Pflanzlich statt tierisch Uni Magdeburg macht RNA-Impfstoffe "vegan" und sicherer

31. Mai 2021, 10:39 Uhr

Impfstoffe auf mRNA-Basis sind eine moderne Antwort der Wissenschaft auf die Corona-Pandemie und unter den verwendeten Impfstoffen in Deutschland derzeit mit Abstand am häufigsten in Gebrauch. Allerdings basieren sie nach wie vor auf tierischem Cholesterol, was verschiedene Nachteile mit sich bringt. Dank Forschung aus Magdeburg könnte sich das ziemlich schnell ändern.

Nahaufnahme einer Ampulle mit einem mRNA-Impfsoff beim Herausziehen mit der Spritze. Grüner Hintergrund, schematische Blätterillustrationen auf Hintergrund verteilt.
Bisher wird für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen tierisches statt pflanzliches Cholesterol verwendet. Doch das könnte sich bald ändern. Bildrechte: imago images/Fotostand (M, mit Pixabay/Clker-Free-Vector-Images)

Die Frage, ob ein mRNA-Impfstoff überhaupt vegan sein kann, hinterlässt sehr viel philosophischen Spielraum. Bei der Trägerflüssigkeit sieht das schon ein bisschen anders aus. Hier lässt sich zumindest sagen: Die bisher verabreichten Corona-Impfungen auf mRNA-Basis sind nicht vegan. Das mag nicht nur diejenigen stören, deren ethische Einstellung keine Nutztierhaltung vorsieht, sondern hat auch klare Nachteile für alle. Aber der Reihe nach.

RNA, diese drei Buchstaben zählen zu den zahlreichen Vokabeln, die es vor der Pandemie unmöglich in den Alltagsschnack geschafft hätten. Mittlerweile wissen aber viele Menschen, dass sie die Idee hinter einer sehr modernen Art des Impfens sind, die mit Corona erstmals in die Praxis umgesetzt wurde. Der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer ist unter allen Corona-Impfstoffen der bis jetzt mit Abstand meistverimpfte in Deutschland. Es werden aber vor allem auch weltweit große Mengen an (mRNA-)Impfungen gebraucht. Mit einem neuen Verfahren, das auf eine pflanzliche statt auf eine tierische Trägerflüssigkeit setzt, soll es künftig einfacher sein, große Mengen herzustellen.

Cholesterin steckt auch im Impfstoff

Damit der kleine mRNA-Teil auch in die menschlichen Zellen kommt, braucht es eine Art Transportsystem. Das ist eine Flüssigkeit – von außen sieht so ein Impfstoff für uns deshalb praktisch wie Wasser aus.

Eigentlich ist das aber ein Lipid-Cocktail. Lipide sind Fette, also nicht-wasserlösliche Stoffe. Zusammen mit dem mRNA-Teil entstehen Nanopartikel, die es in die Zellen schaffen. Dieser Lipid-Cocktail besteht zu einem wesentlichen Teil aus Cholesterol, was man im Zusammenhang mit einer gesunden oder ungesunden Ernährung vor allem als Cholesterin kennt – ein vor allem tierischer, fettartiger Naturstoff.

Mehr Impfstoff für mehr Menschen

Für die industrielle Herstellung der Impfstoffe wird das Cholesterol z.B. aus Schafwolle oder tierischem Gewebe gewonnen. Hier besteht allerdings das Risiko, durch ungewollte Übertragung Gehirnerkrankungen auszulösen – Schädigungen des Gehirns, die unter dem Namen Prionerkrankung bekannt sind. Eine seit der den 1990er-Jahren sehr bekannte Form bei Rindern ist BSE.

Ein Risiko, das mit Hilfe von Forschung aus Magdeburg künftig ausgeschlossen werden könnte. Zusammen mit einem Pharmaunternehmen ist es jetzt gelungen, ein industrietaugliches Verfahren zu entwickeln, Cholesterol pflanzlich herzustellen. Dadurch "… können solche Verunreinigungen und Kontaminationen nicht auftreten", sagt Dieter Schinzer, Professor am Institut für Chemie der Universität Magdeburg. Und weiter:

Durch diesen Produktionsprozess wird ein wichtiger Schritt zur Überwindung des Mangels von Lipiden bei der Produktion weltweit benötigter und lebensrettender Impfstoffe geleistet, um die Pandemie erfolgreich zu bekämpfen.

Prof. Dr. Dietrich Schinzer Uni Magdeburg

Es lässt sich also sagen: "Veganer" mRNA-Impfstoff wird weder eine Modeerscheinung noch in erster Linie eine Frage ethischer Überzeugung sein. Sondern schlichtweg notwendig, um Impfrisiken weiter zu minimieren und die Welt mit genug Impfstoff zu versorgen.

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