Programmhighlights Leipziger Buchmesse: Sechs Lesungen von Newcomern

Toxische Pommes ist in der Corona-Pandemie mit satirischen Kurzvideos über Alltagsrassismus, Balkan-Mentalität und die schönen Seiten des Lebens bekannt geworden und hat auf TikTok und Instagram inzwischen Hunderttausende Follower. Eigentlich heißt sie Irina – ihren Nachnahmen gibt sie nicht Preis – arbeitet als Juristin in Wien und ist auch mit einem eigenen Kabarettprogramm auf großen Bühnen unterwegs. Ihr Debütroman "Ein schönes Ausländerkind" handelt von einer Familie, die vor dem Jugoslawien-Krieg geflohen ist und versucht, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Mit ihrer lakonischen Sprache nimmt die Autorin die Familienverhältnisse, besonders das von Vater und Tochter, unter die Lupe.

In ihrem Debütroman "Die Schattenmacherin" entwirft die österreichische Autorin Lilly Gollackner eine dystopische Zukunft. Sengende Hitze, überdachte Städte und rationiertes Wasser bestimmen im Jahr 2068 das Leben auf der Erde. Allerdings nur das von Frauen, denn Männer gibt es nicht mehr – eine mysteriöse Seuche hat sie aussterben lassen. Durch künstliche Befruchtung wird das Weiterleben der Menschheit garantiert. Doch die junge Frauengeneration will die Männer zurückholen – ein Konflikt um Ressourcen, Macht und Identität entbrennt.

Der 1989 geborene Autor und Journalist Stefan Sommer hat mit "Trabant" seinen ersten Roman geschrieben. In der Coming-of-Age-Geschichte schickt er seinen Protagonisten Georg Himmel auf eine nächtliche Reise von Istrien nach München. Am dortigen Flughafen will er in den frühen Morgenstunden seinen Vater abfangen und ein Auseinanderbrechen der Familie verhindern. Die Fahrt wird zu einer Konfrontation mit seinen Ängsten und Enttäuschungen. Letztlich kreist alles um die Frage, ob seine Eltern die sind, für die er sie gehalten hat.

Kurz vor Weihnachten besucht Helene ihre Eltern, doch nicht ein gemeinsamer Heiligabend, sondern die Scheidung von Mutter und Vater ist der Anlass. Die Tochter soll helfen, den Besitz und emotionalen Ballast aus 40 Ehejahren zu sortieren und seziert dabei mit viel Sprachwitz ihr ehemaliges Zuhause und das Verhalten der Eltern. Nora Schramms Debütroman erzählt mit Humor und in starken Bildern von bürgerlichen Werten, die ins Wanken geraten und von Überzeugungen, die nicht mehr sicher sind.

Cemal, der Protagonist in Şehnaz Dosts Debütroman, ist nirgends so richtig angekommen. Bis er acht Jahre alt war, lebte er in der Türkei bei seinen Großeltern. Dann holten ihn seine Eltern nach Deutschland, er verlor sein Zuhause. Nun mit Ende 30 möchte er für seine Tochter ein stabiles Umfeld schaffen, muss die Trennung von seiner Frau Gül verarbeiten und lernt Georg kennen. Nachts begegnet ihm immer wieder seine Urgroßmutter Süveyde im Traum. Şehnaz Dost erzählt sprachlich beeindruckend von Fremdheit, Sehnsucht und Einsamkeit.

Liz, die Protagonistin in Simone Kuchers Debütroman "Die Lichten Sommer" wird Anfang der 50er-Jahre in einem kleinen Dorf in Süddeutschland geboren. Sie ist das Kind von Geflüchteten, die nach Kriegsende als Deutsche aus der ehemaligen Tschechoslowakei vertrieben wurden. Anders als ihre Mutter, die sich in ihre Erinnerungen an die alte Heimat zurückzieht, will Liz sich ein Leben aufbauen. Doch als junge Frau auf sich allein gestellt, ist das schwer. Einfühlsam erzählt Simone Kucher von Vertreibung, Heimat und der Last der Vergangenheit.