Tiere im Garten Hummelhotels: Warum wilde Garten-Ecken wichtiger sind
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02. März 2022, 08:30 Uhr
Hummeln sind echte Sympathieträger für die Welt der Insekten. Manche Gartenbesitzer möchten den Tieren unter die Flügel greifen - und kaufen oder basteln liebevoll Hummelhotels. Doch diese Nistkästen sind kein optimales Zuhause.
In den ersten, warmen Strahlen der Frühlingssonne fliegen junge Hummelköniginnen durch viele Gärten. Sie sind auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen, um ein neues Volk zu gründen. Viele Gartenbesitzer möchten den Insekten helfen: Gekaufte oder selbstgemachte "Hummelhotels" werden auf dem Rasen aufgestellt, um den Tieren ein Zuhause zu geben.
Wachsmotten als Gefahr für Hummelvölker
Doch oft folgt die Enttäuschung, wie Melanie von Orlow vom Berliner Hymenopterendienst des Naturschuztbundes (Nabu) berichtet. Hummeln haben ihre eigenen Vorstellungen von einem gemütlichen Heim. "Mäuse sind zum Beispiel natürliche Nistplatzvorbereiter für Hummeln. Das ist genau das, was Hummeln suchen: Mäuselöcher", sagt die Expertin. Bei fertigen Nistkästen passiere oft erstmal gar nichts. Und wenn doch ein Hummelvolk einziehe, könne es zum Parasitenbefall kommen. "Wachsmotten finden die Hummeln in vielen Nisthilfen wie auf dem Präsentierteller", sagt die Expertin. Die Parasiten sind auch für Imker ein bekanntes Ärgernis. Wachsmotten spinnen die Hummelnester regelrecht ein und können das Volk zerstören.
Doch wie helfen Laien den sympathischen Brummern am besten? Die Gartenfachberaterin und Buchautorin Brigitte Goss rät: "Für Hummeln ist ein naturnaher Garten wichtig, in dem manche Bereiche einfach in Ruhe gelassen werden". Wer Hummeln aktiv unterstützen will, kann verschiedene Blumen, Sträucher und Bäume pflanzen, die vom Frühling bis in den Herbst Pollen und Nektar liefern.
Nisthilfen für Wildbienen statt Hummelhotels anbieten
Auch Melanie von Orlow vom Nabu empfiehlt, natürliche Lebensräume für Hummeln zu schaffen. Insektenhotels für Wildbienen können den naturnahen, wilden Garten ergänzen. "Nisthilfen für die Solitärbienen aufzuhängen, bringt einen größeren Gewinn für die Arten", sagt sie. Wildbienen, die einzeln (solitär) leben, haben kein Volk. Sie nehmen menschengemachte Insektenhotels mit frischen Nistmaterialien im Frühjahr gerne an.
Hummel-Fakten
- Bei den Hummeln überleben nur die begatteten Jungköniginnen den Winter. Sie tragen die nächste Generation Hummeln schon in sich.
- Erdhummeln bauen ihre Nester gerne in verlassenen Mäuslöchern. Je nach Hummelart werden aber auch Totholzhaufen, Spalten zwischen Steinen und leere Vogel-Nistkästen besiedelt.
- Über den Sommer entwickelt sich aus den Eiern der Hummelkönigin ihr Staat mit Arbeiterinnen, Drohnen und Vollweibchen.
- Zwischen August und Oktober stirbt das Hummelvolk ab - bis auf die jungen Weibchen, die sich mit Drohnen gepaart haben. Diese Jungköniginnen gründen nach dem Winter neue Hummelvölker.
- In Deutschland gibt es rund 30 verschiedene Hummelarten.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 16. Mai 2021 | 08:30 Uhr