Gartenparadies Naturnahe Felsen selber machen: Hobbygärtner gießt Steine aus Beton
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24. Juli 2020, 19:14 Uhr
Gleich hinterm Gartentor von Wolfgang Kohlhepp beginnt eine andere Welt. Überall blüht es. Phlox und Stockrosen wachsen an schroffen Felsen. Zwischen ausgespülten Steinen, die Wind und Wetter gezeichnet haben, liegt ein terrassenförmiges Biotop mit Molchen, Schnecken und Fröschen. Für die Libellen sind die Seerosenblätter idealer Landeplatz.
Das Grundstück von Wolfgang Kohlhepp, inmitten einer fränkischen Wohnsiedlung mit ordentlichen Vorgärten, fällt aus dem Rahmen. Schnell stellt sich der Besucher die Frage, wo denn die ganzen großen Felsen herkommen? Sogar eine Felsenbrücke führt über den Koi-Karpfenteich. Der zieht sich 20 Meter lang rund um das halbe Haus bis zur Holzterrasse. Nicht wenige sind von der Antwort überrascht: Wolfgang Kohlhepp modelliert die Brocken selbst - aus Estrich-Beton. Der gelernte Raumausstatter aus Oberwerrn ist ein Mann mit viel Geduld, Leidenschaft und großen Träumen.
Im Handel gab es keine Felsen und schweres Gerät war nicht vorhanden. Also habe ich vor vielen Jahren begonnen, meine Felsen aus Beton zu gießen. Viele Besucher denken, das seien natürliche Felsen. Nach drei bis vier Jahren haben sie eine schöne Patina. Das sieht oft täuschend echt aus.
In vielen Jahren hat Wolfgang Kohlhepp viel Beton auf sein Grundstück gegossen, mehr als man bräuchte, um ein ganzes Einfamilienhaus zu bauen, wie der Hobbygärtner selbst schätzt. Kohlhepp arbeitet ähnlich wie ein Bildhauer. Zuerst baut er kleine Steine, die nur ein paar Kilo wiegen.
Dann hab ich gedacht, was ich in Klein machen kann, geht auch in Groß. Mein größter Felsen ist sieben Tonnen schwer und musste mit dem Autokran angehoben werden. Es ist das Dach über einer Sitznische.
Einfache Technik: Kleine Steine werden im Beet gegossen
Es klingt logisch und einfach, wenn Kohlhepp erklärt, wie er die Felsen baut. Als Form für die Steine dient Sand, Lehm oder lockeres Erdreich, je krümliger desto besser. Davon braucht er - je nach Größe - riesige Mengen. Dann modelliert Wolfgang Kohlhepp, der inzwischen als Rentner viel Zeit für seine Gartenprojekte hat, die Negativform. Wie ein Junge, der im Sandkasten baut, modelliert er ein Loch ins Beet, drückt die Erde fest, fügt hier und da noch größere Steine und Erdklumpen hinzu, bevor er schichtweise den Beton in das Loch füllt. Wolfgang Kohlhepp legt immer wieder Steine oder Erdklumpen an den Zementrand, die später für ganz natürliche Strukturen, Löcher und Risse sorgen. Am Ende wird alles mit grober Erde zugedeckt und noch fest in die Masse gedrückt. Nach 24 Stunden sind kleine Felsen fertig. Die Erde kann langsam weggeschaufelt und grob abgefegt werden. Denn Rest erledigen Regen und Wetter von alleine.
Große Steinbrocken brauchen Verstärkung
Komplizierter sind die großen Steinelemente - zum Beispiel für eine felsenüberdachte Sitzecke oder die Brücke über den Koikarpfenteich mit drei Metern Spannweite. Hier steckt Stahl drin, erklärt Kohlhepp. Die Brücke steht auf einer senkrechten Mauer, die den ganzen Fischteich von beachtlicher Größe umgibt. Er ist 20 Meter lang und drei Meter breit. Viel Platz für elf Koikarpfen und einen alten, großen Stör, der Kohlhepps Lieblingshaustier ist, auch wenn er keinen Namen hat.
Schon als Kind hat Wolfgang Kohlhepp von einem Garten geträumt, die Eltern hatten keinen. Jetzt lebt er seine Leidenschaft, verbringt jede freie Minute draußen, zu werkeln gibt es immer was. Der Garten sei sein zweites Wohnzimmer. Alles ist hier handgemacht und mit viel Geduld Stück für Stück gewachsen. Aus dem Baumarkt sei höchstens mal ein Gartenstuhl, sagt Kohlhepp, und muss selbst ein wenig über sich schmunzeln.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 19. Juli 2020 | 08:30 Uhr