Baumfrosch und Mond bei Nacht
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Wissen-News Warum sich Wildtiere vor dem Vollmond verstecken

16. Oktober 2024, 16:24 Uhr

30 Prozent der untersuchten Wildtierarten mieden in einer aktuellen Studie das Licht des Vollmonds. Das zusätzliche Licht sorgt dafür, dass Beutetiere leichter gefunden werden. Wenn sich die Ergebnisse auf künstliches Licht übertragen lassen, zeigt das weitreichende Folgen unserer Zivilisation.

Viele Wildtierarten meiden das Mondlicht. Das hat eine aktuelle Studie mit automatischen Wildkameras auf drei Kontinenten ergeben. Dreißig Prozent der untersuchten Arten schränkten bei Vollmond ihre Aktivitäten ein. Die Erkenntnisse sind wichtig, weil sie Aufschluss darüber geben, wie sehr wir als Menschen mit der Ausweitung unserer Zivilisation und der damit einhergehenden Beleuchtung auf das Verhalten der Arten einwirken.

Wer sich versteckt, kann bei Vollmond besser gefunden werden

Das Bild zeigt ein Wildtier in der Kamerafalle
Ein scheues Paka in der Kamerafalle. Bildrechte: TEAM - Tropical Ecology Assessment and Monitoring Network.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie deuten darauf hin, dass selbst die Tiere an den dunkelsten Orten der Erde, den Böden tropischer Wälder, ihre Aktivitäten verändern, wenn der Mond besonders hell scheint. Dort kommt zwar nicht sehr viel vom Licht des Mondes an, aber dennoch sei das zusätzliche Licht für Beutetiere eine Gefahr, erläutert Forscher Richard Bischof von der Norwegischen Universität für Biowissenschaften: "Stellen Sie sich vor, Sie spielen in einem dunklen Raum Verstecken, und dann zündet jemand eine Kerze an." Plötzlich könne man sich in diesem Szenario besser orientieren – aber wer versteckt sei, könne auch viel besser gefunden werden.

30 Prozent der Arten sind bei Vollmond weniger aktiv

Insgesamt untersuchten die Forschenden 2,1 Millionen Bilder von Wildkameras aus 17 geschützten Wäldern auf drei Kontinenten. Dabei wurden 86 Säugetierarten erfasst – zwölf von ihnen zeigten eine starke Vermeidung von Mondlicht, während drei Arten vom Mondlicht stark angezogen wurden. Neben diesen sehr starken Reaktionen konnten die Forschenden aber auch nachweisen, dass viele Wildtiere immerhin noch schwach auf das zusätzliche Mondlicht reagieren, beispielsweise, indem sie ihre nächtlichen Gewohnheiten ändern oder ihr Aktivitätsniveau leicht reduzieren. Insgesamt reagierten 30 Prozent der untersuchten Arten mit Vermeidung auf das Mondlicht.

Urbanisierung und Lichtverschmutzung könnten weitreichende Auswirkungen haben

Wenn künstliches Licht ähnlich wie Mondlicht auf Wildtiere wirkt, könnte das dazu führen, dass es unter den Wildtieren Gewinner und Verlierer gibt. "Die Gebiete, die aufgrund der Urbanisierung von künstlicher Beleuchtung betroffen sind, nehmen weiter zu", betont Forscher Richard Bischof. Es bestehe die Gefahr, dass sich sowohl die Artenzusammensetzung als auch die Arteninteraktionen in tropischen Waldgesellschaften allein durch die Lichtverhältnisse grundlegend verändern. Gerade tropische Regenwälder sind nämlich noch von einer weiteren Lichtveränderung betroffen: Obwohl sie einen erheblichen Teil der biologischen Vielfalt beherbergen, werden sie in alarmierendem Tempo gerodet. Das führe zu einer geringeren Dichte der Baumkronen – was wiederrum bedeute, dass mehr Licht auf den ursprünglich dunklen Waldboden fällt.

Links/Studien

Die Studie The moon’s influence on the activity of tropical forest mammals ist im Journal Biologcal Science erschienen und kann hier nachgelesen werden.

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Covergrafik zur Podcast-Folge von "Meine Challenge": Ich suche die Wildnis. Die Illustration zeigt einen jungen Mann, der mit einem Fernglas in der Hand durch hohes Gras streift. Daneben der Schriftzug: Ich suche die Wildnis. 35 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch

MDR Fr 01.10.2021 12:00Uhr 34:46 min

Audio herunterladen [MP3 | 31,8 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 63,4 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/challenge/ich-suche-die-wildnis-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Dieses Thema im Programm: MDR TWEENS | MDR TWEENS | 16. November 2022 | 14:21 Uhr

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