Trockenheitsverträglicher Garten Einen Steingarten anlegen
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10. April 2024, 18:51 Uhr
Ein Steingarten passt gut in unsere Zeit: Er ist pflegeleicht und seine Pflanzen vertragen Trockenheit sehr gut. Dabei ist er keineswegs trostlos und ökologisch wertlos wie die verbreiteten Schottergärten. Hier erfahren Sie, was Sie bei der Anlage eines Steingartens beachten müssen, welche Steine verwendet werden können und welche Pflanzen geeignet sind.
Einen Steingarten anlegen
Den meisten Arbeitsaufwand verursacht ein Steingarten bei seiner Anlage. Wessen Gartengrundstück eine Hanglage aufweist, sollte am besten dort den Steingarten anlegen: Wegen des natürlichen Gefälles fließt das Wasser gut ab - Steingartenpflanzen vertragen keine Staunässe - und die Höhenunterschiede machen zudem den gestalterischen Reiz aus. Auch ebenerdig oder mit Hilfe von Aufschüttungen und Trockenmauern können Sie einen Steingarten anlegen, besonders stimmig wirkt er aber an Hängen.
Egal ob Hanglage oder nicht, hebt man am besten zunächst die für den Steingarten vorgesehene Fläche 20 bis 30 Zentimeter tief aus und füllt dann zuunterst eine Schicht Schotter oder groben Kies als Drainage ein, damit die empfindlichen Pflanzenwurzeln nicht im Wasser stehen. Auf die Drainageschicht baut man dann sein Minigebirge mit Steinen unterschiedlicher Größe auf - der klassische Steingarten ist schließlich eine Nachbildung der heimatlichen Bergwelt der Pflanzen. Aber natürlich sind der gärtnerischen Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Obenauf kommt an den Pflanzstellen eine dünne Schicht ungedüngter Gartenerde. Wo die Erde sehr lehmhaltig ist, sollte sie mit Sand vermischt werden. Steingartenpflanzen wachsen in der Natur auf magerem Boden, manche sogar direkt auf Steinen. Wer mag, kann nach dem Einsetzen der Pflanzen noch eine Schicht Kiesel aufschütten, um störenden Bewuchs zu unterdrücken und ein besseres Ablaufen des Wassers zu gewährleisten.
Die richtigen Steine verwenden
Die Art der verwendeten Steine hängt vom Wohnort sowie von den zur Verfügung stehenden Finanzen ab. Vielleicht sind bei einer Baustelle auf Ihrem Grundstück ohnehin Steine ausgehoben worden, die im Steingarten eine Verwendung finden können. Oder Sie finden Steine in der Umgebung, die Sie mit Genehmigung des Grundstückseigentümers verwenden dürfen. Für eine naturnahe Gartengestaltung ist es gut, das lokal vorkommende Gestein zu verwenden. Alternativ bieten viele Gartencenter eine große Auswahl verschiedener Steine an.
Die Steine sollten zueinander passen, eine wilde Mischung aus Farben und Formen entfaltet keine eindrucksvolle Wirkung. Einzelne, große Findlinge können im Steingarten als Blickfang eingesetzt werden. Nach der Pflanzung können Sie Schotter aus dem gleichen Material wie die Findlinge auf der Oberfläche verteilen. Garten-Experte Uwe Schachschal rät, die Brocken in einem naturnahen Steingarten auf die "faule" Seite zu legen. "Das heißt, die Steine so zu arrangieren, wie sie nach dem Herabkullern von einem Hang liegen bleiben würden", sagt der Fachmann aus dem Erfurter Egapark. Im dortigen Steingarten haben vier der wichtigsten Thüringer Gesteine Verwendung gefunden: Travertin aus Bad Langensalza, Seeberger Sandstein aus der Nähe von Gotha, Muschelkalk aus Plauen und Schiefer aus dem Thüringer Schiefergebirge.
Auswahl der Steingartenpflanzen
Die Auswahl der Steingartenpflanzen hängt vom Standort ab: Liegt er in der Sonne, im Schatten oder Halbschatten? Auch der pH-Wert des Bodens ist wichtig: Einige Pflanzen mögen eher kalkhaltige Untergründe, andere haben eine starke Abneigung gegen Kalk. Bei der Auswahl der Arten sollten Sie diese Standortansprüche bedenken. Wichtig für die meisten Gewächse ist ein durchlässiger, sandiger bis steiniger Boden.
Die meisten Steingartenpflanzen stammen ursprünglich aus dem Gebirge und kommen daher mit Frost gut zurecht. Haben sie einmal Fuß gefasst, breiten sich manche Gewächse von alleine aus - zum Teil so gut, dass ein regulierender Eingriff nötig wird.
Jahreszeiten beachten
Die meisten Pflanzen im Steingarten sind Frühblüher. Daher empfiehlt Steingarten-Experte Jürgen Peters bei der Neuanlage im Frühjahr nicht alles mit blühenden Stauden vollzupflanzen, sondern noch Platz für Sommer- und Herbstblüher zu lassen. Allerdings nimmt die Auswahl an Blühpflanzen mit dem Fortgang der Jahreszeiten immer mehr ab. Viele Steingartenpflanzen wie Sedum- und Sempervivum-Arten bestechen jedoch ohnehin vor allem durch ihre bizarr geformten Blätter und erst in zweiter Linie durch ihre Blätter.
Typische Steingartenpflanzen
- Polsterstauden wie Polsterphlox, Blaukissen oder Steinkraut
- Küchenschelle
- Adonisröschen
- kleinere Glockenblumenarten wie Karpaten-Glockenblume
- Alpenaster
- niedrige Nelkenarten wie Alpennelke
- Schleifenblume
- Mittagsblumen
- Zierlauch
- Sonnenröschen (Helianthemum)
- Fetthenne (Sedum)
- Haus- oder Dachwurz (Sempervivum)
- Steinbrech (Saxifraga)
- Dickröschen
- Moosfarn (Selaginella)
- Kräuter wie Thymian
- Gräser wie Segge oder Blauschwingel
Einen Steingarten pflegen
In der Anfangszeit nach der Pflanzung sollten die Pflanzen bei Trockenheit durchaus etwas gegossen werden. Sind sie dann gut eingewurzelt, muss nicht mehr zusätzlich gegossen werden - es sei denn, es herrschen sehr große Hitze und andauernde Trockenheit. Aber auch dann reicht wenig Wasser. Düngergaben entfallen. Unerwünschte Beikräuter sollten gejätet werden, damit sie die langsam wachsenden Steingartenpflanzen nicht überwuchern.
Als Gebirgsbewohner sind Steingartenpflanzen an eine dicke Schneedecke in der kalten Jahreszeit gewöhnt. Diese wirkt isolierend und schützt sie vor zu strengem Frost. Um die Schicht in schneearmen Wintern nachzuempfinden, sollten die Pflanzen mit Reisig abgedeckt werden. Auch eine Glasplatte könne auf die Gewächse gelegt werden, sagt Uwe Schachschal.
Das Alpinum – Der Ritterschlag des Steingärtners Wer bereits Erfahrung mit einem Steingarten gemacht hat und sich nun Höheres zutraut, kann sich an die Anlage eines Alpinums - einer speziellen Form des Steingartens - wagen. Dort wird die karge Gebirgslandschaft der Hochalpen nachgebildet und entsprechend werden nur Pflanzen aus dieser Klimazone dort kultiviert.
Gesprächspartner: Jürgen Peters, Uwe Schachschal
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 05. Mai 2024 | 08:30 Uhr