Ein Ruderboot liegt am Naturstrand in der Abendsonne auf der Insel Gotland.
In der Ostsee östlich von Gotland hat die Kieselalge Skeletonema marinoi in 240 Metern Tiefe fast 7.000 Jahre im Schlamm überlebt. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Wissenschaftliche Sensation 7.000 Jahre alte Alge aus Ostsee-Schlamm wieder zum Leben erweckt

28. März 2025, 14:26 Uhr

Nach 7.000 Jahren im Sediment der Ostsee haben deutsche Forscher eine Kieselalge wieder zum Leben erweckt. Ohne Licht und Sauerstoff hatte sie die Zeiten überdauert. Nach ihrer Wiederbelebung aus jahrtausendelangem "Dauerstadium" ist die Alge so fit wie zuvor, sie wächst und gedeiht.

Deutsche Forscher haben eine Ostsee-Alge nach 7.000 Jahren wieder zum Leben erweckt. Wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) in Rostock-Warnemünde mitteilte, war die Kieselalge Skeletonema marinoi vor fast 7.000 Jahren auf den Grund der Ostsee gesunken, wo sie ohne Licht und Sauerstoff im Sediment überdauerte. Laut IOW gehören die Zellen der Kieselalge zu den ältesten Organismen, die aus einem inaktiven "Dauerstadium" erfolgreich wiederbelebt wurden.

Schlafmodus mit reduziertem Stoffwechsel

7.000 Jahre Kieselalge Skeletonema marinoi aus dem Ostsee-Schlamm
Eine fast 7.000 Jahre Kieselalge Skeletonema marinoi aus dem Ostsee-Schlamm. Bildrechte: S. Bolius/IOW

Skeletonema marinoi gehört nach Angaben der Forscher zu jenen Lebewesen, die in der Lage sind, bei ungünstigen Bedingungen in eine Art Schlafmodus mit reduziertem Stoffwechsel überzugehen. Dabei werden sogenannte Dauerstadien mit stabilen Schutzhüllen und eingelagerten Energiereserven gebildet. Die Dauerstadien der nun wiedererweckten Kieselalge Skeletonema marinoi fielen vor 7.000 Jahren auf den Grund der Ostsee, wo sie von Sediment überlagert und unter Luftabschluss über Jahrtausende konserviert wurden. 2021 kehrten diese Dauerstadien in Sedimentkernen an die Oberfläche zurück, die das Forschungsschiff "Elisabeth Mann Borgese" östlich der Insel Gotland aus 240 Metern Wassertiefe gewonnen hatte.

Nach 7.000 Jahren so fit wie zuvor

Forschungsschiff Elisabeth Mann Borgese
Das Forschungsschiff "Elisabeth Mann Borgese" (Archivbild von 2015) hat die Dauerstadien der Kieselalge 2021 zu Tage gefördert. Bildrechte: imago/Reinhard Balzerek

Wie die IOW-Forscher weiter mitteilten, wurden aus neun Proben im Labor bei günstigen Nährstoff- und Lichtverhältnissen überlebensfähige Algen aus ihrem Dauerstadium erweckt und einzelne Stämme isoliert. Die Kieselalgenart Skeletonema marinoi sei dabei die einzige Phytoplanktonart gewesen, die aus allen Proben wieder erwachte. Die älteste Probe mit lebensfähigen Zellen wurde auf ein Alter von 6871 ± 140 Jahren datiert. Den Forschern zufolge hatten die wiedererweckten Algen nichts von ihrem biologischen Leistungsvermögen eingebüßt: "Sie wachsen, teilen sich und betreiben Photosynthese wie ihre modernen Nachfahren." Skeletonema marinoi ist den Angaben zufolge noch heute in der Ostsee weit verbreitet.

dpa/idw (dn)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Ostsee am Limit - Perspektivwechsel mit Benno Fürmann | 23. Dezember 2024 | 19:15 Uhr

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