Festival-Atmosphäre am Abend beim Melt! in Ferropolis 2018
Einzigartige Kulisse für Festivals und andere Veranstaltungen: "Ferropolis", die Stadt aus Eisen, bei Gräfenhainichen Bildrechte: IMAGO / ZUMA Press / Emmanuele Contini

Schon gewusst? Kohle, Bagger, Festivals: Zehn spannende Fakten über Ferropolis

15. Juli 2024, 09:34 Uhr

Ob Festivals wie das Splash oder andere Veranstaltungen – das Freilichtmuseum Ferropolis, das auch "Stadt aus Eisen" genannt wird, bietet eine einzigartige Kulisse und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Hier treffen riesige Bagger auf blühende Landschaft umgeben von einem See. Denn Ferropolis ist voller Geschichte: früher arbeiteten hier Kumpel und bauten Kohle ab. Zehn wissenswerte Fakten:

SPUTNIK Moderatorin Sarah Englisch
Bildrechte: Hagen Wolf

1) Früher: Bergbau, heute: Festivals

Wo heute getanzt und gefeiert wird, wurde in den 60er-Jahren Kohle gebaggert. Zu Spitzenzeiten haben 820 Männer und Frauen im Tagebau Golpa-Nord gearbeitet. Nach 27 Jahren Braunkohleförderung wurde Ferropolis 1995 als Freilichtmuseum und Eventlocation gegründet.

Wandbild zweier Kumpel an einem Gebäude in Ferropolis
Mit diesem Wandbild in Ferropolis bei Gräfenhainichen wurden zwei ehemalige Bergbau-Kumpel verewigt. Bildrechte: Eberhard Thonfeld

2) Studierende hatten die Idee fürs Markenzeichen

Anfang der 90er-Jahre – als die Braunkohle-Bagger endgültig stillstanden – begann die Sanierung des Tagebaus. Daran waren auch Studierende der Bauhaus Universität Dessau beteiligt und kamen auf eine Idee, die zum Markenzeichen von Ferropolis wurden: fünf der Kohle-Bagger sollen nicht verschrottet werden. Die stählernen Kolosse wurden 1994 unter Denkmalschutz gestellt.

 3) Von der Braunkohlewüste zum Naherholungsgebiet

Die mitteldeutsche Region ist durch die exzessive Nutzung der Rohstoffe ökologisch stark geschädigt. Viele ehemalige Tagebauten wurden Ende der 90er-Jahre geflutet und Renaturierungsprojekte an den Start gebracht. So auch in Ferropolis: Im Jahr 2000 wurde der ehemalige Tagebau geflutet, um die Verwandlung in eine Erholungs- und Kulturlandschaft voranzutreiben.

Das Gebiet vor der Flutung mit Förderarm eines stillgelgten Braunkohlebaggers in Ferropolis.
Aufnahme des Braunkohlegebietes mit Bagger in Ferropolis vor der Flutung Bildrechte: Lem

4) Ferropolis dient auch als Mahnmal

Im Gremminer See liegt ein Dorf begraben, das dem Tagebau zum Opfer fiel. Gremmin wurde erstmalig 1400 urkundlich erwähnt und musste dann knapp 500 Jahre später der Braunkohle weichen. 1981 rückten die Bagger an und überbaggerten Stück für Stück das ehemalige Dorf.

Elternhaus in Gremmin vor der Überbaggerung
Aufnahme des Dorfes Gremmin vor der Überbaggerung Bildrechte: Privat / Roland Hermann

Überall dort, wo heute Wasser ist, wurde Braunkohle ausgeworfen. Und das Dorf, das dort mal lag, wurde überbaggert. Deswegen ist Ferropolis auch ein Mahnmal, wie sensibel man mit den Menschen, der Natur und den Rohstoffen umgehen sollte.

