Buchtipps Acht zauberhafte Bücher für die Weihnachtszeit – Literatur für Groß und Klein

In dem finnischen Weihnachts-Bilderbuch-Klassiker "Wo der Weihnachtsmann wohnt" wird heiter-engagiert geschuftet. Das verschneite Dorf, in dem der Weihnachtsmann samt Frau und sehr vielen Wichteln wohnt, hat den klingenden Namen "Korvantunturi". Da, im Norden Lapplands, wird ab November im Akkord an den Wünschen der Kinder gearbeitet. Die restliche Zeit das Jahres steckt die Weihnachtsmannschaft natürlich auch in den Festvorbereitungen, wie man erfährt.

Die Leserinnen und Leser entwickeln eine recht konkrete Vorstellung davon, wie der Weihnachtsmann es tatsächlich schafft, zum Fest der Liebe die Kinder weltweit zu beschenken: Er ist nicht allein. Hinter ihm steht ein starkes Team aus Feinmechaniker-, Drucker- Schuster-, Büro-, Back-, Schreinerwichteln und noch vielen anderen Helferlein.

Diese Welt hat Mauri Kunnas durch Text und witzig-bunte Wimmelbilder herrlich wuselig in Szene gesetzt. Er zeigt, wie der Tagesablauf in Korvantunturi organisiert ist: Da geben die sympathischen Wesen wirklich alles beim Sägen, Drucken, Backen oder auch Post-Beantworten – kein Kind soll vergessen werden!

Nachdem die weltweite Geschenke-Verteilungs-Runde reibungslos geklappt hat, sitzen alle erschöpft, aber zufrieden gemeinsam am Tisch und feiern selbst Weihnachten. Ein wunderbar chaotisches, duftendes und klingendes Buch, das für alle fröhlich den Weihnachtszauber weckt, vielleicht sogar auch für die, die am Weihnachtsmann zweifeln.

Eine Empfehlung von Britta Selle

Die schräge und amüsante Weihnachtsgeschichte "Rover rettet Weihnachten" stammt von Roddy Doyle, einem irischen Spaßvogel, der es bekanntermaßen liebt, ausgetretene Erzähl-Pfade zu verlassen. Die Geschichte: Hund Rover ist zwar clever und geschäftstüchtig, doch auch etwas faul. Mit dem Verkauf von Hundehaufen ist er reich geworden. Sich für den kranken Rudolf vor den Schlitten spannen zu lassen, darauf hat er überhaupt keine Lust. Doch wenn Santa ihn fragt, muss er den Schlitten ziehen und damit mal eben Weihnachten retten.

Auch in diesem Doyle-Buch finden sich liebenswert sonderbare Figuren meist in urkomischen Situationen wieder. Da sind die Brüder Jimmy und Robbie, die sich beherzt mit Rover, ihrem Nachbarshund, auf den Weg zu Santa machen. Oder die kleinen Mädchen Kayla und Viktoria, noch in Windeln, die nur zwei Sätze beherrschen. Und da ist Santa selbst, ein alter Mann, der befürchtet, dass die Kinder nicht mehr an ihn glauben könnten.

Auch wenn "Rover rettet Weihnachten" ein herrlich amüsantes, unkonventionelles und herrlich freches Kinderbuch ist, wahrt Doyle doch diese spezielle Weihnachts-Magie. Am Ende lässt er Santa beruhigt und alle Kinder glücklich und zufrieden sein.

Eine Empfehlung von Britta Selle

In der Vorweihnachtszeit bricht Mr. Moos mit einem ohrenbetäubenden Krachen durchs Dach. Der Schlitten-Test-Elch des Weihnachtsmannes ist bei Irland aus der Kurve geflogen und dann krachend beim kleinen Bertli, seiner Schwester Kiki und der Mutter im Haus gelandet. Dabei hat sich Mr. Moos am Knöchel verletzt. Bis er wieder gut laufen kann, wird er in der Garage versteckt.

Doch richtig lange kann dieser Besuch nicht geheimgehalten werden und ein rasantes Abenteuer entspinnt sich in dem Kinderbuch "Es ist ein Elch entsprungen" von Andreas Steinhöfel. Denn es gibt da auch den schießwütigen Jäger Pannecke, der es auf Mr. Moos abgesehen hat – und der Weihnachtsmann muss auch noch aus einer psychiatrischen Anstalt geholt werden, in der er aus Versehen gelandet ist. Aber auch leise, anrührende Töne klingen an: Während der Elch-Genesungszeit findet Bertli in Mr. Moos einen lieben Freund, dem er sich anvertrauen kann. Denn der kleine Junge ist noch lange nicht über die Scheidung der Eltern hinweg.

