Elefant ihne Stoßzahn
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Evolution Mensch ist schuld: Deutlich mehr Elefanten ohne Stoßzähne geboren

28. Oktober 2021, 12:42 Uhr

Der Bürgerkrieg in Mosambik hat nicht nur viele menschliche Opfer gefordert – auch die Wilderei von Elefanten nahm zu. Dadurch stieg der Evolutionsdruck auf die Dickhäuter: Deutlich mehr kamen ohne Stoßzähne zur Welt.

Wilderei ist eine große Gefahr für Elefanten, die besonders wegen ihrer Stoßzähne gejagt werden. In der Zeit des Bürgerkriegs in Mosambik (1977 bis 1992) nahm dieses Problem noch zu, da die Kriegsparteien mit dem Verkauf des Elfenbeins u.a. Waffenkäufe finanzierten – über 90 Prozent der Tiere im Gorongosa-Nationalpark im Zentrum des Landes wurden damals getötet. Damit hat der Mensch auch direkt in die Evolution der Elefanten eingegriffen, wie eine Studie herausgefunden hat, die im Fachmagazin "Science" veröffentlicht wurde: Es wurden deutlich mehr Elefanten ohne Stoßzähne geboren, da diese eine höhere Wahrscheinlichkeit haben zu überleben.

Nur Weibchen ohne Stoßzähne geboren

Das Phänomen wurde bereits vor einigen Jahren beobachtet. Dass es tatsächlich genetische Ursachen hat, konnte damals aber nur indirekt belegt werden. Anders ist dies bei der aktuellen Untersuchung, denn die Forschenden von der Elite-Uni Princeton konnten nun auch das Genom der Elefanten analysieren – und zwar aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg, währenddessen und danach. Das Ergebnis: Durch den Selektionsdruck, der durch die Wilderei ausgelöst wurde, wurde eine bestimmte Genvariante häufiger vererbt, die für das Nicht-Entwickeln von Stoßzähnen wichtig ist. So kamen vor dem Bürgerkrieg nur 18 Prozent der Tiere ohne die Hauer zur Welt, während es in Kriegszeiten rund 50 Prozent waren. "In vielen Populationen, wo es wenig Wilderei gibt, sind etwa zwei bis vier Prozent ohne Stoßzähne", so Elefantenforscherin Joyce Poole von der NGO ElephantVoices im ORF.

Inzwischen ist die Zahl wieder zurückgegangen, aber immer noch haben mehr als die Hälfte der Elefanten im Gorongosa-Nationalpark keine Stoßzähne.

Interessant dabei ist, dass nur Weibchen ohne Stoßzähne geboren wurden. Die Männchen mit der Genvariante hatten keine Überlebenschance und starben schon als Embryo im Mutterleib. Einen ähnlichen Effekt gibt es auch beim Menschen: Manche Zahndefekte können nur Frauen bekommen, weil die männlichen Embryonen mit dieser Genveränderung nicht lebensfähig sind.

Elefanten auch als Schlüsselart wichtig

Die Forschenden weisen zudem daraufhin, dass die Jagd auf die Afrikanischen Elefanten nicht nur Auswirkungen unmittelbar auf diese Art hat. Denn mit ihren Stoßzähnen werfen die Dickhäuter beispielsweise Bäume um und graben im Boden, was wichtig für den Lebensraum von anderen Tierarten ist. Eine bestimmte Eidechsen-Art lebt zum Beispiel am liebsten in Bäumen, die Elefanten umgeworfen haben. Damit erfüllen sie eine Funktion als sogenannte Schlüsselart, von der andere Arten direkt abhängen. Dass menschliche Eingriffe solche konkret nachweisbaren Folgen für Tierpopulationen haben, zeigt sich immer wieder, so etwa beim europäischen Flusskrebs, der wegen menschlichen Handelns auf unserem Kontinent vom Aussterben bedroht ist.

cdi

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