Persönlicher Jahresrückblick Diese Serien haben uns 2024 beeindruckt
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17. Dezember 2024, 13:44 Uhr
Weihnachten ist die Zeit der Familie – und der Serien und Filme, die man dann manchmal auch gemeinsam schaut. 2024 gab es viele sehenswerte Serien zu entdecken, in der Mediathek, bei Netflix und Co. Diese fünf Serien haben unsere Onlineredaktion besonders beeindruckt: Comedy wie "Die Zweiflers" oder "Doppelhaushälfte", die preisgekrönte Serie "The Bear", die Neuauflage des talententierten "Ripley" und die knallbunte Serie "Supersex". Das sind unsere Empfehlungen:
"The Bear"
Mein Guilty Pleasure ist eigentlich die Kochsendung "The Taste". Jetzt war da aber diese neue Serie, die die Geschichte eines Gourmet-Kochs erzählt, der einen Imbiss in Chicago in eine Sterneküche verwandelt. Anfangs war ich beim Zuschauen gestresst, weil sich ständig alle in der Küche anschreien, aber die Charaktere sind so gut gespielt und haben eine Tiefe und Entwicklung, dass ich sie unbedingt weiter begleiten wollte. Der Humor ist herrlich und Foodporn-Fans wird bei den Detailaufnahmen des Essens das Wasser im Mund zusammenlaufen. Jamie Lee Curtis spielt gewaltig, wenn auch schwer auszuhalten, und man bekommt Ansätze zum Thema gewaltfreie Kommunikation und Konfliktlösung.
Nicht verwunderlich, dass "The Bear" mit Jeremy Allen White in der Hauptrolle auch im Netz eine riesige Fangemeinde hat – in den sozialen Medien wird gerne dazu kommentiert. Außerdem gab es inzwischen sieben Emmys und vier Golden Globes für die Comedy-Serie.
Eine Empfehlung von Sabrina Gierig
Angaben zur Serie (zum Ausklappen)
"The Bear"
Comedy-Serie
Besetzung: Jeremy Allen White, Jamie Lee Curtis u.v.a.
3 Staffeln
Verfügbar bei Disney+
"Die Zweiflers"
"Die Zweiflers" haben mich umgehauen wie selten eine deutsche Serie. Es geht darin um eine jüdische Feinkost-Dynastie in Frankfurt/Main. Der Patriarch will sein Vermächtnis weitergeben, die Nachkommen machen ihr eigenes Ding. Der amerikanische Look der Serie hat mich fasziniert: sei es das holzgetäfelte Büro des Familienoberhauptes, Straßenszenen oder überhaupt die mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Kameraführung (Phillip Kaminiak). Zudem ist das Hörerlebnis anders: Selbstverständlich werden Dialoge auch auf Englisch und Jiddisch geführt.
Ganz groß sind die schauspielerischen Leistungen. Einen Deutschen Fernsehpreis 2024 gab es für Sunnyi Melles als Beste Schauspielerin und für Aaron Altaras als Besten Schauspieler. Ausgezeichnet wurden "Die Zweiflers" außerdem als Beste Drama-Serie. Nicht verpassen!
Eine Empfehlung von Simon Bernard
Angaben zur Serie (zum Ausklappen)
"Die Zweiflers
6-teilige Mini-Serie
Besetzung: Aaron und Leo Altaras, Sunnyi Melles, Deleila Piasko u.v.a.
Zu sehen in der ARD Mediathek
"Supersex"
Er ist der wohl bekannteste Pornodarsteller der Welt: Rocco Siffredi. Eine Netflix-Serie über sein Leben, dazu noch mit dem Namen "Supersex", kann ja wohl nur Schund werden, oder? Weit gefehlt, die Besetzung ist grandios, die Musik lässt zwischendurch 80er- und 90er-Vibes aufleben und die Geschichte gerät trotz diverser expliziter Szenen alles andere als schlüpfrig. Denn es geht um Grunde um Siffredis Suche nach der Liebe, die er außer bei seiner Mutter erst spät bei seiner Frau findet. Für die Dramaturgie wurde ein Dauerkonflikt mit seinem Halbbruder Tommaso eingeflochten, den es so wohl nicht gegeben hat.
