Der Schriftsteller Erich Kästner betrachtet eine Bronze-Büste
Schriftsteller Erich Kästner ist mit seinen Werken bis heute unvergessen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Goebel

Vor 50 Jahren gestorben Vier Bücher von Erich Kästner, die man gelesen haben sollte

29. Juli 2024, 04:00 Uhr

Erich Kästner gehört noch immer zu den beliebtesten deutschen Schriftstellern. Vor allem seine Kinderbücher wie "Emil und die Detektive", "Pünktchen und Anton" oder "Das doppelte Lottchen" werden bis heute gelesen. Dabei war Erich Kästner ein vielseitiger Autor: Am 23. Februar 1899 in Dresden geboren, machte er sich zunächst als gesellschaftskritischer Journalist in Leipzig einen Namen, bevor er Kinderbücher und Romane verfasste. In den Jahren des Nationalsozialismus schrieb er unter Pseudonym Drehbücher und heimlich Tagebuch. Am 29. Juli 1974, vor 50 Jahren, starb er. Mit diesen Buchtipps erinnern wir an ihn.

Der frühe Kästner in Leipzig: "Der Karneval des Kaufmanns"

1919 zog Erich Kästner von Dresden nach Leipzig, um hier Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaften zu studieren. Sein Studium finanzierte er sich unter anderem mit Texten für das "Leipziger Tageblatt" und die "Neue Leipziger Zeitung". 1927 wurde ihm dort gekündigt, weil man ein von ihm verfasstes Gedicht zu frivol fand. 2004 hat der Lehmstedt Verlag Gedichte, Erzählungen, Rezensionen, Aphorismen, politische Glossen und Leitartikel aus den Leipziger Jahren versammelt. In diesem Band kann man die Stimme des "frühen" Erich Kästner neu und wieder entdecken.

Angaben zum Buch (zum Ausklappen)

Erich Kästner: "Der Karneval des Kaufmanns. Gesammelte Texte aus der Leipziger Zeit 1923-1927"
Herausgegeben von Klaus Schuhmann
Lehmstedt Verlag
492 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-937-14617-1

Der Klassiker für Kinder: "Emil und die Detektive"

Auch wer noch nie etwas von Erich Kästner gelesen hat, kennt ganz sicher diesen Titel. 1929 verfasste Erich Kästner mit "Emil und die Detektive" sein erstes Kinderbuch. Er schuf damit aus dem Stand einen Klassiker und zugleich einen lebendigen Großstadtroman, in dem der zwölfjährige Emil Tischbein aus der Kleinstadt Neustadt zum ersten Mal nach Berlin reist, um dort Verwandte zu besuchen. Im Zug werden ihm die 140 Mark gestohlen, die ihm seine Mutter mitgegeben hat. Mit einer fröhlich frechen Truppe an neu gefundenen Freunden jagt er dem Dieb hinterher, einmal quer durch Berlin.

Gelbes Buchcover von "Emil und die Detektive" von Erich Kästner: Zwei Kinder hinter einer Litfaßsäule beobachten einen Mann in grünen Anzug.
Eines der beliebtesten Kinderbücher von Erich Kästner: "Emil und die Detektive". Bildrechte: imago/Schöning

Angaben zum Buch (zum Ausklappen)

Erich Kästner: "Emil und die Detektive"
Atrium Verlag
176 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-855-35603-4
Preis: 14 Euro

Hörbuch-Version
51 Minuten Laufzeit
ISBN: 978-3-855-35160-2
Preis: 10 Euro

Von den Nazis abgelehnt: "Der Gang vor die Hunde"

Mit "Der Gang vor die Hunde" erschien 2013 erstmals die Urfassung des Romans "Fabian" mit dem von Kästner eigentlich vorgesehenen Titel. Ein Roman, der Berlin als politisches und erotisches Zentrum der Zwischenkriegszeit gnadenlos und genau zeichnet und eines der wichtigsten Bücher für Erwachsene von Erich Kästner. Die Geschichte über einen promovierten Philologen, der als Werbetexter arbeitet, hatte er 1931 geschrieben. Doch selbst die entschärfte Version hatte wegen seiner Obszönität und Dekadenz Aufsehen erregt. Als die Nazis den Roman "Fabian. Geschichte eines Moralisten" 1933 in Berlin verbrannten, war Erich Kästner persönlich anwesend.

Historische Schwarz-Weiß-Aufnahme: Eine Menschenmenge steht vor einem Feuer
Obwohl stark zensiert, verbrannten die Nazis auch Kästners Roman "Fabian". Bildrechte: imago/ZUMA/Keystone

Angaben zum Buch (zum Ausklappen)

Erich Kästner: "Der Gang vor die Hunde"
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Sven Hanuschek
Atrium Verlag
320 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3-855-35391-0
Preis: 12 Euro

Hörbuch-Version
440 Minuten Laufzeit, 6 CDs
ISBN: 978-3-855-35393-4
Preis: 29,99 Euro

Eine unbekannte Facette: "Das Blaue Buch"


Nachdem alle Bücher von Erich Kästner außer "Emil und die Detektive" von den Nazis verboten wurden und er sich mit Drehbüchern über Wasser hielt, die er unter Pseudonym verfasste, begann Erich Kästner ein geheimes Tagebuch zu führen. Er versteckte den blau eingefassten Band in seiner Bibliothek und schrieb es zudem stenografisch. Von 1941 bis 1945 notierte Erich Kästner unter anderem, was sich an der Front und in Berlin ereignete, berichtete von Heeresbewegungen und Massenexekutionen und zitierte Kneipenwitze über Goebbels und Hitler, die hinter vorgehaltener Hand gemacht wurden. Die Veröffentlichung dieses Kriegstagebuchs wurde 2018 mit viel Aufmerksamkeit bedacht und fügt dem Bild, das wir von Erich Kästner haben, eine wichtige Facette hinzu.

Das Brandenburger Tor, Berlin, Deutschland, um 1943.
1927 zog Erich Kästner nach Berlin, wo er bis Ende des Zweiten Weltkrieges lebte. Bildrechte: imago images/Everett Collection

Angaben zum Buch (zum Ausklappen)

Erich Kästner: "Das Blaue Buch. Geheimes Kriegstagebuch 1941-1945"
Herausgegeben von Sven Hanuschek, Silke Becker und Ulrich von Bülow
Atrium Verlag
405 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3-038-82026-0
Preis: 18 Euro

Hörbuch-Version
300 Minuten Laufzeit, 4 CDs
ISBN: 978-3-855-35419-1
Preis: 20 Euro

Redaktionelle Bearbeitung: tsa

Mehr Literatur und Buchtipps

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 19. Juni 2024 | 07:40 Uhr

Mehr MDR KULTUR