Ansatz mit gen-silencing RNA Vielversprechende Corona-Therapie kann die Viren direkt angreifen

27. Mai 2021, 13:43 Uhr

Medikamente sind ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Covid-19. Australische Forscher haben eine Möglichkeit gefunden, die Menge der Viren um 99,9 Prozent zu reduzieren – indem ihre Gene direkt angegriffen werden.

Corona Therapie in Moskau 3 min
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Die australischen Forschenden der Griffith University in Brisbane haben zusammen mit US-Kollegen einen vielversprechenden Ansatz gegen Covid-19 weiterentwickelt: Mit der sogenannten gen-silencing RNA-Methode sollen die Gene des Virus direkt angegriffen werden. Dadurch wird die Replikation des Virus gehemmt, es kann sich also nicht weiter ausbreiten. Die RNA enthält Teile der Erbinformation, ähnlich der DNA – in diesem Fall wird die sogenannte small-interfering RNA (siRNA) genutzt, die das Funktionieren von normaler RNA unterbinden kann.

Nötige Partikel leicht zu lagern und kostengünstig

Bei bisherigen Behandlungsmethoden kamen vor allem Medikamente zum Einsatz, die die Symptome der Erkrankung milderten. Mit dem neuartigen Ansatz wird Sars-CoV-2 nun direkt an der Vermehrung gehindert. Über spezielle Teilchen (Lipid-Nanopartikel, ähnlich wie sie auch bei den aktuellen Impfungen verwendet werden) soll die siRNA dann zur Lunge transportiert werden, wo die Coronaviren oftmals den größten Schaden anrichtet.

Gen-silencing und siRNA Gen-silencing (von Silence = Schweigen) ist ein auch medizinisch genutzter Vorgang der Genetik, bei dem die Umsetzung der in den Genen steckenden Erbinformation unterdrückt wird. Das geschieht bei der Übertragung der DNA (Trägerin der Erbinformation) auf die RNA (transportiert und übersetzt die Erbinformation). Im Fall der neuartigen Therapie gegen Covid-19 soll eine besondere Form der RNA, die small-interfering RNA (siRNA) genutzt werden (small = klein/wenig, interfering = eingreifend). Diese ist kürzer als andere RNA-Sorten und übersetzt nicht, sondern verbindet sich mit anderen RNA-Molekülen, womit sie deren Funktion unterbindet. Damit kann letztlich auch die Vermehrung von Viren wie Sars-CoV-2 gestoppt werden.

Mit der neuartigen Methode könnten 99,9 Prozent der Viren abgetötet werden, wie Prof. Nigel McMillan, Co-Autor der im Fachjournal "Molecular Therapy" erschienenen Studie, erläutert: "Diese getarnten Nanopartikel können an eine Vielzahl von Lungenzellen abgegeben werden und virale Gene zum Schweigen bringen."

Diese RNA-Medizin folgt einer Such- und Zerstörungs-Mission. Sie kann das Virus direkt bei Infizierten in der Lunge zerstören.

Prof. Nigel McMillan, Co-Autor der Studie

Laut seinem Kollegen Prof. Kevin Morris funktioniere die Behandlung auch bei anderen Coronaviren wie Sars-CoV-1 und bei künftigen Varianten von Sars-CoV-2. Da die Therapie zudem sehr spezifisch wirke, seien Nebenwirkungen auf andere Zellen nicht zu erwarten.

Ein weiterer Vorteil der gen-silencing-RNA-Therapie: Die Nanopartikel können bei Raumtemperatur rund einen Monat gelagert werden und sind damit auch in Gegenden mit schwierigen Kühlbedingungen wie etwa in Afrika eine Option. Zudem könnten sie kostengünstig produziert werden, wie Prof. Morris betont.

Leipziger Virologe: Noch kein Durchbruch

Allerdings wurde die Wirkung bislang ausschließlich im Labor und an Tieren getestet. Klinische Studien stehen noch aus. Auch in Leipzig wird an der Heilmethode mit siRNA gearbeitet. Was sagt der Virologe Dr. Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) zur Veröffentlichung der Kollegen aus Australien und den USA?

Die ist in einem relativ frühen Stadium der Entwicklung. Jetzt hier schon von einem Durchbruch zu sprechen ist definitiv zu früh. Zum Beispiel werden die siRNAs noch vor oder während der Virusinfektion verabreicht. Hier muss man dahinkommen, dass dieser Wirkstoff erst dann verabreicht wird, wenn eine symptomatische Infektion ausgebrochen ist. Da sind die Studienautoren noch nicht.

Dr. Sebastian Ulbert, Leipziger Virologe

cdi/mwe

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