Mit witzigen Dialogen und lustigen Ideen sorgt der erfolgreiche Kinderbuchautor Steinhöfel für gute Laune und für eine Geschichte, die man immer wieder lesen kann. Am Ende lässt er Bertli feststellen: Elche können fliegen und den Weihnachtsmann gibt es doch. Der ist allerdings für die Herzenswünsche zuständig, die anderen Geschenke besorgen tatsächlich die Eltern.

Eine Empfehlung von Britta Selle

In dem Bilderbuch "Der Löwe, das Einhorn und ich" erzählt Jeanette Winterson die Geschichte von der Geburt Jesu fantasievoll für Kinder neu. Lisbeth Zwerger schuf dazu traumhaft inspirierende Bilder, die die Geschehnisse wie in einer zart-leuchtenden Zwischenwelt erscheinen lassen.

Erzähler der berühmten, weltverändernden Geschichte ist hier der bescheidene Esel. Er ist es, der von einem Engel unter allen Tieren ausgewählt wird, Maria und das Kind sicher zu tragen. Dafür hatte er sich in der Schlussrunde des Vorstellungsgespräches sogar gegen den Löwen und das Einhorn durchgesetzt. Seine Antwort auf die Engels-Frage: Warum er für den Job geeignet sei, lautete: "Tja, wenn er die Last der Welt auf sich nimmt, trage am besten ich ihn."

Mit der schwangeren Maria und ihrem Mann macht sich der Esel auf den Weg nach Bethlehem. In einem Stall kommen sie unter, das Kind wird geboren, drei Könige kommen vorbei – diese Geschichte ist bekannt. Wie der Zauber der Weihnacht den Esel berührt, ist anrührend und in leisen Tönen erzählt.

Der Witz und die verschiedenen Anspielungen im Buch erschließen sich Kindern wahrscheinlich nicht in Gänze, doch die getragene Sprache und magischen Momente kennen sie von anderen märchenhaften Geschichten. Ein besonderes Bilderbuch, das die Ursprungsgeschichte von dem erzählt, warum wir Weihnachten feiern.

Eine Empfehlung von Britta Selle

Beim kleinen Igel steigt die Weihnachtsstimmung, gleich ist Heiligabend. Einzig die Weihnachtstorte will er noch backen, deshalb werkelt er fleißig in der Küche. Plötzlich rumst es vor seiner Höhle. Ein roter Schlitten voller Geschenke steht da, obendrauf liegt ein Brief. Der Weihnachtsmann ist krank geworden und bittet Igel um Hilfe bei der Geschenke-Auslieferung.

Natürlich unterstützt der kleine Igel den Kranken! Er setzt schnell seine rote, kuschelige Mütze auf und fährt los. Leider ist Igelchen nicht so geübt im Weihnachts-Schlitten-Fahren. Bei einem Unfall im Schnee passiert ihm zum Glück nichts, nur die Geschenke fliegen durch die Gegend. Gut, dass er so viele Freunde hat. Sie alle packen kräftig mit an, am Ende ist das Geschenkeverteilen erledigt und Weihnachten für die Tiere im Wald gerettet.

"Der kleine Igel und der Weihnachtsschlitten" ist eins von mehreren Bilderbüchern von M. Christina Burtler, die vom kleinen Igel erzählen. In diesem Buch ist die rote Igelmütze für die kleinen Betrachterinnen und Betrachter ein witziges Fühl-Element, das auf fast jeder Seite entdeckt und ertastet werden kann. Die fröhliche Freundschaftsgeschichte wird hier in bunten, niedlichen Bildern und kurzem Text erzählt – schon kleine Kinder können sie gut erfassen. Trotz aller Aufregung kommt der weihnachtliche Zauber in der Geschichte nicht zu kurz: Mit freudiger Begeisterung werden die Kleinen hören, was der Igel am Ende selbst als Weihnachtsgeschenk bekommt.

