Alte Gemüsesorte Haferwurzeln anbauen, ernten und verarbeiten
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Tragopogon porrifolius, auch Purpur-Bocksbart, Habermark oder Austernpflanze genannt
10. Oktober 2021, 14:23 Uhr
Haferwurzeln sind selten im Gemüsegarten. Dabei ist die alte Gemüsesorte pflegeleicht im Anbau und verträgt Trockenheit. Ihr Geschmack ist milder als der von Schwarzwurzeln und sie erfreut im zweiten Standjahr mit schönen lila Blüten. Das sind genug Gründe für Biogärtnerin Kristina Bauer, dem Wurzelgemüse eine Chance zu geben.
Im Supermarkt ist das fast vergessene Wurzelgemüse in der Regel nicht erhältlich und selbst auf Wochenmärkten trifft man es nur selten an. Wer Haferwurzeln probieren möchte, muss sie selbst anbauen. Das ist leichter als bei vielen anderen Gemüsearten.
Haferwurzeln im Garten aussäen
Bereits Ende März bis Anfang April können Sie Haferwurzeln direkt ins Freiland aussäen. Legen Sie die Samenkörner etwa 1,5 Zentimeter tief in die Erde. Wenn Sie zwischen den Samen einen Abstand von rund 2,5 Zentimeter einhalten, brauchen sie später nicht zu vereinzeln. Der Abstand zwischen den Reihen sollte etwa 30 Zentimeter betragen.
Halten Sie die Aussaat bis zur Keimung nach circa zwei bis drei Wochen stets leicht feucht.
Wo können Sie Saatgut für Haferwurzeln kaufen? Haferwurzelsamen gehören bislang nicht zur Standardausstattung im Saatgutregal der Gartenfachmärkte. Im Internet gibt es jedoch verschiedene, auf alte Gemüsesorten spezialisierte Saatgutanbieter. Auch Vereine zur Erhaltung der Sortenvielfalt bieten die Samen mitunter an.
Boden und Standort für Haferwurzeln
Heimat | Mittelmeerraum |
Pflanzenfamilie | Korbblütler (Asteraceae) |
Wuchs | 60 bis 120 cm |
Blüte | im zweiten Standjahr im Juni/Juli, lila |
Standort | sonnig bis halbschattig |
Boden | durchlässig, tiefgründig |
Winterhart | ja |
Mehrjährig | nein |
Lebensdauer | zweijährig |
Besonderheiten | alte Gemüseart, deren Wurzeln gegessen werden; ursprünglich, züchterisch kaum bearbeitet |
Haferwurzeln pflegen
Das alte Wurzelgemüse benötigt nur sehr wenig gärtnerische Aufmerksamkeit. Hacken Sie das Beet ab und zu und entfernen Sie unerwünschte Beikräuter. Düngen ist nicht nötig. Zusätzliches Wasser benötigen Haferwurzeln nur in trockenen Jahren.
Haferwurzeln ernten
Haferwurzeln können im ersten Standjahr ab Oktober geerntet werden. Da die Wurzel beständig weiter wächst, sind sie zu einem späteren Zeitpunkt meist größer. Frost macht den Haferwurzeln nichts aus, sie können also auch den Winter über auf dem Feld bleiben und kontinuierlich geerntet werden. Alternativ können Sie sie im Spätherbst ernten und in einer Erdmiete oder einem Eimer mit leicht feuchtem Sand im dunklen Keller einlagern.
Haferwurzeln im zweiten Standjahr Kristina Bauer empfiehlt, ruhig ein paar Haferwurzeln im zweiten Jahr stehen zu lassen. Im Juni/Juli entfalten sie dann wunderschöne lila Blüten. Aus den Blüten entwickeln sich später Samenstände, die an Pusteblumen erinnern. Aus ihnen lässt sich einfach neues Saatgut gewinnen.
Haferwurzeln verarbeiten
Die Wurzel der Pflanze neigt zu Verzweigungen. "Daran sieht man, dass Haferwurzeln züchterisch viel weniger bearbeitet wurden als Schwarzwurzeln", erklärt Biogärtnerin Kristina Bauer. Ansonsten ist die Verwendung der Haferwurzeln ganz ähnlich der ihrer populären Verwandten. Ihr Geschmack ist allerdings milder und aromatischer als bei den kräftigen Schwarzwurzeln.
Sie müssen Haferwurzeln nicht unbedingt schälen, wenn Sie es jedoch tun, legen sie die frisch geschälten Wurzeln in Zitronenwasser ein, sonst laufen sie an der Luft schnell bräunlich an. Das verdirbt zwar nicht den Geschmack, sieht aber unschön aus.
Kochen Sie die Haferwurzeln in Salzwasser weich, anschließend können Sie sie zum Beispiel zusammen mit einer Mehlschwitze oder mit brauner Butter genießen.
Herkunft und Verwandtschaft der Haferwurzeln
Schon in der Antike wurden Haferwurzeln im Mittelmeerraum angebaut, im 16. Jahrhundert kam das Wurzelgemüse dann nach Mitteleuropa. Allerdings wurde es im Laufe der Zeit von den ertragreicheren Schwarzwurzeln verdrängt. Die zwei Gemüsearten sind nur entfernt miteinander verwandt, sie gehören beide zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Haferwurzeln stammen aus der Gattung der Bocksbärte (Tragopogon) , während Schwarzwurzeln zur Gattung Scorzonera zählen.
Über unsere Expertin Kristina Bauer ist Agraringenieurin und betreibt in Asbach-Sickenberg (Eichsfeld) nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze einen Biohof mit Café und Pensionsbetrieb. Die in ihrem Garten erzeugten Produkte dienen der Versorgung von Familie und Gästen. Ihre Gartenerfahrungen hat sie im Buch "Gemüse. Frische Ideen für den Garten" veröffentlicht.
Quelle: Kristina Bauer, Biogärtnerin aus dem Eichsfeld
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 10. Oktober 2021 | 08:30 Uhr