Ansonsten wird die Vita von Rocco Tano, der aus ärmlichen Verhältnissen an der Adria nach Paris aufbricht, dort zum Pornostar Rocco Siffredi wird und schließlich auch den Rest der Welt erobert, relativ realistisch dargestellt.
Eine Empfehlung von Christian Dittmar
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"Supersex"
Mini-Serie
Besetzung: Alessandro Borghi, Jasmine Trinca, Adriano Giannini
Regie: Francesca Manieri
Verfügbar bei Netflix
"Doppelhaushälfte"
Den Traum vom eigenen Haus – oder sagen wir: von der Hälfte eines eigenen Hauses – hat Patchwork-Familie Sawadi-Kröger aus Berlin und zieht ins Umland. Ihre Nachbarn mit Deutschlandfahne auf dem Dach: Familie Knuppe. Es scheint alles klar: Die pragmatischen Dörfler auf der einen, die woken Stadtmenschen auf der anderen Seite.
Dieses Setting etabliert die Serie "Doppelhaushälfte", um es dann in skurrilen Begegnungen und absurd-witzigen Dialogen komplett über den Haufen zu werfen. Wenn der prollige Andi Knuppe (Milan Peschel) im Lastenrad vorfährt, Tracy Knuppe (Minh-Khai Phan-Thi) und Theo Kröger (Benito Bause) ihre gemeinsame Liebe zu Cannabis entdecken oder Führungskraft Mari Sawadi (Maryam Zaree) arbeitslos vorm Trash-TV versackt, entlarven sie ein Vorurteil nach dem anderen.
Gesellschaftspolitische Debatten um Rassismus und Geschlechtergerechtigkeit werden in alltäglichen Situationen durchgespielt und satirisch kommentiert. Mit einem grandiosen, feinfühligen Cast, der all diese Facetten zulässt. Keine andere Serie hat mich dieses Jahr mehr zum Lachen gebracht.
Eine Empfehlung von Hanna Romanowsky
Angaben zur Serie (zum Ausklappen)
"Doppelhaushälfte"
Comedy-Serie
3 Staffeln mit je 8 Folgen
Verfügbar in der ZDF-Mediathek
"Ripley"
Wenn schon Regie-Legende Paul Schrader in einem Facebook-Post die Serie in den Himmel lobt, dann muss ja was dran sein. "Ripley" sei ein kleines Wunder hat er geschrieben, und er hat Recht. Die Neuauflage von Patricia Highsmiths "Talentiertem Mister Ripley" ist ein kleines Wunder. Weil sie mit allen Netflix-Konventionen bricht. Die Geschichte des Hochstaplers Ripley wird komplett in schwarz-weiß erzählt.
Als Regisseur Steven Zaillian den Roman in den Händen hatte, war das Cover des Buches schwarz-weiß gestaltet. Er war von der Idee so fasziniert, dass er die Serie ebenso drehte, die daher manchmal wirkt wie ein Film Noir aus den 40-Jahren. Gerade die farbenfrohe Amalfi-Küste als Location hat durch diese visuelle Reduktion eine ganz andere Wirkung. Das ist nur ein Grund für das kleine serielle Wunder, denn "Ripley" ist mehr als eine Serie, es ist ein Kunstwerk. In langen Einstellungen mit einer fantastischen Ausstattung ist die Serie reduziert und kühl gehalten, sehr ästhetisch. Die Bilder wirken teilweise wie Gemälde. "Ripley" ist keine Serie, die der Netflix-Algorithmus konzipiert hat, es ist wirklich große Serienkunst.
Eine Empfehlung von Anna Wollner
Angaben zur Serie (zum Ausklappen)
"Ripley"
Regie: Steven Zaillian
Besetzung: Andrew Scott, Dakota Fanning, Johnny Flynn u.a.
8 Episoden in 1 Staffel
Verfügbar bei Netflix
Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 16. September 2024 | 17:15 Uhr