Bildbände Die zehn schönsten Bücher über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

Es ist das 19. Jahrhundert, die Industrialisierung schreitet voran und der Wohlstand in den Städten wächst. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei der bürgerlichen Oberschicht in Leipzig: Sie bauen Villen, die der Stadt nah sind, aber das Geruhsame des Landlebens bieten sollen. Nach einer Einführung zum Thema, das den Ursprung der Villa im Alten Rom nachzeichnet, stellt der Band "Die Villen des Leipziger Bürgertums" die verschiedenen Bauten vor, die bis heute das Stadtbild mitprägen.

In prägnanten Texten stellen die Autoren die baulichen Besonderheiten und die geschichtlichen Verbindungen dar, manchmal verweisen sie auch auf berühmte Bewohner, wie den ersten deutschen Literatur-Nobelpreisträger Theodor Mommsen, den Komponisten Edvard Grieg oder den Maler Max Klinger. Die zeitgenössischen Fotos zeigen die edlen Häuser in voller Pracht und die dazugehörigen Adressen laden zu einer besonderen Entdeckungstour ein.

Hin und wieder wirft der Bildband "Die Villen des Leipziger Bürgertums" auch einen Blick hinter die Fassaden der Leipziger Villen. Bildrechte: Passage-Verlag

Es war 2023 eine große Nachricht: Die Sammlung Donath wurde der Festung Königstein geschenkt. Wolfgang Donath wurde 1945 in Dresden geboren und beschäftigte sich bereits in seiner Jugend mit Kunst. Doch erst als er 1987 zur wohlhabenden Verwandtschaft in den sogenannten Westen floh, konnte er sich ganz auf die Kunst konzentrieren. Er sammelte vor allem Ansichten der Stadt Dresden vom Beginn des 19. Jahrhunderts, vielleicht weil der Kunst-Liebhaber die Stadt vor der Zerstörung sehen wollte.

Nach der Schenkung hat die Festung Königstein nun die Aufgabe, die Sammlung zu erforschen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Katalog "Entlang der Elbe" zeigt die Sammlung: impressionistische Gemälde, die Dresden in altem Glanz und manchmal aus ungewöhnlichen Perspektiven zeigt. Kurze Texte verorten die Künstler und die Motive – sodass sie sich mit der Gegenwart abgleichen lassen.

Die Schenkung sollte die Sammlung Donath sichern und sichtbar machen. Bildrechte: MDR/Heiko Barthel

Vom Rad drehen – das ist eine bemerkenswerte Technik zwischen Handwerk und Massenproduktion: Ein Holzreifen wird gedreht, mit Holzwerkzeug gleichmäßig bearbeitet und schließlich in Scheiben geschnitten. So entstehen mehrere gleichförmige Figuren. Max Schanz hat diese Technik im Erzgebirge verfeinert und zahlreiche zeitlose Entwürfe entwickelt. Der Band "Spielzeug gestalten im Erzgebirge" würdigt die Leistung des Lehrers und Designers, beleuchtet seinen Werdegang und verschweigt auch dessen Haltung während der Nazi-Diktatur nicht. Im Zentrum stehen jedoch seine Arbeiten: Holzfiguren werden wunderbar in Szene gesetzt und mit Entwurfzeichnungen kombiniert. Ein Blick auf eine moderne Tradition.

Der Bildband Max Schanz wurde 2022 zum schönsten Regionalbuch gekürt. Bildrechte: arnoldsche Art Publishers

Kaum eine Region bietet so viele Burgen wie der Freistaat Thüringen. Die imposanten Bauwerke erzählen immer noch, wie das Leben im Mittelalter ausgesehen und sich abgespielt haben könnte. Da viele Anlagen sehr lange genutzt wurden, zeigen sie außerdem, wie sich die Gesellschaft verändert hat. Das Buch "Die Burgenstraße Thüringen" stellt die vielfältigen und beeindruckenden Orte vor. Die Einleitung gibt genau Auskunft, was Burgleben bedeutete und was nur Klischees sind. Im Zusammenspiel von Text und Fotografie wird der Aufbau der Burgen vermittelt, in dem sich jeweils Geschichte und Funktion widerspiegelt. Das Lesepublikum lernt so nicht nur die Anlagen in Thüringen genauer kennen, sondern auch Burgen in ganz Deutschland zu "lesen".

Das Buch "Burgenstraße Thüringen" erzählt von den Besonderheiten und abwechslungsreichen Geschichte des Burgenbaus in Thüringen. Bildrechte: Michael Imhof Verlag

Ulrich Kneise wurde 1961 in Eisenach geboren und entdeckte bei seinem Dienst bei der NVA sein fotografisches Talent. Seit den 80er-Jahren ist er mit der Kamera in Thüringen unterwegs, an der Grenze der DDR. Nun hat er sich für das Buch "Randgebiete" gemeinsam mit der Ethnologin Juliane Stückrad auf eine Erkundungstour entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gemacht, wo sie Orte und Menschen auf beiden Seiten besuchen.

Kneise arbeitet dabei mit Vorliebe analog und verzichtet meist auf Farbe. In seinen Bildern versucht er, Momente – beispielsweise auf Großveranstaltungen – einzufangen oder Stimmungen zu vermitteln, wenn er Menschen porträtiert oder Landschaften und Straßenzüge fotografiert. Dabei ergeben sich immer wieder spannende thematische Verknüpfungen: Dem Besuch von Kirchengemeinden folgen die Karnevalsfeiern, nach Porträts von Soldaten werden Menschen an ihrer Arbeitsstätte gezeigt.

