GPS und innere Uhr See-Elefanten haben ein ausgezeichnetes "Navi"
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28. Februar 2022, 17:00 Uhr
Pünktlicher als manche Eisenbahn - und das im offenen Ozean: See-Elefanten-Weibchen wissen genau, wann und in welche Richtung sie aufbrechen müssen, um rechtzeitig vor der Geburt zu Hause zu sein.
Die Nördlichen See-Elefanten haben ihre Heimat an der Westküste Nordamerikas. Das Leben eines erwachsenen Weibchens läuft dabei jedes Jahr gleich ab. Nachdem es schwanger wurde, geht es auf Nahrungssuche in den Weiten und Tiefen des Pazifiks. Dann kurzer Zwischenstopp an Land für den jährlichen Fellwechsel, dann wieder Monate lang Nahrungssuche im Ozean. Kurz vor der Geburt des Kindes kommt das Weibchen zurück an seinen Heimatstrand, bringt das Kind zur Welt, gibt ihm knapp vier Wochen lang Milch und ist wenig später schon wieder paarungsbereit und -willig. Es wird begattet, und der jährliche Kreislauf beginnt von vorn.
Ähnliche sich wiederholende Jahreszyklen gibt es recht oft im Tierreich. Aber die zeitliche und örtliche Genauigkeit, mit der See-Elefanten-Weibchen "reisen", ist äußerst beachtlich. Sie sind Monate lang unterwegs, um sich ein Nahrungspolster anzufressen und legen dabei etwa 10.000 Kilometer zurück. Und doch scheinen sie genau zu wissen, wann sie umkehren und in welche Richtung sie schwimmen müssen, um fast auf den Tag genau rechtzeitig vor der Geburt wieder an "ihrem" Strand zu sein.
Gefühl für Raum und Zeit
Die Biologin Roxanne Beltran von der University of California Santa Cruz hat gemeinsam mit sechs Kollegen das Verhalten dieser Tiere untersucht. Daten von mehr als 100 mit Sendern versehenen See-Elefanten-Weibchen wurden dafür ausgewertet. Und die erstaunliche Erkenntnis war, dass die Tiere über ein ausgezeichnetes Gespür für Raum und Zeit verfügen müssen.
Die Daten belegen, dass nicht die seit dem Start der Reise vergangene Zeit oder die Menge der "angefutterten" Nahrung bestimmen, wann die Robben die Heimreise antreten, sondern einzig die Entfernung zum Heimatstrand. Je weiter es die Tiere zum Strand haben, umso früher beginnen sie die Heimreise - und umgekehrt.
"Wir hatten erwartet, dass Robben, die bei ihrer Nahrungssuche erfolgreich waren, früher zurückkehren würden, aber das war nicht der Fall", sagt Roxanne Beltran. "Stattdessen scheinen sie darauf programmiert zu sein, strategisch umzukehren, je nachdem, wo sie sich befinden und wie lange sie für den Rückweg brauchen."
Am Heimatstrand treffen dann fast alle Weibchen zeitgleich und gemeinsam ein. Diese "Synchronität" des Zurückkommens sei jedoch nicht das Ergebnis von "Gruppenreisen", heißt es in der Studie, da jede Robbe ganz allein auf Nahrungssuche geht. Die Tiere sind weit verstreut im Pazifik und kommen doch fast alle gemeinsam ziemlich genau fünf Tage vor der Geburt ihres Kindes "nach Hause".
Welches Sinnesorgan ist verantwortlich?
Welchem Sinn die See-Elefanten ihre gute Navigationsfähigkeit verdanken, ließ sich bislang noch nicht entschlüsseln. Denkbar wäre zum Beispiel, dass sie sich am Himmel orientieren, den Erdmagnetismus spüren können oder sich nach Gehör oder Geruch bewegen.
In künftigen Studien wollen Roxanne Beltran und ihre Kollegen deshalb noch genauer bestimmen, wie präzise die Navigationsfähigkeit der Robben ist - und bestenfalls daraus ableiten, welche Sinneswahrnehmungen der Tiere dabei am wichtigsten sind.
Die Studie wurde unter dem Titel "Elephant seals time their long-distance migrations using a map sense" im Journal "Current Biology" veröffentlicht.
(rr)