Invasive Neophyten Ambrosia: Allergene Pflanze erkennen und entfernen
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bot. Ambrosia artemisiifolia
26. Oktober 2024, 08:40 Uhr
Ambrosia, auch Beifuß-Ambrosie oder Traubenkraut genannt gehört zu den invasiven Neophyten. Schon kleinste Mengen Ambrosia-Pollen können Allergien auslösen und Asthma hervorrufen. In Mitteldeutschland gibt es bislang nur vereinzelte Vorkommen. In anderen Teilen Deutschlands hat sie sich bereits übermäßig ausgebreitet. Wir erklären, wie Sie die Pflanze erkennen und entfernen.
Ambrosia erkennen und von Beifuß unterscheiden
Der korrekte Name lautet Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) und deutet schon auf das Aussehen der Pflanze hin: Sie kann auf den ersten Blick mit Beifuß-Arten wie dem Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris) oder dem selten vorkommenden Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) verwechselt werden. Die Blätter von Beifuß und Ambrosa sind beide fiederartig, allerdings wirken die der Allergenpflanze feiner und zarter. Schauen Sie sich die Blattunterseite an: Beim Gewöhnlichen Beifuß ist sie silbrig-grau, bei Ambrosia hingegen grün. Eine Bestimmungshilfe zu Ambrosia finden Sie auch auf der Website der Koordinationsstelle invasive Arten Sachsen-Anhalt.
Ambrosia wächst außerdem langsamer als Beifuß. Zerreibt man Beifuß-Blätter, riechen sie aromatisch. Ambrosia dagegen riecht nicht. Ambrosien werden je nach Standort bis zu 1,50 Meter groß. Sie legen allerdings im Frühjahr, bei einer Größe von 10 bis 15 Zentimeter, eine Wachstumspause ein. Der Beifuß steht dann schon wesentlich höher. Erst ab August beginnt hingegen die große Zeit der Ambrosia.
Ambrosia | Beifuß | |
---|---|---|
Blattunterseite | grün, unbehaart | silbrig-grau, behaart |
Stängel | leicht behaart | nicht behaart |
Blüten | grün-gelblich, ab Ende Juli/August | bräunlich, ab Ende Juni |
Standort und Vermehrung von Ambrosia
Ambrosia vermehrt sich vor allem über Samen, von denen jede Pflanze zehntausende trägt. Die Samen zeichnen sich durch besondere Langlebigkeit aus: Sie können auch nach rund 40 Jahren noch keimen.
Als wärmeliebende Art kommt Ambrosia sehr gut mit Trockenheit zurecht. Der Klimawandel trägt zu ihrer Verbreitung gen Norden bei. Sie gedeiht gut auf offenen, kargen Böden, zum Beispiel an Straßenrändern und Brachflächen.
Weitere Ambrosia-Art Die Stauden-Ambrosie oder Ausdauernde Ambrosie (Ambrosia psilostachya) ist ebenfalls eine einwandernde Art. Sie vermehrt sich vor allem vegetativ und wird in Deutschland wahrscheinlich überwiegend durch den Transport von mit Rhizomen verunreinigten Böden verschleppt. Auch ihr allergenes Potenzial wird als problematisch eingeschätzt.
Warum ist Ambrosia so allergen?
Der invasive Neophyt trägt das weltweit stärkste Pollen-Allergen in sich. In Australien hat Ambrosia deshalb den Spitznamen "Asthma-Pflanze". Ihre Pollen wirken stärker allergen als alle in Deutschland bekannten Gräser- und Baumpollen zusammen. Etwa eine Milliarde Pollen setzt eine einzige Ambrosia-Pflanze frei. Ihre Blütezeit beginnt im August und dauert bis Oktober. Sie verlängern die Allergiesaison. Deshalb könnten allergische Symptome im Herbst ein Hinweis auf Ambrosia sein.
Ambrosia-Pollen sind besonders klein und gelangen deshalb besonders tief in die Bronchien. Auch Menschen, die bislang nicht unter Heuschnupfen leiden, können davon betroffen sein.
Noch keine flächendeckende Verbreitung von Ambrosia in Deutschland
Im Gegenzug zu Südeuropa, Polen, Ungarn oder Tschechien, wo es bereits massive Probleme mit der starkwüchsigen und vermehrungsfreudigen Pflanze gibt, hat sich Ambrosia hierzulande noch nicht flächendeckend verbreitet. Christine Teumer von der Natura2000-Station im Saale-Holzland-Kreis, die sich viel mit der Verbreitung von Neophyten in der Natur beschäftigt, schätzt die Vorkommen in Thüringen auf Einzelfunde: "Ambrosia fühlt sich vor allem auf sandigen Böden wohl, die haben wir hier nicht so. Deshalb ist sie auch stärker in Brandenburg und im nördlichen Sachsen verbreitet." Aus Naturschutz-Sicht seien die massiven Vorkommen des Orientalischen Zackenschötchens, der Kanadischen Goldrute oder des Japanischen Stauden-Knöterichs derzeit sehr viel problematischer als Ambrosia, so Teumer.
Stabile Ambrosia-Vorkommen in der freien Natur finden sich vor allem in Süddeutschland entlang der Autobahnen. Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Deutschland bislang keine Meldepflicht, wenn Pflanzenvorkommen entdeckt werden. In einzelnen Bundesländern gibt es jedoch behördliche Stellen, welche solche Hinweise sammeln und die Pflanzen dann gegebenenfalls bekämpfen.
Ambrosia-Verbreitung im Garten durch Vogelfutter
Verunreinigtes Futter für Wild- und Hausvögel ist die Hauptverbreitungsquelle für Ambrosia in Privatgärten. Ambrosia gerät sozusagen als "Beifang" bei der Ernte der Vogelfutterpflanzen wie beispielsweise Sonnenblumen mit hinein. Christine Teumer rät daher zu Futter, dass mit dem expliziten Zusatz "ambrosiafrei" versehen ist. Es wird beispielsweise von Naturschutzverbänden vertrieben und kostet meist mehr als günstiges Futter aus dem Discounter oder Gartenmarkt.
Benutzen Sie Vogelfutter keinesfalls als Saatgut und achten Sie auch beim Kauf von Samenmischungen für Wildblumenwiesen darauf, dass keine Ambrosiasamen darin enthalten sind.
Ambrosia bekämpfen
Ambrosia-Pflanzen sollten komplett mit der Wurzel ausgegraben werden, idealerweise bevor die Pflanze zu blühen beginnt, also vor Ende Juli. Arbeiten Sie am besten mit Mundschutz und Handschuhen. Schon eine kurze Berührung kann bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen. Abmähen oder Abschneiden allein bringt nichts, denn Ambrosia beginnt ab Juli mit der Blütenbildung - egal wie groß sie ist.
Entsorgen Sie die Pflanzen im Hausmüll, keinesfalls auf dem Kompost oder gar in der freien Natur. Letzteres ist zum einen verboten, zum anderen kontraproduktiv, da sich die invasiven Pflanzen dort erst recht vermehren können.
Ambrosia als Heilpflanze
Ambrosia hat auch positive Wirkungen. Sie wurde von den Ureinwohnern Nordamerikas als Naturmedizin eingesetzt. Die Pflanze hat ätherische Öle, die entzündungshemmend, fiebersenkend und blut- sowie schmerzstillend wirken sollen.
Quellen: Christine Teumer (Natura 2000), MDR (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 28. August 2023 | 08:30 Uhr