Gärtnern im Einklang mit der Natur Der perfekte Garten für Wildbienen und andere Insekten
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11. Juli 2022, 08:17 Uhr
In zugebauten Städten ist es wichtig, dass Insekten Pollen für Ihre Brut und Nektar als Nahrung finden. Unsere Gärten spielen dabei eine wichtige Rolle. Auch wenn Insekten inzwischen bei der Städteplanung eine viel größere Beachtung finden, extra Blühwiesen und bienenfreundliche Staudenbeete gestaltet werden - nach wie vor sind viele Flächen versiegelt. "Gärten sind lebenswichtige Inseln für Insekten", sagt Gärtnerin Brigitte Goss und erklärt, worauf es ankommt.
Ohne die blühenden Inseln, auf denen Pflanzen wachsen, die Nahrung spenden und Lebensräume für ihre Nachkommen bieten, würden Hummeln und Wildbienen in zugebauten Städten verhungern und könnten sich nicht vermehren. Solche Inseln können Gärten sein, die blühende Wiese vor dem Haus oder auch der kleine Balkon.
Das macht einen insektenfreundlichen Garten aus
- viele verschiedene Pflanzenarten mit unterschiedlichen Blühzeiten
- offene Böden ohne Vlies, Pflastersteine oder Beton
- verwilderte Ecken mit Wildkräutern, die in Ruhe gelassen werden
- wurmstichige, morsche Balken, liegen gelassenes Totholz und eine Benjeshecke
- blühende Wild- und Ackerpflanzen, die wachsen dürfen
- zusätzliche Wasserstellen
- Nisthilfen wie Insektenhotels
- keine oder nur zurückhaltend eingesetzte nächtliche Beleuchtung
Insekten helfen: "Man kann viel tun, indem man weniger tut."
Dabei ist es gar nicht so schwer, den Garten oder den Balkon insektenfreundlich zu gestalten. "Unsere Gärten können Inseln der Nahrungsvielfalt sein", sagt Gärtnerin Brigitte Goss. "Man kann viel tun, indem man weniger tut". Auch viele Wildpflanzen im Garten sind die perfekte Nahrungsquelle für Insekten. Die Rote Taubnessel ist eine hervorragende Insektenweide. Das Zimbelkraut wächst zwischen Mauern und blüht ständig nach. Auch auf der blühenden Kleewiese werden Insekten satt.
Aber welches Wildkraut darf stehen bleiben und welches sollte weg? Diese Entscheidung muss jeder Gärtner selbst treffen. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden, sagt Gärtnerin Brigitte Goss. Es ist auch verständlich, dass nicht jeder möchte, dass sich Wildkräuter im ganzen Garten ausbreiten. Löwenzahn und der blühende Giersch - die ebenfalls reichlich Nahrung spenden - nehmen schnell überhand, wenn man sie blühen lässt.
Brigitte Goss rät deshalb, einen Teil des Gartens als wildes Paradies den Insekten und Tieren zu überlassen und einen anderen Teil zu pflegen und zum Beispiel mit insektenfreundlichen Stauden zu gestalten.
Aktion #Mähfreier Mai
Auch eine Mäh-Pause tut dem Ökosystem Garten gut. Auf der Wiese wächst viel mehr als man denkt - wenn man Wiesen- und Ackerkräuter wie Kamille, Margerite oder den wilden Mohn wachsen lässt. Die Deutsche Gartenbaugesellschaft und die Gartenakademie Rheinland- Pfalz haben deshalb die Aktion: #Mähfreier Mai ins Leben gerufen. Ein Aufruf an alle Gartenbesitzer, den Rasenmäher im Wonnemonat Mai - wenn alles wächst und blüht - einfach mal im Schuppen zu lassen.
Einheimische Pflanzen sind wichtig im Garten
Heimische Wildpflanzen im Garten haben viele Vorteile. Sie sind perfekt an die Umgebung und das Klima angepasst, sie überstehen kalte Winter ohne Problem und sie bieten Insekten ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Viele Insekten und heimische Pflanzen brauchen einander. Die Raupen des Tagpfauenauges ernähren sich fast ausschließlich von Brennnesseln. Unter den so wichtigen Wildbienenarten gibt es einige, die sich sogar auf bestimmte Pflanzen spezialisiert haben, wie die Lauchmaskenbiene oder die Glockenblumenscherenbiene. Vieles wissen wir auch noch nicht über das Zusammenspiel von Wildpflanzen und Insekten. Um aber die Vielfalt an Tieren und Pflanzen zu erhalten, können Gärten eine wichtige Rolle einnehmen, sagt Brigitte Goss. "Nicht zuletzt helfen wir damit den Nützlingen und uns selbst."
