Blick in den Nationalpark Monteverde in Costa Rica.
Eines der weltweit bekanntesten Beispiele für nachgewachsenen Tropenwald: Der Nationalpark Monteverde in Costa Rica. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Lösung für Klimaschutz Abgeholzte Tropenwälder erholen sich erstaunlich schnell

21. März 2024, 14:17 Uhr

Tropische Wälder verfügen über ein erstaunliches Regenerationspotential. Eine Studie unter mitteldeutscher Beteiligung zeigt, dass nachwachsende Tropenwälder bereits nach 20 Jahren 80 Prozent ihrer alten Merkmale wiedererlangt haben. Ökologen sehen darin eine kostengünstige Lösung für den Klimaschutz.

Jedes Jahr werden weltweit 158.000 Quadratkilometer tropischer Wälder abgeholzt. Das ist eine Fläche, die etwas weniger als der Hälfte der Bundesrepublik entspricht. Es geht um Holz, Papier und die Gewinnung von Bodenschätzen. Aber auch die Umwandlung in Palmöl-Plantagen für die Herstellung sogenannter Biokraftstoffe trägt in hohem Maße zum Verschwinden dieser Lebensräume bei. Derzeit sind noch etwa zehn bis 13 Millionen Quadratkilometer der Erdoberfläche mit tropischen Regenwäldern bedeckt. Würde ihre Abholzung in dem gegenwärtigen Tempo weitergehen, wären sie in zirka 63 bis 82 Jahren komplett verschwunden – mit entsprechenden Folgen für das Klima und die Biodiversität auf der Erde.

Erstaunlich schnelle Erholung möglich

Luftbildaufnahme einer Palmöl-Plantage in Indonesien
Luftbildaufnahme einer riesigen Palmöl-Plantage in Indonesien. Ein nicht unerheblicher Teil unseres "Biodiesels" wächst dort. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Doch es gibt auch sehr gute Nachrichten. Denn so wie tropische Wälder verschwinden, haben sie auch das Potential, sich erstaunlich schnell wieder zu erholen. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde. Die von der Universität Wageningen in den Niederlanden mit Unterstützung des in Halle, Jena und Leipzig beheimateten Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) durchgeführte Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass nachwachsende Tropenwälder bereits nach 20 Jahren etwa 80 Prozent ihrer ehemaligen charakteristischen Merkmale wiedererlangt haben.

Wälder in Amerika und Westafrika untersucht

Ein Satellit im All 1 min
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1 min

Wir haben es schon oft gehört, dass die Fläche der Regenwälder schrumpft. Hier sieht man die Abholzung im Zeitraffer.

Fr 16.04.2021 14:24Uhr 00:40 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/regenwald-abholzung-zeitraffer-brasilien-amazonas100.html

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Das internationale Team von Tropenökologen nahm für ihre Untersuchung 77 Landschaften und mehr als 2.200 Waldparzellen im tropischen Amerika und Westafrika in den Fokus. Auf ihnen war der ursprüngliche Primärwald abgeholzt und - nach einer zwischenzeitlichen wirtschaftlichen Nutzung - wieder ein natürlicher Sekundärwald (Sukzessionswald) entstanden. Anhand von zwölf Waldeigenschaften analysierten die Forscher, wie der natürliche Prozess der Regeneration dieser Wälder verläuft und wie die Erholung der einzelnen Waldeigenschaften miteinander zusammenhängt.

Tropenwald-Regeneration hat große Vorteile

Sonne scheint in den Bijilo Forest Park in Gambia.
Natürlich gewachsener Tropenwald im Bijilo Forest Park in Gambia. Bildrechte: IMAGO / Peter Schickert

Dabei fanden die Tropenökologen heraus, dass sich Sekundärwälder erstaunlich schnell erholen. Daraus schließen sie, dass die Regeneration natürlicher Tropenwälder kurzfristig große Vorteile bringen kann. Studien-Erstautor Prof. Lourens Poorter von der Universität Wageningen sagt dazu: "Diese nachwachsenden Wälder bedecken riesige Flächen und können zu den lokalen und globalen Zielen für die Renaturierung von Ökosystemen beitragen. Sie sind von unschätzbarem Wert für den Klimaschutz, die Anpassung an den Klimawandel, die Erhaltung der biologischen Vielfalt und erbringen viele andere Leistungen für die Menschen vor Ort […]."

Waldeigenschaften erholen sich unterschiedlich

Sukzessionswald am Tambopata Flussufer im Naturschutzgebiet Madre de Dios Peru
Sukzessionswald am Tambopata-Flussufer im gleichnamigen Naturschutzgebiet in der Madre de Dios-Region von Peru. Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

Allerdings stellten Poorter und Kollegen auch fest, dass sich die einzelnen Waldeigenschaften unterschiedlich schnell erholen. So werden ihren Analysen zufolge 90 Prozent des Wertes des ursprünglichen Primärwaldes am schnellsten bei der Bodenfruchtbarkeit erreicht. Hier liegt die Erholungszeit des Sekundärwaldes bei erstaunlichen unter zehn Jahren. Bei Holzdichte und Stickstoffbindung liegt die Erholungszeit bei unter 25 Jahren und bei Waldstruktur und Artenvielfalt bei 25 bis 60 Jahren. Am langsamsten erholen sich die Waldeigenschaften in Sekundärwäldern bei der oberirdischen Biomasse und der Artenzusammensetzung. Hier liegt der Erholungszeitraum bei über 120 Jahren.

Kostengünstige Lösung für Klimaschutz

Dennoch kommt die internationale Tropenwald-Studie zu dem Schluss, dass die natürliche Regeneration tropischer Wälder eine kostengünstige Lösung für den Klimaschutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt auf der Erde darstellt. So sagt Mitautorin Dr. Nadja Rüger von iDiv und der Universität Leipzig: "Angesichts der lokalen und globalen Bedeutung der Sekundärwälder und ihrer raschen Erholung nach 20 Jahren befürworten wir die unterstützte natürliche Regeneration als kostengünstige, naturbasierte Lösung um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen, der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen, des UN-Klimaabkommens und des Übereinkommens über die biologische Vielfalt zu erreichen."

(dn)

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