Gaumenfreuden für Schmetterlinge, Bienen und Co. Fünf Tipps für einen insektenfreundlichen Balkongarten
Hauptinhalt
04. September 2023, 12:39 Uhr
Auf dem Balkon von Thea Lang summt und brummt es. Die erfahrene Gärtnerin hat zahllose Töpfe mit Pflanzen aufgestellt, die Insekten das gesamte Jahr anlocken. Sie gibt fünf Tipps, mit denen es gelingt, Balkon, Dach oder Terrasse in ein Paradies für Bienen, Schmetterlinge und Käfer zu verwandeln.
Kurz und knapp: Tipps für einen insektenfreundlichen Balkon
- Sorgen Sie vom Frühling bis zum Herbst für Blüten
- Setzen Sie auf Nutzen bei ihrer Pflanzenwahl
- Schaffen Sie Überwinterungsplätze für die Insekten
- Stellen Sie geeignete Insektentränken bereit
- Bevorzugen Sie einheimische Pflanzen für Ihren Balkon
Geranien sind im Balkongarten von Thea Lang nicht zu finden. Dafür viel Grün, viele kleine Blüten und viele blühenden Kräuter. Etwa 25 Quadratmeter messen Balkon und Dach zusammen, gut die Hälfte davon ist von Töpfen und Kübeln, Insektentränken und sogar einem kleinen Reisighaufen besetzt. Und jeder einzelne Topf hat seinen Zweck. Denn ein Garten, der alle Wünsche der Sechsbeiner erfüllen soll, braucht akribrische Planung.
Thea Lang war früher als Gärtnerin ganz anders drauf. Sie wollte immer nur Blumen mit großen, opulenten geschlossenen Blüten. Sie züchtete sogar selber Blumen - nur insektenfreundlich waren sie nicht. Irgendwann kam ihr die Einsicht, dass Gärtner der Natur auch etwas zurückgeben müssen. Sie plante um und pflanzt seitdem viele heimische Blumen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen.
Tipp Nr. 1: Vom Frühling bis zum Herbst für Blüten sorgen
Manche Blüten blühen im Frühling, manche im Herbst. Auf einem Balkongarten sollten Insekten das ganze Jahr über Nahrung finden. Thea Lang hat ihren Garten deshalb so angelegt, dass sich die Pflanzen mit ihren Blühphasen ablösen.
- Bereits im Februar und März blüht die Salweide, die mit ihren Kätzchen Bienen und Hummeln Nahrung bietet. Salweiden können bis zu acht Meter hoch werden. Zu riesig für einen Balkon. Aber es gibt schwachwüchsige Formen im Kübel, die kleiner bleiben. Thea Lang behandelt die Salweide wie einen Bonsai - alle drei Jahren wird der Baum aus dem Topf genommen, Wurzeln und Krone beschnitten, und dann neu eingetopft. Zur Salweide gesellen sich Krokusse, Traubenhyazinthen, Wildtulpen und andere Frühblüher.
- Ab März/April blühen Katzenminze (Achtung! Nicht alle Sorten blühen so früh!), kriechender Günzel und Schnittlauch.
- Im Mai und Juni locken Kornblume, Mohn, Kornrade sowie verschiedene Kräuter von Thymian bis Lavendel mit ihren Pollen.
- Schafgarbe und wilde Karde versorgen Insekten zu Beginn des Sommers mit Nahrung.
- Ab Juni bis zum Herbst blühen Rainfarn und Moschusmalve.
Tipp Nr. 2: Nutzen vor Schönheit
Die schönen großen Blumen, die viele Gärtner gern anschauen oder in die Vasen stellen, sind bei Thea Lang nicht zu finden. Stattdessen locken Katzenminze, Rainfarn und Frauenmantel mit ihren vielen kleinen Blüten. Hier können Hummeln und Bienen von einer Blüte zur nächsten fliegen und finden ausreichend Nahrung. Das häufig geschmähte Unkraut heißt bei Lang Wildkraut und darf wachsen, da es von vielen Insekten geliebt wird.
Tipp Nr. 3: Überwinterungsplätze für Insekten schaffen
Im Winter verkriechen sich Insekten und warten in ihren warmen Verstecken auf den Frühling. Gut, wenn sie dann auf dem Balkon einen Unterschlupf finden. Thea Lang bietet ihren Gästen verschiedene Möglichkeiten, neben den klassischen Nisthilfen. So wartet ein Eichenbalken mit kleinen, gebohrten Löchern auf Mauerbienen. Umgestülpte Blumentöpfe und ein kleiner Reisighaufen locken ebenso Bewohner wie ein armdicker Ast, den Thea Lang über die Töpfe legt und verrotten lässt. Im Reisighaufen haben sich in einem Winter Heuschrecken eingenistet. "Da gab es im Frühling viele kleine Heuschrecken", sagt Lang.
Tipp Nr. 4: Geeignete Insektentränken bereitstellen
Alle haben Durst! Alle brauchen Wasser. Auf dem Balkon von Thea Lang stehen viele Insektentränken. Von wassergefüllten Tonuntersetzern mit Landesteinen bis zur kleinen Zinkwanne mit Rohrkolben gibt es für alle Bedürfnisse der tierischen Gäste die richtige Tränke. Aus Beton hat Lang zudem ein Becken mit unterschiedlich tiefen Bereichen und einer kleinen Insel geformt. Hier können auch Vögel baden und trinken. Im Wasser liegen kleine Würste aus Ton. Hier holen die Mauerbienen das Material, um ihre Röhren zu verschließen.
Tipp Nr. 5: Einheimische Pflanzen bevorzugen
Insekten und Pflanzen gehen häufig sehr enge Symbiosen ein. Nur wenn sie die richtige Pflanze finden, können sie sich entwickeln. So ernähren sich beispielsweise die Raupen des Tagpfauenauges fast ausschließlich von Brennnesseln. Der Schwalbenschwanz lebt besonders häufig an Orten, an denen Doldenblütler wie Dill, wilde Möhre oder Fenchel wachsen. "Die einzige Ausnahme in meinem Garten ist Lavendel. Der ist nicht einheimisch, aber für die Insekten sehr wertvoll", sagt Thea Lang.
Quelle: MDR Garten
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. Mai 2023 | 08:30 Uhr