Medienmacher
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11. August 2016, 14:44 Uhr
Die Medienlandschaft der DDR veränderte sich mit der Wende radikal. Der DFF, das ehemalige DDR-Fernsehen, wurde 1992 abgeschafft. Die wenigen überregionalen Zeitungen versanken in der Bedeutungslosigkeit. Nur die Regionalblätter erfreuten sich ungebrochener Beliebtheit. Das weckte das Interesse der Großverlage in Westdeutschland. In Thüringen übernahm damals die WAZ-Gruppe den Großteil der regionalen Zeitungen. Und auch die meisten Chefredakteure kamen, zumindest anfangs, aus dem Westen.
Eine Ausnahme war damals Sergej Lochtofen, der ehemalige Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen Zeitung. Fast 20 Jahre lang gab er den Ton an in einer der wichtigsten Tageszeitungen des Bundeslandes. Der in Russland geborene und in der DDR aufgewachsene Lochthofen verstand es dank seiner weitreichenden Präsenz in den gesamtdeutschen Medien hervorragend ein differenziertes Bild des Ostens zu vermitteln und galt als die "Stimme" der neuen Bundesländer.
Dann aber fiel sein Amt den Zentralisierungsmechanismen der Funke Mediengruppe, vormals WAZ, zum Opfer. Sie setzte eine konsequente Zentralisierung aller Redaktionen um, auch um Kosten zu sparen und die Strukturen übersichtlich zu gestalten. Inzwischen besitzt die Funke Mediengruppe deutschlandweit zwölf Tageszeitungen in fünf Bundesländern. Der neue Chef in der Berliner Zentralredaktion ist der Heidelberger Jörg Quoos. Sergej Lochthofen versteht nach wie vor nicht, wie in diesen Strukturen regional relevanter Journalismus am Leben erhalten werden kann.