Wissen-News Mehr Erdbeben durch menschengemachten Klimawandel
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30. Mai 2024, 16:34 Uhr
Steigende Meeresspiegel infolge des Klimawandels erhöhen den Druck zwischen tektonischen Platten – mit steigender Erdbebengefahr insbesondere in den Küstenregionen der Welt. Das hat eine Potsdamer Studie ergeben.
Der menschengemachte Klimawandel wird weltweit zu mehr und teils sogar stärkeren Erdbeben führen. Das prognostizieren Forschende des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam und der University of Southern California. Als Ursache sehen die Forschenden den mit dem Klimawandel fortschreitenden Anstieg des Meeresspiegels weltweit. Dieser Anstieg ist in der Fachwelt unstrittig und wird jährlich vom Weltklimarat IPCC prognostiziert. Hinzu kommt die zunehmende Stärke von extremen Wetterereignissen wie Stürmen. Beides erhöht den mechanischen Druck im Gefüge tektonischer Platten und führt zu Änderungen in den seismischen Zyklen – mit steigender Erdbebengefahr insbesondere in den Küstenregionen der Welt.
Erdbeben: Seismische Zyklen sind regelmäßige Kreisläufe
Erdbeben entstehen durch das plötzliche, ruckartige Verschieben von Gesteinsmassen im Untergrund. Dabei wird Energie in Form seismischer Wellen freigesetzt, die sich vorher durch die großräumige kontinuierliche Verschiebung und gleichzeitigem Verhaken der Erdplatten über lange Zeiträume aufgestaut hat.
Dieser Ladeprozess schreitet so lange fort, bis die Festigkeit des Gesteins überschritten wird und das Gestein an irgendeiner Stelle nachgibt, bricht und rutscht. Danach startet der Ladeprozess von Neuem und bildet so einen wiederkehrenden Kreislauf von Laden und Entladen auf sogenannten tektonischen Störungen. Man nennt dies einen seismischen Zyklus. Je nach den geologischen Randbedingungen kann er Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte lang sein.
Maximal bis zu 70 Meter Meeresspiegel-Anstieg möglich
Durch den menschengemachten Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Atmosphäre schmilzt das Festland-Eis, im Wesentlichen in der Antarktis und auf Grönland. In der Folge steigt weltweit der Meeresspiegel und dieser Prozess beschleunigt sich ständig. Betrug die Rate zwischen 1901 und 1990 noch 1,4 Millimeter pro Jahr, waren es zwischen 1970 und 2015 schon 2,1 und zwischen 2006 und 2015 bis zu 3,6. Gegenüber dem Zeitraum 1986 bis 2000 wird der Meeresspiegel dem IPCC-Bericht 2023 zufolge im Jahr 2100 im Mittel zwischen 0,43 und 0,84 Meter steigen. Bei Abschmelzen allen Landeises sagen Expertinnen und Experten langfristig sogar einen Anstieg um etwa 70 Meter voraus.
Ob es zu diesem Extrem-Szenario kommen wird, hängt wesentlich von der Einhaltung der Klimaziele und damit der weiteren Emission von Treibhausgasen ab. Fest steht: Auch bei strikter Reduktion werden die oben beschriebenen Effekte noch Jahrhunderte andauern. Hinzu kommt eine wachsende Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen, insbesondere von starken Stürmen.
cdi/pm
Links/Studien
Die Studie "Global Warming Will Increase Earthquake Hazards through Rising Sea Levels and Cascading Effects" wurde im Fachjournal "Seismological Research Letters" veröffentlicht.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. Mai 2024 | 16:00 Uhr
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