75 Jahre DEFA Dokumentarfilmerin Alice Agneskirchner – geprägt von DEFA-Filmkunst

01. Dezember 2020, 10:27 Uhr

Sie gehört heute zu den wichtigsten deutschen Dokumentarfilmerinnen, doch nur wenige kennen die spannende Lebensgeschichte von Alice Agneskirchner. In Bayern geboren, ging sie noch vor der Wende nach Babelsberg, um an der DDR-Filmhochschule zu studieren. Bis heute schätzt die Grimme-Preisträgerin das Erbe von DEFA-Dokumentaristen wie Volker Koepp oder Gitta Nickel. Auskunft gibt sie darüber im Gespräch mit Knut Elstermann, in der Podcast-Reihe zu 75 Jahren DEFA.

Es waren zwei DDR-Dokumentarfilme, die Alice Agneskirchner, aufgewachsen in Bayern, im Fernsehen sah und die sie tief beeindruckten: "Es war auch wichtig, dass diese Filme von Frauen stammten, dass also Regisseurinnen solche Arbeiten in der DDR machen konnten". Es waren Gitta Nickels "Zwei Deutsche" und Helke Misselwitz' "Winter Adé", die Agneskirchner in die DDR führten. Später traf sie Gitta Nickel und erzählte ihr davon, wie wichtig der Film für sie war. "Sie wirkte etwas irritiert, aber ich hoffe, sie hat sich doch gefreut", meint die Regisseurin im MDR KULTUR-Podcast "DEFA 75".

Ausgezeichnete Dokumentarfilmerin

Alice Agneskirchner gehört heute zu den wichtigsten deutschen Dokumentarfilmerinnen. Mit Filmen wie "Raulins Revier" über einen engagierten Polizisten oder mit einer der ersten deutschen Doku-Soaps, "Cheerleader Stories", hat sie Maßstäbe des sozial genauen Erzählens gesetzt. Oft in Langzeitbeobachtungen wie im Film "Lampenfieber" über das Jugendensemble vom Friedrichstadt-Palast, der 2019 auf der Berlinale lief. Für ihre Dokumentation "Wie 'Holocaust' ins Fernsehen kam" aus dem Jahr 2020 erhielt sie den Grimme-Preis.

Doch nur wenige kennen die spannende Lebensgeschichte von Alice Agneskirchner, die eng mit Babelsberg verbunden ist. Die 1966 in München Geborene wandte sich, nachdem sie die beiden DDR-Dokumentarfilme gesehen hatte, an den damaligen Rektor der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg, Lothar Bisky. Der spätere Vorsitzende der PDS lud sie noch vor der Wende zu einem Gaststudium ein, das sie bis 1994 als ein Regiestudium fortsetzte.

Unvoreingenommener Blick auf den Alltag

Im Podcast berichtet sie von ihren widersprüchlichen Erfahrung als junge Frau aus dem Westen in der DDR-Filmhochschule, von den aufregenden Monaten der Wende, vor allem aber vom Erbe der DEFA-Dokumentaristen wie Volker Koepp, Helke Misselwitz, Heinz Brinkmann, Winfried und Barbara Junge, das für sie noch immer prägend ist: die Hinwendung zum Alltag der Menschen, der unvoreingenommene Blick auf die Wirklichkeit, die künstlerische Gestaltungskraft.

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Ronya Othmann
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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. November 2020 | 18:05 Uhr

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