Eine Empfehlung von Britta Selle

Morgen ist Weihnachten und Della und Jim wollen sich – als Liebende und frisch Verheiratete – gegenseitig beschenken. Doch beide sind arm wie die Kirchenmäuse und brauchen etwas Fantasie. Della verkauft ihre wunderschönen langen Haare an eine Perückenmacherin und Jim versetzt seine Taschenuhr. Dass Della nun eine Uhrenkette für Jim und Jim ein Set von Schmuckkämmen für Della kauft, ist die legendäre Wendung dieses Klassikers von O. Henry. Die Short Story wurde im Dezember 1905 in der größten amerikanischen Tageszeitung gedruckt und rührt seitdem alle liebesbereiten Herzen. Neben der britischen Rom Com "Tatsächlich … Liebe" die Weihnachtsgeschichte, die mich absolut zuverlässig in Tränen ausbrechen lässt.

Zu Weihnachten gehört heute so oft ein unüberlegtes und unverhältnismäßiges Konsumieren, und während der Paketwahnsinn mittlerweile auf eine halbe Million pro Dezembertag gestiegen ist, kann es sehr erdend sein, diese kleine große und überhaupt zeitlose Liebesgeschichte zu lesen. Meine Lieblingsausgabe: Eva Demski hat O. Henrys berühmte Erzählung 2018 für die Insel-Bücherei neu übersetzt, Ulrike Möltgen hat dazu die Illustrationen geschaffen.

Eine Empfehlung von Katrin Schumacher

Seit ein paar Jahren schon veröffentlicht die Edition chrismon pünktlich zu Weihnachten kleine feine Bücher, in denen deutsche Gegenwartsautor*innen Geschichten rund ums Fest erzählen. Alina Bronsky, Rainer Moritz, Jana Hensel, Zsusa Bánk, Susanne Niemeyer oder in diesem Jahr Titus Müller waren hier schon als literarische Weihnachtsmänner und -frauen zu erleben. Da ließ sich bereits in ein Beziehungskammerspiel voller emotionaler Verwicklungen eintauchen, wie bei Alina Bronsky. Oder eine tischkickernde Seniorin erleben wie bei Rainer Moritz. In dem neuesten Band von Titus Müller geht es um ein Weihnachtsfest, das in einem Hochhaus der Zukunft spielt, in dem eine Künstliche Intelligenz das Fest retten muss.

Meine Lieblingsgeschichte stammt von dem Berliner Schriftsteller David Wagner – und sie besteht eigentlich nur aus einem Telefonat zwischen Vater und Tochter. Doch "nur" ist natürlich nicht wahr, denn in diesem Gespräch, in dem sich die beiden an ihre Weihnachtserlebnisse erinnern, wird eine eigene Erfahrung nach der anderen wach gerufen. Ein Tauchgang in die Magie des Festes, das bestenfalls eines der Liebe, der Familie, des Friedens und auch der lustigen Erinnerungen sein sollte.

Eine Empfehlung von Katrin Schumacher

Wie die Operette zur Oper, das Gedicht zum Roman, so steht der Keks zum Kuchen. Der Keks ist die kleine Form, die köstliche Kleinkunst unter den Bäckereien. Und Weihnachten hat er seinen großen Auftritt. Genau wie die Backbücher, die neben den fancy Rezepten auf Social Media eine verlässliche Größe der gelingenden Rezepturen bieten. Was Kekse angeht, ist dieses Buch von Ilse König meine absolute Bibel. Jenseits von Weihnachtsplätzchen mit Zuckerstreuseln erzählt das Buch "Ke:xs" von der Vielfalt der Biscotti, Cookies, Crackers und Biscuits und führt kundig in die unterschätzen Kekskulturen der Welt.

Mit dem Vorurteil des irgendwie langweiligen Nebenbeigebäcks wird hier gründlich aufgeräumt. Das Backbuch versammelt 27 salzige und 43 süße Rezepte, von denen jedes eine kulinarische Überraschung ist. Meist sind es wenige sehr gute Zutaten, die zu herzhaften Blätterteig-Bouchées, hauchdünnen Cheddar Tuiles oder duftenden Palmiers mit Kardamon werden.

Man muss keinesfalls ein Küchenexpertin sein, um diese Rezepte auszuführen, auch für Backofen-Novizen ist das Buch eine Erfolgslektüre. Aber gerade semiprofessionellen Bäcker*innen wird mit jedem Rezept eine kleine Überraschung bereitet. Wer weiß schon, dass eine besonders knisternde Textur entsteht, wenn man die eine Hälfte des Mehls durch Maismehl ersetzt? Oder wie fein sich klassisches Shortbread mit getrockneten Lavendelblüten versetzen lässt?

Eine Empfehlung von Katrin Schumacher

Redaktionelle Bearbeitung: Cornelia Winkler, Rebekka Adler