Empfehlungen für insektenfreundliche Pflanzen
Heimische Wildkräuter:
- Klee
- Löwenzahn
- Taubnessel
- Rainfarn
- Spitzwegerich
- Bärlauch
- Gundermann
- Disteln
Weitere blühende Kräuter:
- Schnittlauch
- Thymian
- Oregano
- Kapuzinerkresse
- Katzenminze
- Rosmarin
Auch andere Gartenpflanzen helfen Insekten
So wichtig Wildpflanzen im Garten sind, gerade Wildbienen schätzen aber auch das Angebot von Kulturpflanzen und Exoten in den Gärten. Ein schönes Beispiel sind Traubenhyazinthen, die sowohl wild in Weinbergen wachsen, aber auch als gezüchtete Formen angeboten werden. Ursprünglich kommen die Frühblüher aus dem Mittelmeerraum. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden sie nach Deutschland eingeführt und fühlen sich seitdem hier richtig wohl. Sie spenden Insekten dann Nahrung, wenn die Vegetation noch nicht viel Nektar und Pollen zu bieten hat und schließen so eine Lücke im Nahrungsangebot. Stark gefüllte Blüten haben übrigens nichts für Insekten zu bieten.
Nistplätze für Wildbienen und andere Insekten schaffen
Insekten brauchen Nistplätze, an denen sie ihre Brut sicher ablegen und versorgen können. Einer kleinen Gruppe von Wildbienen können wir mit Insektenhotels helfen oder hohle Stängel aufhängen, die sie dankend annehmen. In die von uns Menschen gemachten Bauwerke, zieht die gehörnte Mauerbiene gern ein.
Aber Insekten haben ganz unterschiedliche Vorlieben. Die Wespe sucht geschützte Ecken und baut lieber selbst. Erdwespen graben sich gern - geschützt unter Holzstapeln - ins Erdreich ein. Auch die meisten Wildbienen bevorzugen es, ihr Quartier im wilden Garten zu suchen. Laut der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) leben 75 Prozent der Wildbienen im Boden und bauen sich im Erdreich ihre Höhlen. Der Rest nutzt Fraßgänge von Käfern in morschem Totholz oder zieht in leere Schneckenhäuser ein. Gerade deshalb sind unaufgeräumte Ecken im Garten so wichtig, sagt Gärtnerin Brigitte Goss. Denn die meisten Insekten suchen sich dort - in der natürlichen Umgebung - ihren Unterschlupf.
Wasserstellen für Insekten bereitstellen
In extremen Trockenzeiten verdunstet der Morgentau schnell und Bienen, Hummel, Schmetterling und Co. brauchen dringend zusätzliche Wasserstellen im Garten. Sie bedienen sich am Seerosen- oder Fischteich, auch Wasserstellen für Vögel nehmen sie gerne an. Wichtig ist, dass die Wasserstellen gut erreichbar sind und Insekten einen Landeplatz haben, von dem aus sie trinken können. Wir können ihnen die Wasseraufnahme erleichtern, indem wir mit Steinen kleine Inseln schaffen. Nutzen Sie zum Beispiel einen Untersetzer eines Blumentopfes. Legen Sie Steine und kleine Äste hinein, damit sich die Tierchen retten können, sollten sie doch einmal abrutschen und ins Wasser fallen. Auch Moos oder Algen am Teichrand sind beliebte Landeplätze für Schmetterlinge. Von solchen Beobachtungen können wir uns viel abschauen und ein Mooskissen in die Trinkschale legen.
Licht im Garten nur sehr sparsam einsetzen
Licht im Garten sollte nur sehr sparsam eingesetzt werden, sagt Gärtnerin Brigitte Goss. Nachtaktive Insekten werden vom Licht magisch angezogen. Sie verlieren die Orientierung und kreiseln bis zur Erschöpfung um die Lichtquellen herum. Aber auch tagaktive Insekten können in ihrer Nachtruhe gestört werden. Überlegen Sie also genau, an welchen Stellen im Garten Licht wirklich notwendig ist und wann es gebraucht wird. Wählen Sie Lampen aus, die nach unten leuchten. Problematisch sind Solarleuchten. Sie laden sich tagsüber auf und leuchten die ganze Nacht vor sich hin, wenn schon längst niemand mehr im Garten ist. Schalten Sie die Lichter im Garten einfach aus, wenn Sie schlafen gehen.
Quelle: MDR Garten/dd; Gartenfachberaterin Brigitte Goss
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 10. Juli 2022 | 08:30 Uhr