Wölfe für die Obduktion
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Wolfs-Monitoring Die meisten Wölfe sterben im Straßenverkehr

23. Juli 2024, 17:21 Uhr

Durch Autos und Schüsse kommen in Deutschland die meisten Wölfe ums Leben, wie ein Monitoringprojekt zeigt. Die Untersuchung belegt auch, dass sie sich zu 90 Prozent von Wildtieren ernähren.

Die meisten Wölfe sterben im Straßenverkehr. Zweithäufigste Todesursache sind Schussverletzungen. Zu diesem Befund ist das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin gekommen. Jeder zehnte eingelieferte tote Wolf wurde illegal geschossen.

Seit 2006 untersucht das Institut alle toten Wölfe in Deutschland. Dabei werden Todesursache, Gesundheitszustand und auch Mageninhalt der Tiere analysiert. Seit einigen Monaten werden allerdings so viele tote Wölfe gemeldet, dass nur noch etwa jedes zweite Tier untersucht wird.

Tod durch Autos oder Viren

Pathologin Claudi Szentiks zufolge zeigen die Daten, dass rund drei Viertel der toten Wölfe an einer Kollision im Verkehr sterben, meist mit Autos auf Landstraßen oder Autobahnen. Besonders Jungtiere, die ihr Rudel auf der Suche nach einem eigenen Territorium verlassen, kommen dabei auf Straßen um.

Teaserbild Video Karte tote Wölfe Mitteldeutschland 1 min
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Ein Mann trägt einen Wolf.
Tote Wölfe aus ganz Deutschland werden im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung untersucht. Bildrechte: Marielle van Uitert_IZW Berlin

2024 wurden bislang 84 tote Wölfe gefunden, von denen 75 im Straßenverkehr umgekommen waren. Bei den Wölfen, die natürlich starben, waren bei gut einem Drittel der Fälle Kämpfe mit anderen Wölfen die Ursache oder Magen-Darm-Rupturen durch spitze Knochenstücke aus der Nahrung. Außerdem gab es Tiere, die an körperlicher Schwäche verendeten in Zusammenhang mit Räudemilben-Infektionen, Staupeviren, Parvoviren oder Adenoviren sowie Einzelfälle anderer Infektionen.

Ein Blick in die Zukunft

Eingewickelte Wölfe
Künftig wird nur noch jeder 2. Wolf obduziert Bildrechte: Marielle van Uitert_IZW Berlin

Wenn nun nur noch jeder zweite Wolf tot aufgefundene Wolf untersucht wird, wäre es denkbar, dass sich das Gesamtbild im Laufe des Jahres ganz anders darstellt? Oder zeigen die bisher gesammelten Zahlen eine wirklich klare Tendenz? Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-IZWs: "Es ist sehr selten in der Wildtierforschung, dass solch eine große Anzahl von Tieren untersucht werden. Für die Mitteilung betrachteten wir ja die gesamten vergangenen Jahre, also insbesondere die Zeit, in der wir alle Kadaver untersuchten, was bis Ende 2023 der Fall war. Insofern geben unsere Zahlen ein gutes Bild der tatsächlichen Lage wieder – und das wird sich auch nicht ändern." Wenn nun in Zukunft nur noch jeder zweite Verkehrsunfall untersucht werde, müsse dieses stichprobenartige Vorgehen bei der prozentualen Berechnung der Todesursachen berücksichtigt werden, erläutert Hofer.

Beeinflusst Straßenverkehr Wolfsbestand?

Zwischen Eichow und Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) ist am Donnerstagmorgen ein Auto mit einem Wolf kollidiert
Wolfsfund im Dezember 2016 im Jerichower Land Bildrechte: IMAGO / Rainer Weisflog

Der Straßenverkehr beeinflusse aber den Wolfsbestand nicht massiv, sagt Marie Neuwald, Referentin Wolf beim Naturschutzbund Nabu. Wölfe, die im Wald verenden, an Krankheiten oder nach Rivalitätskämpfen mit anderen Tieren, werden ihr zufolge oft nicht gefunden, entsprechend fehlen hier Zahlen. Wölfe spielen im Ökosystem eine wichtige Rolle, weil sie die Populationen der Beutetiere in Schach halten und schwache, kranke und Jungtiere beseitigen. Einen natürlichen Feind hat der Wolf nicht, auch wenn es manchmal Verletzungen durch potenzielle Beutetiere gibt, etwa von Wildschweinen.

Wildtiere machen 90 Prozent der Wolfsnahrung aus

Wolf auf Obduktionstisch
Woran starb der Wolf? Das Monitoringprojekt klärt Todesursachen Bildrechte: Marielle van Uitert_IZW Berlin

Analysen des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz (SMNG) zeigten, wovon sich Wölfe zu 90 Prozent ernähren: Von Rehen, Wildschweinen, Rothirschen und Damhirschen. Im Magen einer toten, trächtigen Wölfin wurde hingegen ein Nutria gefunden. Weidetiere wie Schafe oder Ziegen machten bei den analysierten toten Wölfen 1,6 Prozent der Nahrung aus. Für das Beutespektrum des Wolfes sei das fast vernachlässigbar, nicht aber für die Weidehalter, sagt Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-IZW. Die Schafbesitzer müssten großzügig entschädigt werden, schnell und unbürokratisch, sagt er. Es müsse ein Umgang mit den Tieren gefunden werden, der die Interessen aller Beteiligten ernst nehme.

Könnte es regionale Unterschiede im Anteil der Weidetiere in der Nahrung der Wölfe geben? Schutzmaßnahmen für Weidetiere in Sachsen seien besonders umfassend durchgeführt worden und begannen auch früher als anderswo, meint Heribert Hofer. Daher sei es eher unwahrscheinlich, dass es hier einen erhöhten Anteil von Weidetieren in der Nahrung gebe.

Bestand im MDR-Gebiet

Aus dem Monitoringjahr 2022/2023 gibt es folgende Angaben: 184 Wolfsrudel in ganz Deutschland, 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe.

In Sachsen leben derzeit 34 Rudel; in 30 der 41 Territorien pflanzen sich die Tiere fort, der Nachwuchsbestand liegt hier bei insgesamt 99 Welpen.

In Thüringen sind ein Paar und ein Rudel registriert, in einem der beiden Territorien wurden 2 Welpen gesichtet.

In Sachsen-Anhalt waren im Monitoringjahr 2022/23 insgesamt 27 Rudel, 5 Paare, 3 territoriale Einzeltiere. aufgeführt. In 24 Rudeln wurde Reproduktion nachgewiesen, insgesamt wurden 97 Welpen bestätigt.

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Ein Wolf sieht in die Kamera. 18 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR AKTUELL Fr 10.02.2023 12:00Uhr 17:44 min

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lfw mit dpa / Bundesamt für Naturschutz / Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 23. Juli 2024 | 17:15 Uhr