Umweltverschmutzung Storch stirbt mit 600 Gramm Haushaltsgummis im Magen
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27. August 2023, 18:58 Uhr
Sind es tragische Einzelfälle oder verenden generell mehr Störche und Vögel als gedacht am Verzehr von Gummi und anderem Abfall? Künftig sollen bei Todesfällen mehr Daten gesammelt werden, hofft man beim Nabu in Leipzig.
600 Gramm Gummibänder, zwanzig verschiedene Arten in vielen Farben: Das ist der Mageninhalt eines Weißstorches aus Bad Dürrenberg, der in der Tierklinik Leipzig gerettet werden sollte.
Allerdings verendete das Jungtier, genau wie schon kurz zuvor ein zweites Tier aus demselben Storchen-Gelege. Die Eltern hatten den Nachwuchs offenbar tagelang mit Gummibändern gefüttert, in der Annahme, es seien Regenwürmer. Die Gummis verklumpten im Verdauungstrakt, der übervolle Magen verlagerte sich in den Hinterleib, wodurch der erste Flugversuch des Jungtieres in einem Schacht endete. Ein drittes Tier dieser Storchenfamilie bleibt verschollen, zu dessen Verbleib gibt es dem Leiter der Vogelschutzhilfe Leipzig, Karsten Peterlein, zufolge bislang keine Hinweise, nachdem Nabu Leipzig und Nabu Merseburg-Querfurt Anfang August dazu aufgerufen hatten, Störche zu melden, die in der Region gesehen wurden.
Aufruf des Nabu
"Die Quelle der Gummibänder soll ausfindig gemacht werden, deshalb bittet der Nabu Leipzig um Unterstützung: Wer hat Informationen zu den Gummibändern? Wer kann bei der Suche helfen? Wer rund um Bad Dürrenberg Störche beobachtet, meldet dem Nabu Leipzig unter info@wildvogelhilfe-leipzig.de wohin sie fliegen und wo sie landen. Das ermöglicht Rückschlüsse auf ihre Nahrungsflächen. Erste Hinweise, die bereits auf Mülldeponien und Kompostieranlagen gefunden wurden, werden gerade ausgewertet."
Warum fressen Störche Gummis?
Aber warum fressen Störche Gummis? Ist das zufälliger Beifang beim Herumstochern auf dem Feld? "Die finden nichts anderes, Regenwürmer zählen eben zur Nahrung der Störche. Und die andere Konsistenz der Gummis, oder ob der Wurm warm ist oder nicht, das nehmen die Vögel im Schnabel nicht wahr," erklärt Karsten Peterlein, Leiter der Wildvogelhilfe Leipzig. Ihm zufolge häufen sich deutschlandweit die Fälle von Wildvögeln mit Gummibändern und anderen Abfällen im Magen. Die Folgen sind immer die gleichen: "Viele der Tiere sterben daran, da sie keine andere Nahrung mehr aufnehmen können, oder sie werden durch den verhärteten Mageninhalt schwach und flugunfähig."
Tote Vögel im Straßenverkehr: Was steckt dahinter? Daten werden jetzt gesammelt
In Zukunft sollen die Daten toter Störche bundesweit gesammelt werden, sagt Peterlein, und es soll auch genauer untersucht werden, warum Störche beispielsweise auf Straßen umkommen. "Wird ein Vogel von einem Auto überfahren, ist es auf den ersten Blick ein Verkehrsopfer. Aber künftig soll genauer hingeschaut und untersucht werden, ob der Vogel überhaupt fliegen konnte und was er zum Beispiel im Magen hatte." Und diese Daten aus den Regionen sollen beim Nabu bundesweit gesammelt und ausgewertet werden.
Vielleicht ein Schritt zu mehr Klarheit über die Details dessen, was Müll in der Natur anrichtet, ähnlich wie bei Seevögeln. Da hatte eine Studie kürzlich belegt, dass Vögel Plastikmüll zum Teil auch verstoffwechseln.
Wo Störche auch Futter suchen
Auch Störche stochern auf der Suche nach Futter überall herum. Noch dazu scheinen sich die Zugvögel lukrative Futterplätze zu merken. Das zeigen Einträge auf der Internetseite des Projekts der bayerischen Satelittenstörche. Hier kann man die Flugrouten mehrerer Störche beobachten, die mit Sendern ausgestattet sind. Im Januar 2023 ist dort über ein Storchen-Weibchen zu lesen: "Müllkippen bevorzugt: Elfie ist weiterhin in der Camargue, bevorzugt auf der Müllkippe am Nordwestrand der Camargue, südöstlich Nimes bzw. des Flughafens." Störchin Elfie, Jahrgang 2015, war dort bereits 2019 gesichtet worden, wie das Flugbuch zeigt. Wie sich das auf ihren Magen ausgewirkt hat, kann man nicht mehr sagen. Sie brütete zwar regelmäßig in Thüringen, verendete aber im August 2023 – durch einen Blitzschlag.
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