Interview Splash Festival: "Hier treffen sich Menschen, die Hip Hop-Kultur lieben"
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09. Juli 2024, 10:12 Uhr
In Ferropolis bei Gräfenhainichen findet jährlich das Splash Festival statt. Umgeben von Baggern und riesigen Kränen gibt es Hip Hop und Rap, laute Bässe und Zeltplatzidylle, Pommes und Caps. Kurzum ausgelassene Stimmung auf 14.000 Quadratmetern Fläche am Gremminer See in Sachsen-Anhalt – all das ist das Splash. 25.000 Hip Hop-Fans reisen dafür aus ganz Deutschland zum Festival an. Internationale und nationale Größen der Szene sind jedes mal im Line Up, weiß Sissy Metzschke. Die MDR-Musikjournalistin, Moderatorin und Podcasterin kennt das Splash seit 2006 und blickt mit uns zurück auf ihre Erinnerungen, die Highlights und die Bedeutung des Splash für die deutsche Musikszene.
MDR KULTUR: Wann war dein erstes Splash, was hast du dort erlebt, wie hast du dich gefühlt?
Sissy Metzschke: Meine älteste Splash-Erinnerung ist die an das Splash-Benefizkonzert 2006. Ich war dort für MDR SPUTNIK im Einsatz, um mit Tefla & Jaleel, Samy Deluxe, Kool Savas und Co. über die Zukunft des Splash zu reden. An diesem Abend habe ich auch Curse interviewt. Ich kannte bis dato nur seine Musik und war so erleichtert, dass er auch abseits der Bühne dieser stilvolle Typ mit den packenden Geschichten, der warmen Stimme und dieser unfassbaren Tiefe ist. Diese Seite von Hip Hop zu erleben, war schon damals sehr wichtig für mich.
Wie oft warst du schon beim Splash-Festival?
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wie viele Splash-Festivals ich schon erlebt hab. Ich schätze so um die 10, 12.
Welche schönen, bleibenden Erinnerungen verbindest du mit dem Splash-Festival?
Die meisten bleibenden Erinnerungen sind natürlich mit meiner Arbeit verknüpft. Ich hatte wahnsinnig lustige, unterhaltsame Interviews auf dem Splash – mit John Legend habe ich auf der Suche nach einer geeigneten Interviewlocation mal viele, viele Runden übers Gelände gedreht, Macklemore und ich haben uns gegenseitig so hochgepeitscht, dass wir während des Gesprächs einen Lachanfall nach dem nächsten hatten, und Estikay kam mit T-Shirt auf dem Kopf und Restalkohol in der Blutbahn zum Gespräch, was dadurch extrem ehrlich und auch ein bisschen süß war.
Hat dich auf dem Festival auch mal etwas verärgert oder frustriert?
Manchmal hatte ich mit Künstlern zu tun, deren Attitüde ätzend war. Interviews wurden bestätigt, dann wegen "kein Bock" vor Ort verschoben und am Ende gecancelt. Bei allem Spaß und aller Flexibilität – das nervt. Auch Grenzüberschreitungen blieben nicht aus.
Was würdest du sagen: Welche Bedeutung hat das Splash für deutschen Rap und die Hip Hop-Szene?
Das Splash-Festival ist ein Dreh- und Angelpunkt der Hip Hop-Szene Deutschlands. Ein Event, das Tradition und Trends vereint und das nicht nur einmal gezeigt hat, dass hinter dem Ganzen ein Team steht, das mit Herzblut bei der Sache ist. Hier treffen sich seit Jahrzehnten Menschen, die Hip-Hop-Kultur lieben – Graffiti-Künstler, Musikfans, DJs, Artists und viele mehr. Auch der Austausch kam nie zu kurz. Auf dem Zeltplatz, beim Feiern und auch bei Podiumsdiskussionen und in Sessions kann man hervorragend netzwerken. Nicht selten entstehen neue Freundschaften und alte werden gepflegt.
Und für dich ganz persönlich?
Ich habe mich auf dem Splash immer zu Hause gefühlt: Da gab es meine Lieblingsmusik, viele alte Bekannte und neben viel Arbeit immer auch immer eine gute Zeit. Wie sagen alle immer so schön: Es ist ein bisschen wie Klassentreffen, ist wirklich wahr. Hier habe ich meinen Lieblingskünstler Mac Miller live erlebt, mit MC Fitti Flyer verteilt und alte Kumpels aus Halle beim Graffitis malen bestaunt. Nie vergesse ich mein erstes veganes Steak im Brötchen, legendäre Zeltplatzfeten und stundenlanges Philosophieren über die Zukunft des Rap mit Falk Schacht.
Für wen ist das Festival besonders relevant – für "alte Hasen", für Gen Z, für Journalistinnen und Musiknerds?
Für alle!
Was wünschst du dem Splash-Festival für die Zukunft?
Weiterhin spitzenmäßige Acts. Auf dass das Team mit Energie und Herz bei der Sache ist, für Offenheit, Vielfalt und gute Musik steht und immer ein Auge auf die vielen talentierten female Artists hat.
Das Gespräch führte Nastassja von der Weiden, MDR KULTUR.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Größer als Hip Hop – Die Geschichte des Splash! Festivals | 04. Juli 2024 | 22:10 Uhr