Janine Scharf, Geschäftsführerin von Ferropolis

 5) Instanz für Veranstaltungen

Die Wirtschaft in der Region rund um Gräfenhainichen trägt einen großen Nutzen vom Erfolg der "Stadt aus Eisen". Nach Angaben von Thies Schröder, Geschäftsführer der Ferropolis Industriekultur gGmbH: "Mehr als 1,4 Millionen Euro regionale Wertschöpfung werden pro Festival erzeugt." Die Dichte an Veranstaltungen nimmt dabei weiter zu, denn mittlerweile siedeln sich immer mehr Festivals in Ferropolis an. Seit 2009 findet dort jährlich das größte Hip-Hop-Festival Deutschlands, das Splash, statt. Ebenso das Metal-Festival "With Full Force", das bis dahin traditionell in Roitzschjora gefeiert wurde. Seit 2017 hat es in Ferropolis eine neue Heimat, ebenso wie neu gegründete Festivals wie das "Hive".

Die Baggerstadt Ferropolis bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt aus der Vogelperspektive: eine Insel mit Baggergroßgeräten umgeben von einem See
Ferropolis bei Gräfenhainichen aus der Vogelperspektive Bildrechte: picture alliance / Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa | Jan Woitas

6) In Ferropolis kann geheiratet werden

Auf dem Freigelände und der ehemaligen Schaltwarte, kann man sich in Ferropolis das Ja-Wort geben. Dadurch gab es sogar eine Festival-Hochzeit 2010: Ein Paar, das sich zwei Jahre zuvor auf dem Melt-Festival kennengelernt hatte, heiratete in der außergewöhnlichen Location.

7) Drehort für Krimi "Polizeiruf 110"

Eine so besonderer ort wie Ferropolis ist auch als Drehort beliebt. Im Sommer 2012 wurde hier eine Folge "Polizeiruf 110"  in der "Stadt aus Eisen" gedreht. Bei "Vom Laufsteg in den Tod" war als Gast unter anderem der Berliner DJ Paul Kalkbrenner zu sehen.

Lisa Benthien (Muriel Wimmer), eine Teilnehmerin des Castings, ist plötzlich zusammengebrochen. Paolo Gregori (vorn - David Rott) und Caterer Martin Wulkesch (hinten - Christopher Reinhardt) sind zur Hilfe geeilt.
Szene aus dem Polizeiruf 110 "Vom Laufsteg in den Tod": Eine Castingteilnehmerin ist plötzlich zusammengebrochen. Bildrechte: MDR/Steffen Junghans

8) Direkt am Radweg für Industriekultur

Die "Stadt aus Eisen" liegt an der Radroute "Kohle – Dampf – Licht – Seen". Die Route führt vorbei an verschiedenen Zeugnissen der Industriegeschichte und zeigt die Entwicklung vom mitteldeutschen Industrierevier zur Kultur- und Erholungslandschaft.

9) Tolle Aussichten von der Medusa

Vom Dach des Maschinenhauses des Baggers "Medusa" können Besucher*innen über den heutigen Gremminer See schauen. Mittlerweile verfügt der Bagger über einen gläsernern Fahrstuhl mit dem man das Dach samt Aussichtsplattform erreichen kann.

Ein junger Mann im Rollstuhl 17 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

10) Adresse für Musik, Events, Messen und mehr

Neben Musikfestivals wie dem Splash, Melt (das 2024 zum letzten Mal stattfindet) und dem With Full Force finden auch Motorsport-Events, wie das "Iron Drift King" und Lifestyle-Festivals wie das "Vanlife" in Ferropolis statt, bei dem sich alles ums Thema Camper dreht.

Informationen zum Freilichtmuseum Ferropolis - Stadt aus Eisen
Museum und Veranstaltungen
Ferropolisstraße 1
06773 Gräfenhainichen

Öffnungszeiten:
täglich von 10 bis 18 Uhr
Wochenende/feiertags: 10 bis 19 Uhr

Das Freilichtmuseum ist in der Festivalzeit geschlossen: vom 17. bis 25. Juni sowie vom 1. bis 16. Juli 2024.

Eintritt:
8,- Euro / ermäßigt 5,- Euro / Kinder unter 6 Jahren frei

Barrierefreiheit:
Die meisten Wege sind asphaltiert, ein barrierefreies Erkunden des Geländes ist also problemlos möglich. Mithilfe eines Aufzuges können Rollstuhlfahrer auf die Plattform des Absetzers Medusa gelangen.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 04. Juli 2024 | 22:10 Uhr

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