Mysteriöse Kadaverfunde in Botswana Elefantensterben – und niemand weiß warum
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07. Juli 2020, 15:27 Uhr
Seit Mai sind im botswanischen Okavangodelta hunderte Elefanten gestorben. Nur: Es gibt keine offensichtliche Ursache. Immerhin: Corona ist wahrscheinlich nicht schuld. Und auch Wilderei wird ausgeschlossen.
Das blühende Leben aus wilder Fauna und Flora, so wie zahlreiche Naturdokus das Okavango-Delta gern vermitteln, hat einen herben Rückschlag erlitten. Zahlreiche Elefanten sind dort in den vergangenen Wochen gestorben. Anfang Mai wurden erste Funde bekannt, inzwischen betrifft es über 350 Tiere.
Das Traurige: Derzeit scheint es keine Möglichkeit zu geben, den Elefanten zu helfen. Denn die Todesursache ist nach wie vor unbekannt. Zumindest aber können Expertinnen und Experten die mysteriösen Todesfälle eingrenzen und mittlerweile Ursachen ausschließen.
Alle Fälle im engeren Umkreis
Fast alle Kadaver wurden im nördlichen Teil des Deltas gefunden, in der Nähe des botswanischen Dorfs Seronga. Die meisten Tiere sind zudem in Sichtweite von Wasserlöchern gestorben. Inzwischen versuchen Behörden und Tierschutzgruppen, die Kadaver aus der Luft auszumachen.
Corona und Wilderei ausgeschlossen
Die naheliegendste Erklärung bei toten Wildtieren ist oft Wilderei, doch darauf gibt es in diesem Fall keinerlei Hinweise. Wilderei sei vor allem auszuschließen, weil kein Elfenbein entnommen wurde, so der Zoologe und Direktor des Kölner Zoos, Theo Pagel, im Deutschlandfunk. Weiterhin sei es unwahrscheinlich, dass vergiftetes Wasser zum Tod der Tier führt, da in diesem Fall nicht nur Elefanten betroffen sein würden. Vor gut einem Jahr waren in der Region Böden durch den Anthrax-Erreger (Milzbrand) verseucht, was im jetzigen Fall aber durch Tests ausgeschlossen wurde.
Ausreichend Nahrung vorhanden, keine anderen Tiere betroffen
Auch ein Zusammenhang mit Corona ist – wenn auch nicht auszuschließen – zumindest sehr unwahrscheinlich. Eine meist harmlos verlaufende Infektion mit dem Virus ist bisher vor allem für bestimmte Fleischfresser wie Katzen und Nerze bekannt. Zudem scheine keine andere Wildtierart von dem Massensterben betroffen zu sein, erklärt Heike Henderson von der Artenschutzorganisation Future for Elephants der Deutschen Presseagentur. Auch Tiere, die sich von den Kadavern ernähren, würden nicht sterben.
Die Expertin spricht von einem außergewöhnlichem Ausmaß, das sonst höchstens auf eine Dürre zurückzuführen sei. Doch Nahrungsmittelknappheit ist durch lang anhaltende Regenfälle in den letzten Monaten ebenso ausgeschlossen. Für eine Infektion hingegen spricht, dass Elefanten als kontaktfreudig gelten – was zumindest eine Übertragung begünstigen würde.
Wenig Transparenz im elefantenreichen Botwsana
Tierschützerinnen und Tierschützer wie die Kenianerin Dr. Paula Kahumbu kritisieren, dass sich die Regierung von Botswana wenig um eine transparente Aufklärung bemüht. Auf Twitter fragt sie, warum die Regierung den Ernst der Lage herunterspielt.
Nach dpa-Informationen wurde zudem ein Flug ins Delta für Journalisten am Sonntag ohne Begründung kurzfristig abgesagt. Das ist insofern bemerkenswert, als dass sich die Republik Botswana einen guten Ruf im Bereich Naturschutz erarbeitet hat. Elefanten, in diesem Fall afrikanische, gelten als schutzbedürftig und verletzlich, weil ihre Zahl durch Jagd im vergangenen Jahrhundert rapide gesunken ist. Durch ein Jagdverbot konnte sie sich in Botswana wieder erholen, weshalb es dort eine stabile Population gibt.
Zu viele Tiere in Botswana
Die kann aber – die Tiere sind schließlich groß, schwer und in Gruppen unterwegs – auch Schäden anrichten, insbesondere in der Landwirtschaft. Ein Drittel des Elefantenbestands auf dem afrikanischen Kontinent lebt inzwischen in Botswana. Zu viel für das Land. Auch deshalb hat Botswana das kontrollierte Abschießen der nicht mehr als gefährdet eingestuften Tiere im vergangenen Jahr wieder erlaubt. Ziel sollte es aber sein, die Tiere wieder gleichmäßiger über den Kontinent zu verteilen.
flo
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 03. Juli 2020 | 13:25 Uhr
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