Plastikmüll an der Ostseeküste
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Umweltschutz und Meeresforschung Plastik in der Ostsee: Wie die Uni Rostock den Müll stoppen will

03. Februar 2024, 04:59 Uhr

Seevögel verschlucken sich an Plastikteilen, Müllberge auf dem Ostseegrund, Muscheln und Fische mit Schadstoffen im Körper – längst ist die Verschmutzung der Weltmeere auch in der Ostsee angekommen. Wissenschaftler der Uni Rostock und des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung wollen jetzt in einer großangelegten Studie herausfinden, von wo der Plastikmüll kommt und wie man sie stoppen kann.

Warmer Sand, 25 Grad, ein leichtes Lüftchen und Schaumkronen über den Ostseewellen, die sich als Melange der Kindheitserinnerungen stetig an den Buhnen brechen. Besonders an grauen Wintertagen wirkt die Sehnsucht nach der Ostsee wie der Blick ins Paradies. Schmerzhaft wird es, wenn Erinnerungen und Erwarten nicht mehr mit der Realität korrelieren. Wenn die Luft steht, Algen den Strand säumen, Zigarettenkippen im Sand staksen oder Papiertüren und andere Plastikreste das Ufer verschmutzen. "Plastik stellt eine zunehmende Bedrohung für die Ökosysteme der Ostsee dar", erklären Wissenschaftler der Universität Rostock. "Jährlich gelangen zwischen vier bis zwölf Millionen Tonnen Plastik in die Meere, während der Plastikverbrauch weiterhin steigt."

Die Ostsee
Das ist der Sehnsuchtsort Ostsee. Leider wird er immer mehr mit Plastikmüll geflutet. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Globales Umweltproblem gemeinsam angehen

Um die Plastik in Europas Binnenmeer zu reduzieren, haben sich die Forschenden der Uni Rostock jetzt mit Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) sowie mit Partnern aus Dänemark, Schweden und Polen zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Die Quellen der Plastik zu identifizieren und abzustellen. Das Interreg-Projekt "Circular Ocean-bound Plastic" (COP) wird über einen Zeitraum von drei Jahren mit knapp 2,02 Millionen Euro gefördert.

Plastikmüll am Strand
Eine unbequeme Wahrheit: Viel Plastikmüll stammt tatsächlich von Ausflügen und Events am Strand oder in Ufernähe der Zuflüsse der Ostsee. Bildrechte: IMAGO / penofoto

80 Prozent des Plastiks im Meer kommen vom Land

"Etwa 80 Prozent des Plastikmülls in der Ostsee stammen aus landbasierten Quellen", erklären die Forschenden. Dazu gehörten städtische und ländliche Aktivitäten wie Industrie, Tourismus, Essen im Freien und anderen Veranstaltungen in Ufernähe. Mit dem Projekt wolle man mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Kommunen aus der Küstenregion der südlichen Ostsee Lösungen entwickeln, um den Eintrag von Plastik in das Meer zu stoppen. "Wir möchten Plastik möglichst nahe an seiner Quelle aus dem Flusssystem entfernen und Möglichkeiten der Wiederverwendung und des Recyclings von Meeresplastik identifizieren", heißt es.

Plastikmüll am Strand
Picknick mit Plastikgeschirr - ist tatsächlich auch eine Ursache für die Verschmutzung des Lieblingsurlaubsziel vieler Ostdeutscher. Bildrechte: IMAGO / penofoto

In einem ersten Schritt sollen die wichtigsten Verschmutzungsquellen im Rostocker Stadtgebiet identifiziert werden. Später suchen die Wissenschaftler nach Lösungen, um das im Fluss Warnow befindliche Plastik effektiv zu sammeln. Das soll unter anderem mit speziellen Geräten passieren, welche den Müll aus dem Oberflächenwasser des Flusses entfernen. Das eingesammelte Plastik werde hinsichtlich seiner mechanischen und chemischen Recyclingfähigkeit eingeschätzt und wiederverwertet, schreibt das Team.

Zehn Prozent des Ostseesandes besteht aus Plastik

Damit die Plastik nicht nur aus der Warnow und der Ostsee herausgefiltert wird, sondern überhaupt nicht hineinkommt, wollen die Forschenden zusammen mit den Akteuren der Stadt Vermeidungsstrategien erarbeiten. Diese könnten dann, so der Plan, auch in den weiteren beteiligten Städten Aarhus in Dänemark, Malmö in Schweden und Danzig in Polen angewendet werden.

Hand greift Plastikflasche im Wasser
Für die Studie zur Herkunft des Plastikmülls arbeiten viele Anrainerstatten der Ostsee zusammen. Bildrechte: Clean Denmark

In der Ostsee lagern Umweltschützern zufolge riesige Plastik-Müllberge. Forschungstaucher fanden dort gut erhaltene Verpackungen aus den 1970-er Jahren, ein Hinweis, dass der Abbau noch mehrere Generationen überdauern wird. Zunehmend findet sich Müll auch in den Netzen der Fischer. Etwa zehn Prozent des Ostseesandes soll schon aus Mikroplastik bestehen. Nach Forschungsergebnissen des Meeresmuseums Stralsund ist die Schadstoffkonzentration bei Robben und Schweinswalen – die sich hauptsächlich von Fisch ernähren - so hoch, dass ein Verzehr für uns gesundheitsschädlich wäre. Die Plastik-Fragmente wirken wie klebrige Staubsauger und sammeln Dauergifte aller Art auf: Dioxine, Pestizide, Flammschutzmittel und PCB.

Internationales Projekt

Das Projekt "Circular Ocean-bound Plastic" wird mit Dänemarks Wasser und Umwelt-Cluster (Clean) als federführender Partner des dänischen "Ocean Plastic Forum" umgesetzt. Mit dabei sind außerdem: Das "Plast Center Denmark", der schwedische "Sustainable Business Hub", die Universität Danzig, die "Gdansk Water Foundation", das "Gdansk Sports Center" sowie - wie bereits genannt – die Uni Rostock und das Leibniz Institut für Ostseeforschung Warnemünde.

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