Bildung eines neuen Presseisrückens in der zentralen Arktis. 3 min
Bildrechte: Alfred-Wegener-Institut / Andreas Preusser

Wissen-News Auch für Eisbären schwierig: Presseisrücken in Arktis wegen Klimawandels auf Rückzug

08. Januar 2025, 10:30 Uhr

Forschende des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) haben einen Rückgang der unter anderem für Eisbären wichtigen Presseisrücken in der Arktis festgestellt. Grund sei besonders das Schmelzen von altem Eis.

Der Rückgang der Presseisrücken sei eine Folge der "starken Veränderungen" des arktischen Meereises durch den Klimawandel, teilte das Institut am Montag (6. Januar) in Bremerhaven mit. Ein immer größerer Teil des Eises werde nicht älter als ein Jahr, weil es im Sommer schmelze. Insgesamt gebe es ein "drastisches Schmelzen alter Eisschollen".

Ein Achtel der Presseisrücken verschwindet pro Jahrzehnt

Auswertungen von Lasermessungen mit Flugzeugen über einen Zeitraum von 30 Jahren ergaben nach AWI-Angaben, dass die Häufigkeit von Presseisrücken nördlich von Grönland und in der Framstraße pro Jahrzehnt um rund zwölf Prozent abnimmt. Ihre Höhe schrumpft dort um fünf Prozent je Jahrzehnt, wie es in der Untersuchung heißt, die in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde. Auch in der Lincolnsee ergibt sich ein ähnliches Bild. Presseisrücken entstehen, wenn Wind und Strömung Eisschollen zu meterdicken Gebilden übereinander schieben. Sie durchbrechen die sonst ebene Eisfläche und können selbst für eisgängige Schiffe eine unüberwindliche Barriere sein.

Das arktische Meereis geht seit längerem in Folge der Erderwärmung massiv zurück, wie Satellitendaten zeigen. Im Sommer sind heute bereits Regionen um den Nordpol praktisch eisfrei, die es früher nicht waren. Laut AWI war bislang aber unklar, wie sich dieser Rückgang auf Presseisrücken auswirkt. Meereisforscher Thomas Krumpen, der Hauptautor der neuen Studie, erklärt die neuen Befunde: "Ein immer größerer Teil der Arktis besteht aus Eis, das im Sommer schmilzt und nicht älter als ein Jahr wird. Dieses junge, dünne Eis verformt sich leichter und bildet schneller neue Presseisrücken. Man könnte also erwarten, dass deren Häufigkeit eher zunimmt. Dass die Presseisrücken dennoch insgesamt weniger werden, liegt am drastischen Schmelzen alter Eisschollen. Eis, das mehrere Sommer überdauert, weist besonders viele Presseisrücken auf, da es über einen längeren Zeitraum starken Drücken ausgesetzt war. Der Verlust dieses mehrjährigen Eises ist so gravierend, dass wir insgesamt eine Abnahme der Häufigkeit von Presseisrücken in der Arktis beobachten, selbst wenn sich das dünne und junge Eis leichter verformen lässt."

Presseisrücken sind wichtiger Lebensraum von Eisbären. Die Tiere überwintern in den hoch aufragenden Eisbarrieren und bringen darin auch ihre Jungen zur Welt. Dazu bieten die Strukturen auch anderen Organismen Schutz und spielen eine wichtige Rolle bei der Durchmischung des Wassers im Polarmeer und damit bei der Erzeugung von Nährstoffen im Wasser.

Link zur Studie

Die Studie "Smoother sea ice with fewer pressure ridges in a more dynamic Arctic" ist in "Nature Climate Change" erschienen.

afp/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 29. Dezember 2024 | 13:25 Uhr

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