Umwelt Hoffnung für den Wald: Wie Forscher Borkenkäfer austricksen
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03. September 2020, 15:13 Uhr
Der deutschen Wald kämpft mit der Trockenheit und der größten Borkenkäferplage seit 70 Jahren. Während die Bäume durch Hitze und Trockenheit ausgelaugt sind, vermehren sich die Schädlinge in warmen Jahren besonders stark. Doch es gibt Hoffnung: An der TU Dresden wurde eine Methode entwickelt, mit der man den Käfer umweltfreundlich eindämmen kann.
Wie sich der Borkenkäfer im Wald verhält, das beobachtet Michael Müller, Professor für Waldschutz an der TU Dresden, schon seit vielen Jahren. Dazu gehörte auch, Borkenkäferfallen im Wald aufzustellen.
Diese Fallen betreibt man, um zu schauen, wann die Flugzeit der Borkenkäfer ihren Höhepunkt hat, um dann die Überwachungsmaßnahmen vor Ort zu koordinieren. Und in den Fallen findet man also nicht nur die Borkenkäfer, sondern auch sogenannte Antagonisten, spricht Fressfeinde oder auch Parasiten.
Borkenkäfer verbreiten Lockstoffe, sogenannte Pheromone. Damit locken Borkenkäfermännchen zum Beispiel ein Weibchen an oder zeigen einem anderen Männchen, wo Nahrung zu finden ist. Doch nicht nur die Borkenkäfer verstehen diese Signale, sondern auch die Fressfeinde und Parasiten, die Gegner der Borkenkäfer. Sie wissen ganz genau: Wo ein Lockstoff ist, ist auch ein Borkenkäfer, und damit einen leckerer Snack oder ein neuer Wirt.
Daraus entstand der Gedanke: Gibt es nicht Möglichkeiten, die Antagonisten des Borkenkäfers anzulocken, ohne gleichzeitig den Borkenkäfer anzulocken.
Aus dieser Grundidee entwickelte Michael Müller mit seinem Team schließlich eine Methode, mit der bekannte Lockstoffe verschiedener Borkenkäferarten gezielt in verschiedenen Wäldern eingesetzt werden.
So wird der Borkerkäfer einfach ausgetrickst. Denn die Arten, die Laubbäume besiedeln, kennen die Pheromone der Nadelbaumborkenkäfer nicht - und umgekehrt. Viele Feinde der Borkenkäfer können sich jedoch an den Lockstoffen mehrerer Borkenkäferarten orientieren - sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern. Ihnen ist es egal, welche Käferart Signale aussendet, Hauptsache Borkenkäfer.
Wir haben die ersten kleineren Holzlager, an denen wir Versuche gemacht haben, wo wir eine deutliche Minderung des Befalls zeigen können. An einzelnen Hölzern sind wir in der Lage, den Befall um 70 bis 80 Prozent zu senken.
Trotzdem, sagt Michael Müller, es gehe bei dieser Methode eher darum, bereits geerntetes Nutzholz, das noch im Wald liegt, vor dem Borkenkäfer zu schützen. Eine Massenvermehrung von Borkenkäfern, wie wir sie jetzt erleben, zu vernichten, das sei nicht möglich. Das hänge auch vom Gesundheitszustand der Bäume selbst ab und ob sie sich von selbst wieder vitalisieren, oder besser mit Wasser versorgt werden, sagt der Wissenschaftler.
Die Bäume, die jetzt angefallen sind oder befallen sind, sind nicht mehr zu retten, egal wie viel es jetzt regnet.
Der Wald werde sich verändern, das müsse man akzeptieren, sagt Michael Müller. Doch mit seiner Methode der naturnahen Regulierung könne man künftig - in, wie er sagt "Normalzeiten" - die Population von Borkenkäfern niedrig halten.
(aue)
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