Blick in einen Fichtenwald mit moosbedecktem Waldboden und Baumstumpf
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Wissen-News Europäische Waldpflanzen wandern wegen Stickstoff-Verschmutzung nach Westen

11. Oktober 2024, 12:05 Uhr

Bislang war man davon ausgegangen, dass hauptsächlich der Klimawandel für Pflanzenwanderungen verantwortlich ist. Eine aktuelle Studie legt nun nahe, dass für die Wanderung europäischer Waldpflanzen die Stickstoffverschmutzung den deutlich größeren Einfluss hat.

Die Verbreitungsgebiete europäischer Waldpflanzen verschieben sich nach Westen. Schuld daran ist allerdings nur in geringerem Maße der Klimawandel. Hauptsächlich ist die Westverschiebung auf hohe Stickstoffeinträge zurückzuführen, das hat eine aktuelle Studie unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) herausgefunden.

Bislang war man davon ausgegangen, dass hauptsächlich der Klimawandel für Pflanzenwanderungen verantwortlich ist. Die aktuelle Studie der Forschenden im Journal Science legt nun nahe, dass dieser für die Wanderung der Europäischen Waldpflanzen allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt. Die Ergebnisse sind spannend, weil sie hervorheben, dass jenseits der Klimaveränderungen eine ganze Reihe an Umweltfaktoren sich auf die Artenvielfalt auswirken.

Klimawandel ist nicht der einzige Einflussfaktor

"Die Wechselwirkungen des Klimawandels mit historisch wichtigen Faktoren werden häufig übersehen", sagt Co-Autor Dr. Ingmar Staude, Wissenschaftler bei iDiv und der Universität Leipzig. "Dies wirft eine wichtige Frage auf: Wie können sich Ökosysteme an steigende Temperaturen anpassen, während die Verschiebungen der Artenvielfalt hauptsächlich durch andere Umweltveränderungen, insbesondere die Luftverschmutzung, verursacht werden?"

Die Forschenden untersuchten Daten aus knapp 3.000 europäischen Waldvegetationen und kamen zu dem Ergebnis, dass europäische Waldpflanzen ihr Verbreitungsgebiet mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3,6 Kilometern pro Jahr nach Westen verschieben. Betroffen sind 39 Prozent der Arten. Damit verbreiten sie sich deutlich stärker nach Westen als nach Norden. Letzteres wäre angesichts der klimatischen Veränderungen wahrscheinlicher gewesen. Der Grund für die West-Wanderung der Pflanzen sind hohe Stickstoffeinträge durch Luftverschmutzung, die eine schnelle Ansiedelung stickstofftoleranter Arten vor allem aus Osteuropa nach Westen ermöglichen. Deren Ansiedlung wiederum sorgt allerdings auch für die Verdrängung hoch spezialisierter Pflanzenarten.

Untersuchungen seit über 90 Jahren

Zu den europäischen Waldpflanzen gehören Arten, die auf dem Waldboden wachsen, beispielsweise Zypressenmoos, Pilze, Farne und Heidekraut. In der Studie wurden die Verschiebungen im Verbreitungsgebiet von 266 europäischen Waldpflanzenarten über mehrere Jahrzehnte analysiert. An einigen Standorten wurden die ersten Messungen schon 1933 gemacht.

Links/Studien

Die Studie Unexpected westward range shifts in European forest plants link to nitrogen deposition ist im Journal Science erschienen und kann hier nachgelesen werden.

iz

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 08. Oktober 2024 | 13:14 Uhr

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