Braune Nachtbaumnatter
Die Braune Nachtbaumnatter hat die gesamte Insel Guam eingenommen - und verursacht dabei einen großen wirtschaftlichen Schaden. Bildrechte: imago images / imagebroker

Fremde Arten breiten sich aus Invasion der Frösche und Schlangen: Weltwirtschaft zahlt Milliarden

10. April 2024, 15:37 Uhr

Invasive Reptilien- und Amphibienarten haben die Weltwirtschaft seit Mitte der achtziger Jahre mindestens 16 Milliarden Euro gekostet. Das hat eine aktuelle Studie anhand der "InvaCost"-Datenbank berechnet. Es gibt allerdings auch Maßnahmen, die gegen die aggressive Ausbreitung einiger Frosch- und Schlangenarten helfen könnten.

Arten, die sich über Regionen hinaus ausbreiten, in denen sie heimisch sind – man spricht von einer Invasion – kosten die Weltwirtschaft viel Geld. Zum Beispiel, weil die Arten sich aggressiv ausbreiten und womöglich in ihren neuen Lebensräumen wieder ausgerottet werden müssen. Oder weil sie die Ernte zerstören. In einer aktuell im Fachjournal "Scientific Reports“ veröffentlichten Studie hat ein Team aus Wissenschaftlern berechnet, wie viel solche Invasionen die Weltwirtschaft kosten – allerdings lediglich in Bezug auf Amphibien und Reptilien. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass allein die Invasionen dieser beiden Tierklassen von 1986 bis 2020 Kosten in Höhe von mindestens 16 Milliarden Euro verursacht haben.

Eine Schlangenart nimmt eine ganze Insel ein

Neben dieser erheblichen Summe benennt die Studie zwei Hauptschuldige: Der Nordamerikanische Ochsenfrosch und die Braune Nachtbaumnatter haben global die meisten Kosten verursacht. Die Braune Nachtbaumnatter war damals durch Einschleppungen auf die Insel Guam im Westpazifik gelangt – höchstwahrscheinlich durch Truppentransporte während des Zweiten Weltkrieges.

Weil sie keine natürlichen Feinde hatten, vermehrten sich die Schlangen rasant, heute gibt es auf der Insel mehr als 10.000 der Schlangen pro Quadratkilometer. Und das blieb nicht ohne Wirkung: innerhalb weniger Jahre waren viele Vogelarten und andere Kleintiere der Insel, die als Beutetiere für die Schlange in Frage kamen, vom Aussterben bedroht. Weil die Vögel auf Guam aber eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Pflanzensamen haben, ist nun in Folge der Schlangeninvasion auch die Pflanzenwelt auf der Insel bedroht.

Datensatz erfasst bereits die Kosten von Invasionen

Nordamerikanischer Ochsenfrosch
Der Nordamerikanische Ochsenfrosch ist für einen Großteil der globalen wirtschaftlichen Schäden durch Amphibieninvasionen verantwortlich. Bildrechte: imago/blickwinkel

Doktorand Ismael Soto von der University of South Bohemia in České Budějovice und seine Kolleginnen und Kollegen haben die Kosten, die Amphibien- und Reptilieninvasionen bei uns verursachen, anhand bestehender Daten aus der "InvaCost"-Datenbank untersucht. Das ist eine Datenbank, in der wirtschaftliche Kosten von Arteninvasionen bereits gesammelt werden. Quelle für die Datenbank sind beispielsweise begutachtete Artikel oder Dokumente auf den Websites von Hochschulen, Regierungen und NGOs.

Reptilien verursachen Ernteausfälle

Von den über 16 Milliarden Gesamtkosten, die die Studie Reptilien und Amphibien zurechne, entfielen 6,1 Milliarden Euro auf Amphibieninvasionen und 10,1 Milliarden Euro auf Invasionen von Reptilien, sagt Dr. Phillip Haubrock von der Außenstelle Gelnhausen des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt am Main. Die hohen Kosten, die durch invasive Arten entstehen, stehen oft im Zusammenhang mit Maßnahmen mit ihrer Ausrottung – bei Amphibien sind beispielsweise 99,7 Prozent der verursachten Kosten darauf zurückzuführen. Bei Reptilien sieht es etwas anders aus: hier sind 96,6 Prozent der durch Invasionen verursachten Kosten auf Schäden zurückzuführen, die die Tiere verursacht haben. Oft geht es hier um Ernteverluste.

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Mi 03.02.2021 09:57Uhr 03:06 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/Nosferatu-Spinne-in-Sachsen-100.html

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Philip Haubrock prognostiziert: "Wir gehen außerdem davon aus, dass die Invasionsraten in Zukunft zunehmen werden – dem wird ein Anstieg der wirtschaftlichen Kosten folgen." Man könne diese Kosten allerdings durch Maßnahmen zur Begrenzung globalen Transports invasiver Amphibien und Reptilien mindern. Außerdem sei es möglich, Kosten durch ein frühzeitiges Erkennen von Invasionen zu reduzieren.

Links/Studien

Die aktuelle Studie "Global economic costs of herpetofauna invasions" im Journal scientific reports gibt es hier zum Nachlesen.

iz

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