Begleitet werden die Fotos von lockeren bis flapsigen Reisebeobachtungen des Eisenacher Fotografen. Gegen Ende fasst auch Stückrad ihre Beobachtungen in einem langen Text zusammen, der auch viel Persönlichkeit zeigt.

Obwohl der Fotograf oft auf Farbe verzichtet, ist das Buch "Randgebiete" nicht trist. Bildrechte: Mitteldeutscher Verlag

Der Band "Das Altenburger Land" will nicht das Reiseziel im Osten Thüringens zeigen, nicht einfach nur an der Oberfläche kratzen. Das Buch möchte einen Blick in die Seele der Region werfen. Der Bildband blickt auf die Felder und Plantagen ebenso wie in die Städte. Es gibt wunderbare Stadtansichten und Blicke in die Altstädte. Es zeigt in die Spielkarten-Produktion und das ehrwürdige Theater in Altenburg. Die Fotodokumentation will eine Region voller Leben und Zukunft sichtbar machen.

Seit Jahren wird der Band "Das Altenburger Land" regelmäßig wieder aufgelegt. Bildrechte: Verlagsgruppe Kamprad

Wer durch das kulturelle Erbe von Sachsen-Anhalt mit allen Kulturdenkmälern und Parkanlagen blättern will, kommt an diesem Mann nicht vorbei: Janos Stekovics ist seit Jahren nicht nur mit der Kamera in den Regionen unterwegs, sondern gibt im eigenen Verlag auch wunderbare Bildbände heraus. In "Leidenschaft für Schönheit" zeigt er mit Herausgeber Christian Juranek die Vielfalt der hiesigen Parks: Wo Pflanzen gezüchtet und Blumen in aller Farbenpracht ausgestellt werden, wo Mächtige sich präsentierten und wo Stadtmenschen sich erholen können.

Kurze Texte stellen die Anlagen vor und die Bildunterschriften ordnen die Details ein. Doch im Mittelpunkt stehen die Fotografien. Die sind hauptsächlich von satten Grüntönen bestimmt, aber zeigen die Parks auch im Herbst und Winter, einmal sogar im Regen. Stekovics versteht es, sowohl Durchsichten zu nutzen und das Zusammenspiel von Natur und Architektur zu zeigen, als auch mit dem Licht zu spielen, das durch Baumkronen funkelt.

Der Bildband "Leidenschaft für Schönheit" will auch den Blick für Details in den Parks in Sachsen-Anhalt schärfen. Bildrechte: Verlag Janos Stekovics

In den 80er-Jahren durften diese Bilder einem größeren Publikum nicht gezeigt werden. Die Fotografin Helga Paris hatte den herrschenden Verfall der Stadt Halle in Schwarz-Weiß-Fotografien festgehalten. Erst nach dem Ende der DDR konnten die Arbeiten gezeigt werden: Die Bilder zeigen bröckelnde Fassaden und ruinöse Gebäude. Als Gegenstück lichtete Paris auch Menschen ab, die zwar auch vom Zustand der Stadt beeinflusst scheinen, in denen aber auch noch eine Kraft zu schlummern scheint. 1990 erschien zur Ausstellung der Katalog "Diva in Grau", der um literarische Texte ergänzt wurde, so erzählte beispielsweise die gefeierte Dichterin Elke Erb von ihrer Jugend in der tristen Stadt. Der Bildband wurde nun neu aufgelegt und zeigt zwar ein eher düsteres Kapitel der Stadt, aber auch eine Stärke: sich nicht unterkriegen lassen.

Der Ausstellungskatalog "Diva in Grau" über Halle an der Saale wurde neu aufgelegt. Bildrechte: Mitteldeutscher Verlag.

Mindestens 12 Jahrhunderte alt. Im 19. Jahrhundert boomte die Stadt, wurde reich. 1945 wurde der größte Teil der Stadt zerstört. In der DDR war sie Bezirksstadt mit schwerer Industrie, bis die Wiedervereinigung erneut eine Transformation vorantrieb. Nadja Gröscher versucht in ihrem Buch "Magdeburg – Damals und Heute", diesen Wandel sichtbar zu machen, indem sie auf Doppelseiten Bilder aus dem 20. Jahrhundert neben Bilder aus den erst kürzlich vergangenen Jahren stellt. In kurzen Texten erläutert sie, was passiert ist. Und teilweise ist es erstaunlich, wie stark sich das Bild geändert hat – mal zum Besseren, mal zum Schlechteren.

1.094 Kilometer lang ist die Elbe. Sie fließt vom tschechischen Riesengebirge bis in die Nordsee, unter anderem durch Dresden, Dessau und Magdeburg, die Sächsische Schweiz, Anhalt und die Altmark. Wie vielfältig und wundervoll die Landschaft und die Natur entlang der Elbe ist, zeigen gleich mehrere Fotografinnen und Fotografen in dem Band "Wilde Elbe". Das Buch strotzt vor kräftigen Farben: Nebel liegt über den Felsen der Sächsischen Schweiz, kleine Vögel schweben zwischen Bäumen, Wasser fließt sanft durch Wälder. Begleitet werden die beeindruckenden Bilder von persönlichen Texte der Künstlerinnen und Künstler, die erzählen, wie sie ihre Motive finden und was die Elbe ausmacht. Ein Buch, um die Schönheit der Natur zu erkennen und zu feiern.

Das Buch "Wilde Elbe" will auch für mehr Naturschutz werben. Bildrechte: Knesebeck Verlag