Mit Pflanzen gestalten Einen Prärie- und Steppengarten anlegen
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15. Mai 2022, 15:07 Uhr
Pflegeleicht: Ja. Doch ganz ohne Zuwendung kommt auch ein steppenähnlicher Kiesgarten nicht aus. Daniel Zugwurst, Pflanzplaner der Stadt Erfurt, verrät Tipps zur Pflege der Gartenfläche und zur Auswahl geeigneter Pflanzen.
Es ist, als würde dieser Weg hinein in die Zitadelle Petersburg in Erfurt von selbst leuchten. Zwischen den trutzigen Mauern der Bastion Kilian und des Ravelin Peter locken lebhafte Gelb- und Weißtöne Fußgänger den Berg hinauf: Staudenwaid und Schafgarbe, Teppich-Flammenblume, Steppen- und Zypressen-Wolfsmilch blühen hier auf Kiesgrund links und rechts des Weges. Dazwischen blitzen bläuliche und violette Farbtupfer.
"Das ist sozusagen die Pulslinie, das 'blaue Band'", sagt Daniel Zugwurst, Pflanzplaner der Stadt Erfurt. "Blau blühende Kugeldisteln und Allium etwa symbolisieren, dass Erfurts Herz für Pflanzen schlägt, und dass Gartenbau und Gartenschauen mit der Geschichte der Stadt verknüpft sind."
Als Schottergarten zur Bundesgartenschau 2021 angelegt, ist das auf einem Studierendenprojekt basierende Bepflanzungskonzept weit entfernt von den sogenannten "Schotterwüsten", die manchen Gärtnern die Tränen in die Augen treiben.
Eher orientiert sich die Bepflanzung des breiten Kiesstreifens am Fuße der Kalksteinmauern an den "Gravel Gardens" der Britin Beth Chatto, erklärt Daniel Zugwurst. Die Gestaltungen der Grande Dame der Gartenkultur tragen eine ganz eigene Handschrift: Sie sind durchaus geplant, wirken aber wie natürlich gewachsen.
So pflegen Sie Ihren Kiesgarten richtig
Obwohl grundsätzlich pflegeleicht, benötigen die Pflanzen im steppenähnlichen Kiesgarten am Anfang vor allem zwei Dinge: Wasser und Dünger. Das Wasser ist wichtig, damit sich die langen Wurzeln der Pflanzen entfalten und Fuß fassen können. Etwas später sollte mäßig gedüngt werden, wo es nötig ist. Dann kann man mit etwas Planung die Pflege reduzieren.
Daniel Zugwurst plädiert dafür, im Kiesgarten dynamisch zu pflegen, das heißt: auch Wachstum und Veränderung zuzulassen. Anders als bei der klassischen Pflege mit ihrer strengeren Formensprache und Pflanzplänen geht es darum, Beete und Gärten so zu konzipieren, dass sie Entwicklung und Konkurrenzverhalten der Pflanzen untereinander zulassen.
Diese Anlagen erscheinen dann auch mal wild und durchwachsen, sind in sich aber harmonisch, weil sie neben der Jahreszeit auch die Lebenszeit der Pflanze beachten. Im Ergebnis wirkt das Pflanzbild dann wie in der Natur vorgefunden oder gewachsen statt geplant.
Den Boden für den Kiesgarten vorbereiten
Sorgfältig planen sollte man in jedem Fall, bevor ein Kies- oder Steppengarten angelegt wird. Dazu gehört zunächst die Bodenanalyse und darauf aufbauend die Auswahl der Pflanzen.
Grundsätzlich eignet sich jeder Gartenuntergrund, um zum Kiesgarten umfunktioniert zu werden - wenn, wirft Daniel Zugwurst ein, eine entsprechende Zwischenschicht eingebracht wird.
Einfaches Spiel haben Gärtner mit kiesigem bis sandigem Boden. Dieser Untergrund ist an sich wasserdurchlässig und bedarf kaum weiterer Vorbereitung. Höchstens noch etwas Humus auftragen und anschließend die Kiesschicht.
Sandig-lehmiger Boden hingegen braucht eine Zwischenschicht aus Split und feinem Kies, bevor die abschließende Schicht Kies aufgetragen und die Pflanzen gesetzt werden können.
Tipp: Kies und Schotter auswählen Kies (rund) und Schotter (gebrochen) gibt es in vielen verschiedenen Sorten und Schattierungen. Wählen Sie sorgsam: Heller Granit reflektiert die Hitze - an heißen Tagen werden es Ihnen die Pflanzen danken. Dunkler Granit heizt sich dagegen schneller auf, was einigen Pflanzen zusetzen könnte.
Der anfängliche Aufwand bei der Bestimmung des Bodens lohnt sich, denn so können Sie Pflanzen aussuchen, die genau zu den Voraussetzungen Ihres Bodens passen.
Wurzeln atmen lassen - auf Unkrautvlies verzichten
In keinem Fall sollte Vlies als Sperrschicht verwendet werden, denn sonst ersticken die Pflanzenwurzeln. Greifen Sie lieber zu Mulch. Damit bleibt die Feuchtigkeit im Beet, und es bildet sich eine natürliche Sperrschicht für Wurzel- und Samenunkräuter wie Löwenzahn ("Pusteblume") oder Vogelmiere. Außerdem, erinnert Daniel Zugwurst, muss der Boden durchlässig sein, andernfalls kann das Wasser nicht versickern. In Staunässe würden die Wurzeln der trockenheitsliebenden Pflanzen verfaulen, im Winter sogar erfrieren.
Auf dem breiten, gelb-weiß blühenden Streifen entlang der Kalksteinmauern der Bastion beeindruckt die Vielfalt an Pflanzen - es gibt zum Beispiel allein fünf Arten an Wolfsmilchgewächsen mit unterschiedlichen Blütezeiten. So lebt der Kiesgarten auf dem Petersberg von und mit der Veränderung durch die Jahreszeiten. Daniel Zugwurst hofft, dass er ein gutes Beispiel ist, dass ein Kiesgarten ohne extensive Pflege funktionieren kann, und dass "Schottergärten" nicht nötig sind.
Für die Bepflanzung mit trockenheitsverträglichen Pflanzen hat er eine Reihe an Ideen.
Präriegarten bepflanzen: Pflanzen-Tipps für einen sonnigen Standort
- Steppensalbei Salvia nemorosa
- PrachtkerzeGaura lindheimeri
- Schönaster Kalimeris incisa 'Alba'
- Steppen-Wolfsmilch Euphorbia seguieriana subsp. niciciana
- Zypressen-Wolfsmilch Euphorbia cyparissias
- Weißblühender SonnenhutEchinacea purpurea 'Alba'
- Kugeldistel Echinops ritro
- Blauraute Perovskia atriplicifolia
- Schafgarbe(Achillea)
Quelle: MDR Garten (fra); Daniel Zugwurst, Pflanzplaner der Stadt Erfurt
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 15. Mai 2022 | 08:30 Uhr