Eine Frau nimmt in einem Labor tiefgefrorene Urinproben aus einem Gefrierschrank
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WISSENS-NEWS Gefährlicher Weichmacher in Urin zahlreicher Menschen festgestellt

05. Februar 2024, 12:33 Uhr

Das Umweltbundesamt hat im Urin zahlreicher Menschen Hinweise auf den gefährlichen Weichmacher Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP) entdeckt. Dieser ist eigentlich seit Jahren streng reglementiert und größtenteils verboten. Die Substanz hat eine fortpflanzungsschädigende Wirkung. Wie die Menschen mit ihr in Berührung kamen, ist noch unklar.

Das Umweltbundesamt (Uba) hat im Urin zahlreicher Menschen in Deutschland Hinweise auf einen gefährlichen Weichmacher entdeckt, der seit Jahren streng reglementiert und großteils verboten ist. In der aktuell noch laufenden 6. Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit sei bislang in 28 Prozent der Proben der Metabolit MnHexP entdeckt worden, sagte Uba-Toxikologin Marika Kolossa.

Fortpflanzungsschädigender Stoff

Der Metabolit ist ein Abbauprodukt des Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP). Nach Ergebnissen von Tierversuchen sei er laut Kolossa ein fortpflanzungsschädigender Stoff. Er wirke vor allem auf die Fortpflanzungsorgane männlicher Föten im Mutterleib. Er könne aber auch für Erwachsene schädlich sein und das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit erhöhen, was aus weiteren Tierversuchen hervorgehe. In einzelnen Menschen seien Konzentrationen entdeckt worden, "die so hoch sind, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht auszuschließen ist".

Kürzlich waren Ergebnisse einer Untersuchung zu Proben in Nordrhein-Westfalen bekannt geworden. Ergebnis: Im Untersuchungszeitraum habe sich der Anteil der mit MnHeP belasteten Proben von 26 Prozent (2017/18) auf 61 Prozent (2020/21) erhöht, heißt es in einer Mitteilung des Lanuv vom 31. Januar. Die Konzentration bei hochbelasteten Kindern habe sich in etwa verzehnfacht. Die Ursache dafür sei völlig unklar.

Bundesweite Detektivarbeit

DnHexP ist in der EU seit vielen Jahren stark beschränkt beziehungsweise verboten. Unter bestimmten Umständen könne die Substanz dennoch in der EU auftreten, etwa in Importerzeugnissen, die den Stoff enthalten, sagte Chemikalienexperte Lars Tietjen vom Uba. Er könne möglicherweise auch in alten, in der EU produzierten Produkten erhalten sein. "Das ist eine richtige Detektivgeschichte. Wir suchen jetzt auf voller Ebene in Deutschland", sagt Kolossa. Das Umweltbundesamt arbeite auch eng mit EU-Behörden zusammen, um die Quelle ausfindig zu machen.

dpa

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