Corinna Harfouch
Corinna Harfouch ist eine der wichtigsten Schauspielerinnen Deutschlands. Geboren wurde sie am 16. Oktober 1954 im thüringischen Suhl. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Zum 70. Geburtstag Corinna Harfouch: Zehn Filme und Serien, die Sie gesehen haben sollten

16. Oktober 2024, 15:55 Uhr

Schauspielerin Corinna Harfouch hat bereits in mehr als 120 Filmen und Serien mitgewirkt, darunter das Drama "Sterben", die Tragikomödie "Lara" oder die Kinderbuchverfilmung "Bibi Blockberg". Geboren am 16. Oktober 1954 in Suhl stand sie als 25-Jährige das erste Mal im DDR-Fernsehfilm "Verlobung in Hullerbusch" vor der Kamera. Zahlreiche Rollen und 24 Auszeichnungen später ist Harfouch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen, denn sie ist eine der größten Charakterdarstellerinnen des deutschen Films. Zum 70. Geburtstag eine Würdigung in zehn Filmen und Serien.

Preisgekrönt: "Sterben"

Matthias Glasners wuchtiger Film "Sterben" ist eine dreistündige Familienaufstellung über zwei Generationen hinweg. Die Eltern, die sterben, die Kinder, die hadern. Corinna Harfouch als gefühlskalte Mutter ist eine Offenbarung, sie liefert sich mit ihrem Schauspielkollegen Lars Eidinger ein Schauspiel-Duell der besonderen Art. In einer 24-minütigen Szene zwischen den beiden kommt im wahrsten Sinne des Wortes alles auf den Tisch, was jemals zwischen Mutter und Sohn stand. Die beiden wirken, als spielten sie um ihr Leben. Harfouch ist für ihre Leistung mit dem deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden.

Schauspielerin Corinna Harfouch in einer Szene des Films "Sterben" im Wald mit einer blauen Urne.
Für ihre Darstellung als gefühlskalte Mutter im Film "Sterben" hat Schauspielerin Corinna Harfouch den deutschen Filmpreis bekommen. Bildrechte: Jakub Bejnarowicz/Port au Prince/Schwarzweiss/Senator 2024

Infos zum Familiendrama "Sterben" Buch und Regie: Matthias Glasner
Deutschland, 2024
Schauspieler*innen: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Robert Gwisdek, Ronald Zehrfeld, Saskia Rosendahl, Hans-Uwe Bauer
Länge: 182 Minuten
Verfügbar: bei Streamingplattformen wie Prime Video, Sky Store, Apple TV und Magenta TV zum Kaufen und Leihen oder als DVD

Auf dem Weg zum Kult: "Tatort"

Gast in der beliebtesten Krimi-Reihe der Deutschen war Corinna Harfouch in ihrer Karriere schon oft. Seit 2023 ermittelt sie selbst als Kommissarin im Berliner Tatort-Team und hat damit Meret Becker beerbt. An der Seite von Robert Karow, gespielt von Mark Waschke, hat sie als abgeklärte Ermittlerin Susanne Bonard bisher in zwei Fällen ermittelt, sie gab das Debüt als ehemalige LKA-Größe und Neu-Kommissarin sogar in einer Doppelfolge. Frischer Wind für alle Kriminellen in der Hauptstadt zur Prime Time am Sonntagabend.

Infos zur Krimi-Reihe "Tatort" Regie: wechselnd
Deutschland, 2022 bis 2024
Schauspieler*innen: Corinna Harfouch, Mark Waschke, Tan Çağlar
Länge: 90 Minuten
Verfügbar: in der ARD Mediathek

Auf den Spuren Isabelle Hupperts: "Lara"

Der zweite Film ist immer der schwerste. Das hat sich "Oh-Boy"-Regiewunderkind Jan Ole Gerster zu Herzen genommen und für seinen zweiten Langfilm auf die Hilfe von Corinna Harfouch vertraut. Harfouch spielt in "Lara" die titelgebende Hauptfigur, es ist ihr 60. Geburtstag. Eigentlich will sie sich an dem Tag das Leben nehmen. Doch es kommt etwas dazwischen. Die Polizei, das erste große Solo-Konzert ihres Sohnes. Es ist ein Film voller Melancholie, das Porträt einer gebrochenen Frau. Etwas, was nur Corinna Harfouch schafft: Obwohl ihre Figur Lara unverzeihliche Dinge tut, bleibt sie die Sympathieträgerin.

