Garten Tigerschnegel gegen Nacktschnecken hilft nicht
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11. August 2023, 13:22 Uhr
Sie gelten als Geheimtipp für den schneckenfreien Garten: Tigerschnegel. Angeblich jagen die gestreiften Räuber die lästigen Schleimer in unseren Gemüsebeeten. Stimmt nur leider nicht, sagen Schneckenforscher.
Kennen Sie den Tigerschnegel? Ja? Dann kümmern Sie sich wohl um einen Garten und kennen das Elend, wenn Schnecken die Erdbeeren anfressen, die ersten zarten Keime von Bohnenpflanzen oder einfach nur, weil Sie barfuß in eine 'reingetreten sind.
"Tigerschnegel gut gegen Schnecken" – nur ein Mythos
Dann haben Sie bestimmt auch schon mal gehört, das der Tigerschnegel – eine zehn bis zwanzig Zentimeter lange, elegant gestreifte Nacktschnecke – andere Schnecken frisst. Ein regelrechter Fressfeind der anderen Schleimer soll er sogar sein.
Die gute Nachricht: Man kann sich gegen Schnecken im Garten wehren. Die schlechte: Der Tigerschnegel ist nicht die Rettung. Dabei wird er in Gartenforen im Internet oft als genau das angepriesen: als Helfer gegen Schnecken. Er fresse andere Schnecken auf, man solle ihn strategisch günstig im Garten ansiedeln, da er sich in einem bestimmten Radius bewege, andere Schnecken verzehre sowie deren Eier-Gelege.
Die Wahrheit über Tigerschnegel: Sie stehen auf Grünzeug
Dr. Heike Reise vom Senckenberg-Institut in Görlitz, Spezialistin in Sachen Schneckenforschung, sieht das aus zwei Gründen kritisch.
Zum einen weiß sie: "Tigerschnegel erreichen niemals eine so hohe Populationsdichte". Zum anderen sei der Tigerschnegel in erster Linie ein Grünfresser. Als Räuber habe er keinen großen Effekt auf die Schneckenpopulation im Garten. Kaufen müsse man Tigerschnegel übrigens nicht, die seien ohnehin da, sagt Dr. Heike Reise:
Normalerweise sieht man die nicht, die sind nämlich streng nachtaktiv. Wenn man nachts mal mit einer Taschenlampe an Hauswänden oder an Mauern herumleuchtet, oder unter alten Brettern, an Brunnen im Garten nachschaut, da findet man ihn.
In Kellern von Bäckereien oder Brauereien wurden früher viele gefunden, weiß Heike Reise. Dort gab es Hefereste, die dem Tigerschnegel munden, genau wie Schimmelpilze von Hauswänden, Pilze und totes Pflanzenmaterial. Es könne sein, dass die gestreiften Schnegel vereinzelt junge Schnecken fräßen – das bleibe aber ohne Wirkung auf deren Gesamtzahl im Garten. Kein Wunder, denn bei der Vermehrung sind die langsamer als andere Arten: Tigerschnegel paaren sich nur einmal im Jahr und sind erst nach 1,5 Jahren geschlechtsreif.
Gartenplanung: Kompost an die richtige Stelle
Mit einem gut geplanten Garten kann man dafür sorgen, dass die Schnecke gar nicht erst in die Erdbeeren kriecht, sagt die Forscherin. Ein Paradies für Schnecken ist zum Beispiel der Komposthaufen. Deshalb rät die Spezialistin aus Görlitz: Den Komposthaufen tunlichst nicht neben dem Gemüse- oder Erdbeerbeet platzieren. Auch das Absammeln hilft – unter Planen und Gerümpel, alten Containern. Man kann auch ein Brett als Köder auslegen, darunter sammeln sich die Schnecken dann. Wer es ernst meint mit der Schneckenbekämpfung, tötet die eingesammelten Exemplare zum Beispiel mit kochendem Wasser. Denn wer abgesammelte Schnecken einfach in Nachbars Garten pfeffert, verbreitet sie nur weiter, sagt Dr. Heike Reise. Oder man findet sie bald wieder: Von manchen Schneckenarten weiß man, dass sie an ihren gewohnten Schutzort zurückkehren.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsenspiegel | 28. Juni 2024 | 19:00 Uhr
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