an Gebäuden verursachen können.
Die Knöteriche - eine große Familie Knöterich ist nicht gleich Knöterich: Je nach botanischer Einordnung gibt es etwa zwischen 650 und 800 verschiedene Knötericharten weltweit. Probleme machen hierzulande neben dem Japanischen Staudenknöterich auch der Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) sowie eine Kreuzung aus beiden: der Böhmische Staudenknöterich (Fallopia x bohemica). Andere Knötericharten wie etwa die Wiesenknöteriche (Bistorta) oder die Knöteriche (Persicaria) sind einheimisch und können problemlos als Zierstauden verwendet werden. Auch die Nutzpflanzen Rhabarber (Reum) und Buchweizen (Fagopyrum) sind Knöterichgewächse.
Konkurrenzstark und schnellwachsend
Japanischer Staudenknöterich ist als ausdauernde Staude enorm robust, schnellwachsend und konkurrenzstark. Minustemperaturen bis 30 Grad Celsius hält er gut aus und auch länger anhaltende Trockenheit scheint kein großes Problem zu sein. In der Hauptwachstumsphase im Mai kann der Japanische Knöterich zwischen zehn und 30 Zentimeter zulegen - pro Tag! Seine Wuchshöhe beträgt bis zu drei Meter. Er vermehrt sich hauptsächlich über sein Rhizom, das bis zu zwei Meter tief wurzeln kann. Selbst aus kleinen Wurzelstückchen kann eine neue Pflanze entstehen. Kaum ein einheimisches Gewächs hat diesem Neophyten nennenswert etwas entgegenzusetzen. An manchen Orten gibt es Versuche, es mit ähnlich wuchsstarken Weiden in Schach zu halten, aber das funktioniert allenfalls an Flussufern, nicht in Privatgärten.
Wie kam der Japanische Staudenknöterich nach Europa? Beim Staudenknöterich weiß man ganz genau, wann er europäischen Boden betrat: Es war im Jahr 1825 als der bayerische Arzt, Japanforscher und Botaniker Philipp Franz von Siebold ihn mitbrachte. Eingeführt wurde er als Zier- und Nutzpflanze. Im üppig wuchernden Knöterich sah man das Potenzial zu einer Futter- und Begrünungspflanze für schwierige Standorte sowie als Sichtschutz. Auch sein Wert als Bienennährpflanze wurde aufgrund der späten Blütezeit diskutiert.
Ist der Japanische Staudenknöterich verboten?
In Deutschland wird bislang nur abgeraten, den Japanischen Staudenknöterich als Gartenpflanze zu kultivieren, es ist jedoch nicht verboten. Ausdrücklich untersagt ist jedoch, ihn in die Natur zu bringen, sei es absichtlich oder unabsichtlich, indem man Gartenabfälle in der Natur entsorgt - was im Übrigen auch illegal ist. Der Botaniker Dr. Heiko Korsch, der regelmäßig Kartierungsarbeiten der Flora in Thüringen durchführt und dabei immer wieder auf die verschiedenen Arten des Staudenknöterichs stößt, meint, dass es für ein Verbot ohnehin zu spät sei. Der Japanische Staudenknöterich ist sozusagen gekommen, um zu bleiben. Entfernt wird er nur dort, wo er droht wertvolle Biotope zu überwuchern, etwa auf der unter Naturschutz stehenden Schuderbachswiese im Thüringer Wald.
Die Schweiz und Großbritannien hingegen verbieten sowohl die Anpflanzung als auch die Duldung der Pflanze - sprich, man muss sie aus dem Garten entfernen.
Wie bekommt man den Staudenknöterich aus dem Garten?
Vielleicht haben Sie einen Garten übernommen und mit ihm auch den Japanischen Staudenknöterich. Nun sind Hartnäckigkeit und Geduld gefragt. Ob man ihn jedoch vollständig los wird, ist nicht garantiert, eher gilt es, ihn im Zaum zu halten und die Ausbreitung zu verhindern.
Die Staude nur oberflächlich abzumähen bringt nichts, es sei denn Sie mähen ihn über mehrere Jahre hinweg mehrmals im Jahr ab, sobald die Sprossen etwa einen halben Meter hoch sind. Dadurch wird die Pflanze geschwächt und geht zurück. Heiko Korsch empfiehlt, die Pflanze acht bis zehnmal im Jahr abzuschneiden.
Effektiver ist es, die Wurzeln auszugraben und zu entsorgen. Das gelingt bei jungen Beständen besser als bei etablierten, großen Pflanzen, deren Wurzeln sehr tief reichen können. Fangen Sie also am besten frühzeitig an. Kontrollieren Sie den Garten regelmäßig auf Knöterichbewuchs und entfernen Sie neue Triebe gleich mit der Wurzel.
Bei sehr großen Beständen hilft es nur, die Wurzeln mit dem Bagger auszugraben. Das Erdreich müsste entsorgt werden oder zumindest durchgesiebt, dass die Wurzelteile entfernt werden können. Das ist natürlich aufwendig, kostenintensiv und für einen Privatgarten kaum zu leisten.
Man kann auch versuchen, eine abgemähte Fläche mit dunkler, lichtundurchlässiger Gewebefolie (Gärtner- oder Teilfolie) etwa drei bis fünf Jahre lang abzudecken, um die Wurzeln zu schwächen und letztlich abzudecken. Trotzdem muss man regelmäßig kontrollieren, ob nicht Triebe durch die Folie wachsen oder sich an den Rändern der Folie vorbeimogeln. In dieser Zeit passiert natürlich auch nichts auf der Fläche und man tötet auch alle anderen Gewächse ab.
Wie entsorge ich den Japanischen Staudenknöterich?
Bitte entsorgen Sie den Staudenknöterich und insbesondere seine Wurzeln nicht auf dem Kompost, damit schaffen Sie sich nur noch ein umso größeres Problem. Er sollte auch auf gar keinen Fall in der Biotonne oder auf der Grünschnittdeponie landen, weil das dazu beiträgt, ihn weiter zu verbreiten. Die Wurzelstücke treiben immer neu aus. Am sichersten wird er über den Hausmüll entsorgt.
Heimat | Ostasien (Japan, Taiwan, Teile Koreas, Sibiriens, Chinas) |
Pflanzenfamilie | Knöterichgewächse (Polygonaceae) |
Wuchs | bis zu 3 Meter hoch |
Blüte | späte, weiße Blüten bis in den Oktober |
Früchte | nein |
Standort | oft an Flussläufen, aber auch in Wäldern, auf Wiesen |
Boden | eher feucht, anspruchslos |
Winterhart | ja |
Mehrjährig | ja |
Besonderheiten | invasiver Neophyt, junge Pflanzenteile essbar, Wurzeln in Ostasien für medizinische Zwecke verwendet |
Quellen: Dr. Heiko Korsch (Biologe), MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 27. Oktober 2024 | 08:30 Uhr