Szene aus dem Film "Lara": Schauspielerin Corinna Harfouch sitzt mit Schauspieler Tom Schilling im Garten an einem Tisch.
Corinna Harfouch und Tom Schilling als Mutter-Sohn-Duo in der Tragikomödie "Lara" Bildrechte: rbb/Studiocanal/Frederic Batier

Infos zum "Lara" Regie: Jan Ole Gerster
Deutschland, 2019
Drehbuch: Blaz Kutin
Schauspieler*innen: Corinna Harfouch, Tom Schilling, Rainer Bock u.a.
Länge: 98 Minuten
Verfügbar: bei Streamingplattformen wie Prime Video, Sky Store, Arthaus+ und Magenta TV zum Kaufen und Leihen oder als DVD

Mini-Serie: "Zeit der Geheimnisse"

Es ist eine Geschichte, die sich über vier Jahrzehnte und drei Generationen erstreckt: 1989, 2004 und 2019. Die dreiteilige Mini-Serie spielt jeweils an Weihnachten des entsprechenden Jahres in einem abgelegenen Haus an der Nordseeküste. "Zeit der Geheimnisse" ist eine Weihnachtsserie der etwas anderen Art mit einem großen Familiengeheimnis und viel Unausgesprochenem. Harfouch als Eva ist das Bindeglied zwischen den Jahren und den Generationen. Eine Serie, die vor allem über die Frauen funktioniert, in deren Zentrum das Spröde von Harfouch steht.

Corinna Harfouch steht in einer Szene der Serie "Zeit der Geheimnisse" am Fenster und schaut nachdenklich heraus.
In der Mini-Serie "Zeit der Geheimnisse" mimt Corinna Harfouch Eva – das Bindeglied zwischen den Jahren und den Generationen. Bildrechte: Katalin Vermes/Netflix

Infos zur Serie "Zeit der Geheimnisse" Regie: Samira Radsi
Deutschland, 2019
Drehbuch: Katharina Eyssen
Schauspieler*innen: Corinna Harfouch, Christiane Paul, Svenja Jung, Leonie Benesch
Länge: 3 Folgen a 42 Minuten
Verfügbar bei: Netflix

Intensiv: "Was bleibt"

Corinna Harfouch und Lars Eidinger haben nicht nur ein Händchen füreinander, sondern auch für filmische Familienaufstellung. In "Was bleibt" von Hans Christian Schmid spielen sie zum ersten Mal Mutter und Sohn. Es geht um ein Wochenende im Elternhaus voller Offenbarungen und voller unausgesprochener Dinge. Der erwachsene Sohn kommt für ein paar Tage zurück ins elterliche Nest, die manisch-depressive Mutter, souverän gespielt von Harfouch, verkündet, ihre Tabletten nicht mehr nehmen zu wollen. Das Konstrukt "heile Familie" kippt. Ein Film voller unterdrückter Gefühle, der über die Mimik des herausragenden Schauspielensembles unter die Haut geht.

Filmszene aus "Was bleibt" mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger: beide sind an einem Tisch im Esszimmer
Beeindrucken im Familiendrama "Was bleibt" mit ihrem herausragenden Schauspiel: Corinna Harfouch (re) und Lars Eidinger (li) Bildrechte: IMAGO/Capital Pictures

Infos zum Familiendrama "Was bleibt" Regie: Hans Christian Schmid
Deutschland, 2012
Drehbuch: Bernd Lange
Schauspieler*innen: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Sebastian Zimmler, Ernst Stötzer
Länge: 85 Minuten
Verfügbar bei Streamingplattformen wie Prime Video, Sky Store, Apple TV und Magenta TV zum Kaufen und Leihen oder auf DVD

Melancholisch: "Whisky mit Wodka"

Dass Corinna Harfouch auch Komödie kann, hat sie spätestens mit Andreas Dresens melancholischer Film-im-Film-Komödie "Whisky mit Wodka" unter Beweis gestellt. An der Seite von Henry Hübchen und Sylvester Groth navigiert sie sich als Schauspielerin Bettina Moll durch doppelte Dreharbeiten – da ihr neuester Film aufgrund der Alkoholabhängigkeit des Stars des Films gleich zweimal gedreht wird – mit ihrem Exmann in der Zweitbesetzung und unter der Regie ihres aktuellen Partners. Klingt kompliziert, ist es gar nicht, dafür höchst unterhaltsam und mit perfekter Besetzung.

Schauspieler Otto Kullberg (Henry Hübchen) beim Dreh mit seinen Kolleginnen Heike Marten (Valery Tscheplanowa) und Bettina Moll (Corinna Harfouch, re.) - alle drei liegen im Bett nebeneinander
Corinna Harfouch (r.) als alkoholabhängige Schauspielerin Bettina Moll in der Komödie "Whisky mit Wodka" Bildrechte: rbb/Steffen Junghans

Infos zur Komödie "Whisky mit Wodka" Regie: Andreas Dresen
Deutschland, 2009
Drehbuch: Michael Kohlhaase
Schauspieler*innen: Henry Hübchen, Corinna Harfouch, Sylvester Groth
Länge: 104 Minuten
Verfügbar bei: Prime Video, Joyn, zum Kaufen und Leihen oder auf DVD

Für Kinder: "Bibi Blocksberg"

Harfouch kümmert sich nicht nur um die Filmkunst, sondern auch um den Filmnachwuchs. Vor über 20 Jahren verkörperte sie das erste Mal die Hexe Rabia von Katzenstein in der gleichnamigen Kinderbuchverfilmung um die beliebte Hexe "Bibi Blocksberg". Harfouch genießt es so richtig, böse zu sein und Bibi Blocksberg eine Hexenkugel samt Formel für einen Zaubertrank abzuluchsen, der ewige Jugend verspricht. Eine Darstellung, die ihr den deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin im Jahr 2003 eingebracht hat.

Corinna Harfouch als Hexe Rabia im Film "Bibi Blocksberg"
Als Hexe "Rabia" im Kinderfilm "Bibi Blocksberg" erhielt Harfouch 2003 den deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin. Bildrechte: imago images/Mary Evans

Infos zur Kinderbuchverfilmung "Bibi Blocksberg" Regie: Hermine Huntgeburth
Deutschland, 2002
Drehbuch: Elfie Donnelly, Henriette Piper
Schauspieler*innen: Sidonie von Krosigk, Katja Riemann, Ulrich Noethen, Corinna Harfouch
Länge: 102 Minuten
Verfügbar bei: Prime Video, Disney +, Netflix, Apple TV und als DVD

Als Femme fatale: "Vera Brühne"

Es ist einer der größten Justizskandale der Nachkriegszeit. Der Fall um die Verurteilung der mutmaßlichen Mörderin Vera Brühne, die den Auftrag erteilt haben soll, den Gynäkologen Otto Praun und dessen Haushälterin Elfriede Kloo erschießen zu lassen. Regisseur Hark Bohm hatte schon vor 23 Jahren einen guten Riecher für einen spannenden True-Crime-Fall. Corinna Harfouch interpretiert Vera Brühne als eiskalte Femme fatale, die in einem Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Eine akribische Rekonstruktion der Ereignisse, die bis zum Schluss offen lässt, ob Brühne schuldig ist oder nicht – ambivalent gespielt von Harfouch.

Corinna Harfouch als Vera Brühne, eine blonde Frau mit Lippenstift in einem schwarzen Kleid
Der Justizskandal um Vera Brühne wurde 2001 mit Corinna Harfouch in der Hauptrolle verfilmt. Bildrechte: imago/United Archives

Infos zum Fernsehfilm "Vera Brühne" Regie: Hark Bohm
Deutschland, 2001
Drehbuch: Hark Bohm
Schauspieler*innen: Corinna Harfouch, Uwe Ochsenknecht, Ulrich Noethen
Länge: 290 Minuten
Verfügbar: auf DVD

Historisch-dramatisch: "Treffen in Travers"

Es ist das Regiedebüt ihres zweiten Mannes Michael Gwisdek. Und gleich was für eins! Ein Beitrag zum 200. Jahrestag der französischen Revolution und in Gedenken an den deutschen Jakobiner Georg Forster. Ein Kostüm- und Historienfilm, der in der Schweiz spielt, im Jahr 1793. In Travers will Forster die Scheidung mit und von seiner Frau Therese besprechen, ein gewagtes Unterfangen angesichts der politischen Lage und Vergangenheit der beiden. Kammerspielartig und mit einem groß aufspielenden Ensemble um Corinna Harfouch, Hermann Beyer und Uwe Kokisch, ausgezeichnet mit drei Preisen beim 6. Spielfilmfestival der DDR.

"Treffen in Travers" Regie: Michael Gwisdek
DDR, 1989
Drehbuch: Michael Gwisdek, Thomas Knauf
Schauspieler*innen: Hermann Beyer, Corinna Harfouch, Uwe Kokisch
Länge: 105 Minuten
Verfügbar: bei Prime Video zum Kaufen und Leihen oder auf DVD

Der erste große Film: "Die Schauspielerin"

Es war ihre erste große Kinorolle, für die Corinna Harfouch viel Aufmerksamkeit und vor allem auch Preise bekommen hat. In Siegfried Kühns DEFA-Film "Die Schauspielerin" spielt Corinna Harfouch die Schauspielerin Maria Rheine, die sich in den 30er-Jahren in den jüdischen Kollegen Mark verliebt und als gefeierter Bühnenstar ihren Selbstmord vortäuscht, um mit ihm unter neuer Identität ein Leben in Berlin aufbauen zu können. Harfouch brilliert in dieser Charakterstudie einer ungewöhnlichen Frau – ein Film eingebettet ins Theater-Setting. Ein Ort, an dem Harfouch sich genauso wohlfühlt wie vor der Kamera.

Infos zum Film "Die Schauspielerin" Regie: Siegfried Kühn
DDR, 1984
Drehbuch: Siegfried Kühn
Schauspieler*innen: Corinna Harfouch, André M. Hennicke, Michael Gwisdek
Länge: 87 Minuten
Verfügbar: Netzkino

Redaktionelle Bearbeitung: Cornelia Winkler

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Lesezeit | 14. Oktober 2024 | 09:05 Uhr

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